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Manchmal schreibe ich ja lange Anmoderationen, doch heute möchte ich darauf verzichten. Nur vielleicht ein kleiner Hinweis, auf was sich der folgende Leserbrief bezieht - nämlich auf einen Artikel im Tagesspiegel bzw. ein Interview mit der Soziologin Sabine Hark.
Hier der Artikel: Es gibt nicht nur zwei Geschlechter
(nzw. als Download, falls der Link nicht mehr gehen sollte: Klick)
Und nun der Leserbrief:
Es gibt dennoch bei Vertretern der "gender theory" oft einen
Denkfehler. Wer sagt, dass Geschlecht konstruiert sei, trotzdem aber
noch den Rückgriff auf ein angebliches "Biologisches Geschlecht" macht
um z.B. zu sagen, eine transsexuelle Frau wäre ein "biologischer Mann"
bzw. ein "biologischer Mann gewesen" verkennt, dass selbst die
Definitionen, was ein "biologisches Geschlecht" sein soll ja selbst
lediglich gesellschaftlich definiert sind - in unseren Breitengraden
z.B. dadurch in dem mensch z.B. sagt Gonaden und Chromosomensatz wären
"das biologische Geschlecht".
Die Paradoxien die durch diese
Inkonsequenz entstehen können, sieht man in der medizinischen wie
rechtlichen Behandlung transsexueller Menschen, denen man einerseits
zugestehen will, dass sowohl medizinische als auch rechtliche Vefahren
ihnen helfen sollen, in ihrem "eigentlichen" (von Betroffenen oft
"gefühltem" genannten) Geschlecht anerkannt zu werden, trotzdem aber
gleichzeitig wieder einen Rückgriff auf ein angebliches "biologisches"
Geschlecht tätigt um z.B. medizinische Plichtmassnahmen (wie z.B. Zwangssterilisationen) für die
Personenstandsänderung im TSG zu rechtfertigen oder aber meint von
"Geschlechtsidentitätsstörungen" sprechen zu müssen (die ja selbst
wieder aus einem angeblichen "biologischen Geschlecht" abgeleitet
werden).
Viele Betroffene geben sich diesen Paradoxien bis heute
hin, da sie ja bislang von diesen Regelungen abhängig sind, anstatt
konsequent zu sagen: Ich bin eine Frau (und eben kein Mann oder
"ehemaliger Mann"). Transsexuelle Frauen konsequent aus der
gender-theory heraus zu betrachten müsste, wenn mensch in der Lage ist
Geschlechtsrollenklischees kritisch zu hinterfragen, zum selben
Ergebnis führen: Transsexuelle Frauen sind und waren niemals Männer
(und Transmänner niemals Frauen).
Insofern ist es die
Inkosequenz im Denken vieler Gender-Theoretiker, die im Ansatz das
richtige meinen, aber sich dennoch nicht von Ideologien lösen können,
in denen dann doch wieder entweder auf Gender-Klischees
(Rollenstereotype) als Rechtfertigung für die Ungleichbehandlung von
nicht-transsexuellen und transsexuellen menschen zurück gegriffen wird,
oder aber dann indirekt dann doch wieder vom "biologischen Geschlecht"
gesprochen wird - obwohl hier dann bei näherer Betrachtung dann doch
lediglich Genitalien und Chromosomensatz gemeint sind, anstatt den
Menschen umfassend und in all seinen Geschlechtsfacetten zu betrachten
- mitverantwortlich für die Menschenrechtsverletzungen, denen heute
noch transsexuelle Menschen ausgesetzt sind.
Ein wenig mehr
Konsequenz und Selbstbewusstsein im Denken könnte hier hilfreich sein -
ich bin da aber ehrlich gesagt, ziemlich skeptisch, wenn ich mir
ansehe, wie oft selbst z.B. Frauen, die sich "transgender"nennen, dann
doch wieder behaupten, sie wären als "biologische Männer" geboren
worden und würden nun ihr "Geschlecht wechseln". So einfach scheint es
dann doch nicht zu sein, wenn man behauptet, Geschlecht sei lediglich
"konstruiert" - oft fehlt da nämlich der letzte Schritt im Denken und
die Konsequenz auch das zu Glauben, was man meint glauben zu müssen.
Dass
es die "gender theory" gar nicht braucht und sie sich am Ende in ihrer
Logik selbst überflüssig macht, wäre das Ergebnis einer konsequenten
Anwendung dieser Theorie. Wer Menschen als das akzeptiert, was sie
sind... z.B. transsexuelle Frauen als Frauen - braucht/Kann ja nicht
sagen, dass es sich "eigentlich" um einen "biologischen Mann" handelt.
Und damit würde sich der Kreis wieder zur Biologie schliessen, die
manche Menschen aus ideologischer Verblendung heraus nicht bereit sind
zu gehen: Anzuerkennen, dass das wichtigste Geschlechtsorgan das
menschliche Gehirn ist (Dass es das wichtigste Organ ist, darüber
streitet seltsamerweise heute in der Wissenschaft niemand mehr).
Transsexualität und Transgender ist demnach kein Widerspruch, sondern
erscheint nur solange als einer, solange nicht konsequent zu Ende
gedacht wird.
Wer einen Mensch in seinem Selbst akzeptiert und
damit seine Selbtdefinition (die aus seinem Innersten entspringt)
bereit ist, ohne Einschränkungen anzuerkennen, begeht den selben
Schritt, wie derjenige der in der Lage ist, das Gehirn des Menschen als
wichtigstes (Geschlechts-)Organ anzuerkennen. Eigentlich ist es ganz
einfach: Transsexuelle Frauen sind Frauen, weil sie wissen, dass sie
Frauen sind. Transsexuelle Männer sind Männer, weil sie wissen, dass
sie Männer sind. Es ist keine Sache des "fühlens wie", sondern des
Wissens über sich Selbst.
Daher: Ein Artikel, der zwar nett
geschrieben ist, dennoch bei mir Skepsis hervorruft, was die konkrete
Hilfestellung in der Realität in Sachen Abbau von
Menschenrechtsverletzungen angeht. Wer so denkt, hat in meinen Augen
auch die Verpflichtung laut zu sagen, dass es nicht nur eine "gefühlte
Menschenrechtsverletzung" ist, wenn es rechtliche Regelungen wie das
Transsexuellengesetz (indem Dritte über das Geschlecht eines Menschen
verfügen) oder medizinische Definitionen wie
"Geschlechtsidentitätsstörungen" (mit dem die Geschlechtsidentität
eines Menschen als "gestört" bezeichnet wird) gibt, sondern dass es
sich tatsächlich um eine handelt. Und da fehlt mir ehrlich gesagt noch
der laute Aufschrei in der Gesellschaft und der Wille mancher
Betroffener sich hier engagiert für eine Emanzipation einzusetzen.
Solange
es weitaus mehr "in" ist, dass trans-Menschen andere trans-Menschen als
"verrückt" bezeichnen können, die sich für die Gleichberechtigung von
trans-Menschen einsetzen - solange es weitaus "schicker" zu sein
scheint, sich dem Motto hinzugeben "Wes Brot ich ess, des Lied ich
sing" (was ja bei dem Abhängigkeitsverhältnis in Sachen medizinischer
Leistungsübernahmen nicht verwundert, aber trotzdem ärgert), solange
sind Artikel wie der im Tagesspiegel zwar schönes Gerede, doch vermisse
ich die Taten.
Wie war das noch? "An ihren Taten sollt ihr sie
erkennen!"... Bei 30 Jahre Untätigkeit in Sachen "Transsexuellenrechte"
wäre es ja mal Zeit damit anzufangen.
Vielleicht dazu auch noch folgendes:
Link zu einem Arikel der die Schattenseite der gender-theory näher beleuchtet.
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