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19.11.2009
Manchmal schreibe ich ja lange Anmoderationen, doch heute möchte ich darauf verzichten. Nur vielleicht ein kleiner Hinweis, auf was sich der folgende Leserbrief bezieht - nämlich auf einen Artikel im Tagesspiegel bzw. ein Interview mit der Soziologin Sabine Hark.

Hier der Artikel: Es gibt nicht nur zwei Geschlechter
(nzw. als Download, falls der Link nicht mehr gehen sollte: Klick)

Und nun der Leserbrief:

Es gibt dennoch bei Vertretern der "gender theory" oft einen Denkfehler. Wer sagt, dass Geschlecht konstruiert sei, trotzdem aber noch den Rückgriff auf ein angebliches "Biologisches Geschlecht" macht um z.B. zu sagen, eine transsexuelle Frau wäre ein "biologischer Mann" bzw. ein "biologischer Mann gewesen" verkennt, dass selbst die Definitionen, was ein "biologisches Geschlecht" sein soll ja selbst lediglich gesellschaftlich definiert sind - in unseren Breitengraden z.B. dadurch in dem mensch z.B. sagt Gonaden und Chromosomensatz wären "das biologische Geschlecht".

Die Paradoxien die durch diese Inkonsequenz entstehen können, sieht man in der medizinischen wie rechtlichen Behandlung transsexueller Menschen, denen man einerseits zugestehen will, dass sowohl medizinische als auch rechtliche Vefahren ihnen helfen sollen, in ihrem "eigentlichen" (von Betroffenen oft "gefühltem" genannten) Geschlecht anerkannt zu werden, trotzdem aber gleichzeitig wieder einen Rückgriff auf ein angebliches "biologisches" Geschlecht tätigt um z.B. medizinische Plichtmassnahmen (wie z.B. Zwangssterilisationen) für die Personenstandsänderung im TSG zu rechtfertigen oder aber meint von "Geschlechtsidentitätsstörungen" sprechen zu müssen (die ja selbst wieder aus einem angeblichen "biologischen Geschlecht" abgeleitet werden).

Viele Betroffene geben sich diesen Paradoxien bis heute hin, da sie ja bislang von diesen Regelungen abhängig sind, anstatt konsequent zu sagen: Ich bin eine Frau (und eben kein Mann oder "ehemaliger Mann"). Transsexuelle Frauen konsequent aus der gender-theory heraus zu betrachten müsste, wenn mensch in der Lage ist Geschlechtsrollenklischees kritisch zu hinterfragen, zum selben Ergebnis führen: Transsexuelle Frauen sind und waren niemals Männer (und Transmänner niemals Frauen).

Insofern ist es die Inkosequenz im Denken vieler Gender-Theoretiker, die im Ansatz das richtige meinen, aber sich dennoch nicht von Ideologien lösen können, in denen dann doch wieder entweder auf Gender-Klischees (Rollenstereotype) als Rechtfertigung für die Ungleichbehandlung von nicht-transsexuellen und transsexuellen menschen zurück gegriffen wird, oder aber dann indirekt dann doch wieder vom "biologischen Geschlecht" gesprochen wird - obwohl hier dann bei näherer Betrachtung dann doch lediglich Genitalien und Chromosomensatz gemeint sind, anstatt den Menschen umfassend und in all seinen Geschlechtsfacetten zu betrachten - mitverantwortlich für die Menschenrechtsverletzungen, denen heute noch transsexuelle Menschen ausgesetzt sind.

Ein wenig mehr Konsequenz und Selbstbewusstsein im Denken könnte hier hilfreich sein - ich bin da aber ehrlich gesagt, ziemlich skeptisch, wenn ich mir ansehe, wie oft selbst z.B. Frauen, die sich "transgender"nennen, dann doch wieder behaupten, sie wären als "biologische Männer" geboren worden und würden nun ihr "Geschlecht wechseln". So einfach scheint es dann doch nicht zu sein, wenn man behauptet, Geschlecht sei lediglich "konstruiert" - oft fehlt da nämlich der letzte Schritt im Denken und die Konsequenz auch das zu Glauben, was man meint glauben zu müssen.

Dass es die "gender theory" gar nicht braucht und sie sich am Ende in ihrer Logik selbst überflüssig macht, wäre das Ergebnis einer konsequenten Anwendung dieser Theorie. Wer Menschen als das akzeptiert, was sie sind... z.B. transsexuelle Frauen als Frauen - braucht/Kann ja nicht sagen, dass es sich "eigentlich" um einen "biologischen Mann" handelt. Und damit würde sich der Kreis wieder zur Biologie schliessen, die manche Menschen aus ideologischer Verblendung heraus nicht bereit sind zu gehen: Anzuerkennen, dass das wichtigste Geschlechtsorgan das menschliche Gehirn ist (Dass es das wichtigste Organ ist, darüber streitet seltsamerweise heute in der Wissenschaft niemand mehr). Transsexualität und Transgender ist demnach kein Widerspruch, sondern erscheint nur solange als einer, solange nicht konsequent zu Ende gedacht wird.
Wer einen Mensch in seinem Selbst akzeptiert und damit seine Selbtdefinition (die aus seinem Innersten entspringt) bereit ist, ohne Einschränkungen anzuerkennen, begeht den selben Schritt, wie derjenige der in der Lage ist, das Gehirn des Menschen als wichtigstes (Geschlechts-)Organ anzuerkennen. Eigentlich ist es ganz einfach: Transsexuelle Frauen sind Frauen, weil sie wissen, dass sie Frauen sind. Transsexuelle Männer sind Männer, weil sie wissen, dass sie Männer sind. Es ist keine Sache des "fühlens wie", sondern des Wissens über sich Selbst.

Daher: Ein Artikel, der zwar nett geschrieben ist, dennoch bei mir Skepsis hervorruft, was die konkrete Hilfestellung in der Realität in Sachen Abbau von Menschenrechtsverletzungen angeht. Wer so denkt, hat in meinen Augen auch die Verpflichtung laut zu sagen, dass es nicht nur eine "gefühlte Menschenrechtsverletzung" ist, wenn es rechtliche Regelungen wie das Transsexuellengesetz (indem Dritte über das Geschlecht eines Menschen verfügen) oder medizinische Definitionen wie "Geschlechtsidentitätsstörungen" (mit dem die Geschlechtsidentität eines Menschen als "gestört" bezeichnet wird) gibt, sondern dass es sich tatsächlich um eine handelt. Und da fehlt mir ehrlich gesagt noch der laute Aufschrei in der Gesellschaft und der Wille mancher Betroffener sich hier engagiert für eine Emanzipation einzusetzen.
Solange es weitaus mehr "in" ist, dass trans-Menschen andere trans-Menschen als "verrückt" bezeichnen können, die sich für die Gleichberechtigung von trans-Menschen einsetzen - solange es weitaus "schicker" zu sein scheint, sich dem Motto hinzugeben "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" (was ja bei dem Abhängigkeitsverhältnis in Sachen medizinischer Leistungsübernahmen nicht verwundert, aber trotzdem ärgert), solange sind Artikel wie der im Tagesspiegel zwar schönes Gerede, doch vermisse ich die Taten.

Wie war das noch? "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!"... Bei 30 Jahre Untätigkeit in Sachen "Transsexuellenrechte" wäre es ja mal Zeit damit anzufangen.

Vielleicht dazu auch noch folgendes:

Link zu einem Arikel der die Schattenseite der gender-theory näher beleuchtet.

 
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