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Sprache und Wirklichkeit
Wer weiss, wie es den homosexuellen Menschen in den 60ern ergangen ist, wenn sie sich als "schwul" geoutet haben? Doch eines ist heute jedem intelligenten Menschen klar: Wenn ein Schwuler sich als "schwul" outet, dann bedeutet dies in etwa folgendes:

Ich bin schwul.

Und nicht etwa: Ich werde schwul.

Ein kleiner Unterschied, der aber eine grosse Bedeutung hat. Sie wird vielleicht deutlicher, bei den Fällen schwuler Männer, die auf Grund gesellschaftlichen Drucks erst einmal eine Beziehung zu einer Frau gehabt haben.

Da heisst es in etwa so: Ich bin schwul und habe in einer hetereosexuellen Beziehung gelebt.

Und nicht etwa: Früher war ich heterosexuell und nun werde ich schwul.

Wer sagen würde "früher war ich hetero und nun bin ich schwul" würde damit zum Ausdruck bringen, dass die sexuelle Orientierung willkürlich änderbar ist. Früher so - heute so. Freundlicherweise ist es sowohl in Medizin als auch in der deutschen Gesellschaft mittlerweile angekommen: Schwul ist man einfach. Oder eben nicht. Eine natürliche Normvariante des menschlichen Lebens. Und auch keine psychische Störung - zumindest nicht mehr seit den 70ern, als Homosexualität aus dem Manual der psychischen Störungen, dem DSM, gestrichen wurde (übrigens auch nicht komplett, aber das ist eine andere Geschichte). Das kam übrigens nicht einfach so, sondern weil sich Schwule und Lesben zusammengetan hatten, um gegen die Diskriminierungen, die hauptsächlich von der Psychoanalyse ausgingen, zur Wehr zu setzen.

Warum schreibe ich über Homosexualität?

Ganz einfach: Bei der Homosexualität gab es einen gesellschaftlichen Wandel. Bei Transsexualität bis heute nicht. So wird Transsexualität immer noch (vorwiegend wieder von der Psychoanalyse) als psychische Störung verstanden, weil ein Mensch z.B. sagt "Ich bin eine Frau", obwohl dieser Mensch einen Penis besitzt. Dass es tatsächlich eine Frau sein kann, hat sich bislang noch nicht rumgesprochen. Gut, fangen wir damit an, setzten wir uns ebenso wie die Homosexuellen in den 60ern endlich selbstbewusst zu Wehr gegen Fehlformulierungen und Geschlechtszuschreibungen, die nicht den Tatsachen entsprechen. Wir sollten den Mut zeigen zu erkennen, dass ebensowenig wie Homosexualität tatsächlich eine "sexuelle Orientierungsstörung" sein konnte, genausowenig auch Transsexualität eine "Geschlechtsidentitätsstörung" sein kann. Die Psychoanalytiker machen Fehler. Fehler die zu Diskriminierungen und Ausgrenzungen führen, wie sie noch bei Schwulen und Lesben in den 1960er zu Diskriminierungen und Ausgrenzungen geführt haben.

Wir sollten den Mut haben zu erkennen, dass das Erkennen des eigenen geschlechtlichen Selbst keine psychische Störung ist, sondern in Wirklichkeit genau das Gegenteil: Wahrheit. Wenn eine transsexuelle Frau erkennt "Ich bin eine Frau", obwohl sie mit Penis und Hoden geboren wurde, dann IST es eine Frau. Wenn ein transsexuelle Mann erkennt "Ich bin ein Mann", dann ist es ein Mann. Uns selbst zu respektieren ist der Anfang von einer gesellschaftlichen Veränderung, in der wir irgendwann auch einmal von den Menschen, die uns umgeben, respektiert werden. Weil wir sagen: Wir sind, wer wir sind.

Auch wenn es mühsam erscheinen mag, doch ist jeder mutige Schritt, der die Menschen an Respekt erinnert, ein wichtiger Schritt. Was das nun mit der verwendeten Sprache bei Homosexualität zu tun hat? Nur das: Es passiert uns wie den Schwulen und Lesben damals. Die, die uns nicht respektieren wollen, verwenden die falsche Sprache um daraus Dinge ableiten zu können, die Diskriminierung, Unverständnis und Ausgrenzung möglich macht.

Es ist wichtig zu erkennen, dass ein transsexuelles Outing ebenso ernst zu nehmen ist, wie ein transsexuelles Outing. Genauso wenig wie ein Mensch für sich erkennt, dass er jetzt "schwul werden" will, so wird ein transsexuelle Mensch zum Zeitpunkt seines Selbsterkennens nicht sagen "Ich will eine Frau werden" (oder ein Mann), sondern er wird erkennen das zu sein, was er ist.

Ich bin eine Frau.

Und nicht etwa: ich werde eine Frau.

Ein kleiner Unterschied, der eine grosse Bedeutung hat.

Ich bin eine Frau und habe früher einmal in der männlichen Rolle gelebt

und nicht etwa: Früher war ich ein Mann und nun werde ich eine Frau.

So wichtig sollten wir uns sein, dass wir diese Unterschiede auch als Unterschiede wahrnehmen - bei uns, und bei anderen. Denn die, die hier die falschen Worte verwenden, respektieren nicht, wer wir sind. Wenn sie es unabsichtlich tun, werden sie ihren Fehler erkennen. Wenn sie es absichtlich tun, werden sie uns ignorieren und uns für verrückt erklären. Und wir werden erkennen...

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