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Der Deal
"Es sind noch viele Fragen ungeklärt, es ist noch weitere Forschung nötig" ist einer der Sätze, die weltweit dazu verwendet werden, Menschen ihr Recht auf ihr eigenes Geschlecht zu verwehren. Man könnte den Satz auch als "Solange noch Fragen offen sind, behandeln wir dich wie bisher" übersetzen, denn in der Realität bedeutet diese Aussage bei Menschen mit geschlechtlichen Variationen, die nicht in gesellschaftliche Klischeevorstellungen passen, dass weiterhin von Aussen zwangs- und fehlzugeordnet wird - frei nach dem Motto: Solange wir im Dunkeln tappen, hast Du kein Selbstbestimmungsrecht. Den Satz gibt es übrigens schon länger, spätestens seit dem John Money den Begriff "gender identity" ("Geschlechtsidentität") erfand. Eine "gender identity" aber gibt es nicht.

Natalie Shainess war Psychoanalytikerin in New York und schreib 1967 einen Artikel, den sie "The Evolution of Gender Identity" nannte. "Gender Identity" beschreibt sie in diesem Text als Produkt äusserer Einflüsse und meint zugleich, dass Transsexualität durch falsche Erziehung entstünde, ein transsexueller Mensch sei eine ziemlich verwirrte Person, ein psychotischer Mensch, der seine Realität mit Phantasien über sich selbst verwechselt. Im weiteren Verlauf des Artikels geht es um die Entwicklung einer "Gender Identity" von homosexuellen Menschen und welchen Einfluss die Kindheit auf Homosexualität hat.

John Money und Anke Ehrhardt (die bevor sie John Money in Baltimore traf und seine Assistentin wurde, u.a. auch an der Universität Hamburg ihr Diplom erhielt) meinten mit dem Begriff "Gender Identity" "sameness, unity, and persistence of one’s individuality as male, female, or ambivalent...the private experience of gender role." (Money J. Ehrhardt A. Man & woman, boy & girl. Baltimore (MD): John Hopkins University Press; 1972.). "Gender Identity" beinhaltete von Anfang an also den Bezug zur Gesellschaft, zu einer geschlechtlichen "Rolle". "Gender" so sagten sie, sei das Produkt von Lernen und Erfahrung. Ehrhardt war übrigens Präsidentin der International Academy of Sex Research, die Volkmar Sigusch und John Money 1973 gründeten, und deren offizielle Publikationsreihe "Archives of Sexual Behavior" zur Zeit von Kenneth Zucker herausgegeben wird (Zucker ist Vorsitzender der DSM-Group der APA, die versucht u.a. Intersexualität als "gender identity" disorder anzusehen und auch Transsexualität für eine psychische Störung hält). Anke Ehrhardt wurde von der "National Lesbian and Gay Health Foundation" von Nordamerika 1994 ein Preis verliehen. John Money wurde 2002 von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung noch vor seinem Tod mit der Magnus-Hirschfeld-Medaille ausgezeichnet. Interessant, wenn man weiss, dass Genitalverstümmelungen von intersexuellen Kindern häufig noch mit Money und Ehrhard legitimiert werden.

Interessant ist nun auch, dass die Geschichte der sogenannten "gender identity" auch von Anfang an, immer in Zusammenhang mit Intersexualität auftaucht. Anke Ehrhardt selbst hatte in ihrer Laufbahn selbst mit intersexuellen Kindern zu tun. In einer Publikation von 1991 unter dem Titel "Interim Report of the DSM-IV Subcommittee on Gender Identity Disorders" finden sich dann u.a. auch Kenneth Zucker wieder, aber auch Heino Meyer-Bahlburg, zu dessen Spezialgebieten sowohl "Intersexualität" gehört, als auch "Gender Identity Disordes".

Mit "Gender Identity" liess sich also bislang eine ganze Menge legitimieren. Einerseits half der Begriff zwar homosexuellen Menschen scheinbar, den Makel der psychischen Störung abzustreifen (offiziell gilt seit 1973 Homosexualität nicht mehr als psychische Störung), dennoch gab es seit dieser Zeit eine neue Grundlage dafür Menschen ihre geschlechtliche Integrität abzusprechen, ob sie nun homosexuell, intersexuell oder transsexuell waren.

1. homosexuelle Menschen

Seit der Idee einer "Gender Identity" gilt Homosexualität als sexuelle Identität, die sich erst entwickelt hat und ihre Ursache in der Kindheit hat. Der Begriff "Gender Identity Disorders in Childhood" bezieht sich vorwiegend auf angebliche "prä-homosexuelle Kinder" (Begriff aus der Psychoanalyse). Reparative Therapien und Umpolungstherapien an Kindern basieren auf dieser Vorstellung, dass die Mehrheit der Kinder mit GID später homosexuelle Erwachsene würden (siehe: Green 1985, 1987; Zucker and Bradley, 1995). Homosexuelle Männer seien Männer, die sich "wie Frauen" benehmen, lesbische Frauen seien Frauen, die sich "wie Männer" verhielten. Dass ein "wie Frauen" und ein "wie Männer" lediglich auf Klischeevorstellungen basiert, nur am Rande.

2. intersexuelle Menschen

Die Verstümmelung von Menschen, die mit uneindeutigen Genitalien bzw. "uneindeutigen" geschlechtlichen Merkmalen geboren wurden, legitimierte man nun mit dem gesellschaftlichen Druck, den die Kinder abbekommen würden, würde man sie nicht operieren. Da eine "gender identity" ja Produkt der Erfahrungen in der Kindheit sei, so wird seitdem behauptet, könne diese "gender identity" gestört werden. Argumentiert wird hier u.a. mit Hänseleien durch andere Kinder. Würde man nun ein Kind geschlechtlich "vereindeutigen", so können man dem Kind eine normale, ungestörte "gender identity" ermöglichen. Im psychoanalytischen Fachsprech heisst so etwas dann ungestörte "psychosexuelle Entwicklung". Warum Genitalien an gesellschaftliche Vorstellungen angepasst werden müssen wurde also mit einer gesunden "gender identity" des Kindes beantwortet.

3. transsexuelle Menschen

Dass das biologische Geschlecht mehr als Genitalien, Hormone, usw. bedeutet und auch Abweichungen vorkommen, weiss man schon längst. Seit dem es "gender identity" gibt, kann man aber einem transsexuellen Menschen z.B. die Selbstaussage "ich bin eine Frau" zur psychischen Störung, Phanatsie, und Illusion erklären. Man tut so, als gäbe es ein eindeutiges biologisches Geschlecht (verschweigt dazu, dass man einige intersexuelle Menschen mit Messer und Schere dazu erst "vereindeutigen" musste) und sagt, dass transsexuelle Menschen von diesem eindeutigen "biologischen Geschlecht" psychisch abweichen. Ihre "Gender Identity" sei eben gestört.

Nimmt man alles zusammen, dann kann mit der Behauptung, transsexuelle Menschen seien "gender identity disordered" wunderbar die Verstümmelungen intersexueller Menschen rechtfertigen, schliesslich zeige sich ja, dass es Menschen gäbe, die eine krankhafte "psychosexuelle Entwicklung" durchliefen. Die "Vereindeutigung" intersexueller Menschen und die Verheimlichung ihrer Existenz kann gleichzeitig ganz prima dafür genutzt werden, ein heteronormatives Geschlechterbild (ein eindimensionales, das eine einzinge Linie zwischen Mann und Frau zieht) aufrecht zu erhalten, dass es so nicht gibt. Dies hilft einer inter- trans- und homophoben Gesellschaft, homosexuelle Menschen als "andersherum" anzusehen, was wiederum die Vorstellung unterstreicht, dass es Menschen gäbe, deren psychosexuelle Entwicklung dazu führe, sich "gegengeschlechtlich" zu verhalten, oder sogar "Geschlechtsumwandlungen" anzustreben. Ein Zirkelschluss, bei dem sich mensch fragen kann: wozu das Alles?

"Gender Identity" ist ein gescheitertes Konzept einer hetereonormativen Welt, die meint, es gäbe so etwas wie eine männliche oder weibliche Geschelchtsrollenidentität. Ohne klischeehafte Definitionen über "männliche" oder "weibliche" Rollen kann es keine "gender identity" geben - denn wenn es keine eindeutig "männlichen" oder "weiblichen" Geschlechtsrollen gibt, ist eine "gender identity" ziemlicher Unsinn. Oder umgekehrt: das Konzept der "gender identity" muss zwangsläugig das Konzept stereotyper Geschlechtsrollen mitschleppen, um sich selbst für seine Existenz rechtfertigen zu können.

Gleichzeitig ist das Konzept "gender identity" ein Machtinstrument, um geschlechtliche Zuweisungen vornehmen zu können. Gerade in Gesellschaften, in denen starre Geschlechterstereotype gepredigt werden, sind solche geschlechtlichen Zuweisungen häufig. Es ist höchste Zeit, die Ideen der John-Money-Ära kritisch zu hinterfragen.

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Realität und Phantasie
Bei der Betrachtung von Themen, die mit zahlreichen Interpretationen, Thesen und Theorien überladen sind, wie das bei Transsexualität der Fall ist, lohnt es sicher immer, einen Versuch zu wagen, sich auf das was unstrittig ist zu reduzieren. Das kann helfen, "Realität" und "Phantasie" zu unterscheiden.

Es gab mal ein Lied von DAF, dessen Text ich dem ersten Konzept dieses Artikels voranstellen will.

Ich und ich im wirklichen Leben.
Ich und ich in der Wirklichkeit.
Ich und ich in der echten Welt.

Ich und ich.
Ich fuehle mich so seltsam.
Die Wirklichkeit kommt. Die Wirklichkeit kommt.

(DAF 1981)

Es gibt unterschiedliche psychologische Schulen, die sich (wie schon die alten Griechen) gefragt haben: Was ist das eigentlich, ein "Ich"? C.G. Jung, der Begründer der analytischen Psychologie (nicht zu verwechseln mit der Psychoanalyse, die Sigmund Freud einst erfunden hat) unterschied hier zwischen dem "Selbst" und dem Ich", das "Selbst" als Wesenskern des Menschen und dem "Ich" als Zentrum des Bewusstseins.

Zum Selbst:

"Im Zentrum seiner Persönlichkeitspsychologie steht das Selbst und die Individuation, die Entwicklung des Menschen auf ein erweitertes Bewusstsein, eine größere humanitäre Reife und soziale Verantwortlichkeit hin. Im Individuationsprozess soll der Mensch zu dem werden, der er von seinen Anlagen und Entwicklungsmöglichkeiten her ist."
(Quelle: C.G. Jung Institut Stuttgart)

Zum Ich:

"Der zentrale Begriff der menschlichen Psyche ist das Selbst. Dieses Selbst ist die Ganzheit der menschlichen Psyche und umfaßt bewußte und unbewußte Persönlichkeitsteile und strebt eine Harmonisierung der Psyche an. Bewußt ist lediglich das Ich-Bewußtsein und ist somit lediglich ein winziger Teil dessen, was die menschliche Persönlichkeit ausmacht."
(Quelle: Werner Stangls Arbeitsblätter)

Das "Selbst" des Menschen sei also der "natürliche" Teil des Menschen, das "Ich" der Teil, der sich in kulturellen und sozialen Kontexten bewegt, quasi die geistige "Kleidung" des Menschen.

Obwohl die Jungsche Weltanschauung auch nur eine Theorie ist, so erscheint sie mir zumindest als passend genug, um der Wirklichkeit ein Stück näher kommen zu können. Nur Geduld, ich werde später noch darauf kommen, dass auch die Jungsche Weltanschauung nicht nötig ist, um Transsexualität zu begreifen - ich werde nämlich jetzt erst einmal versuchen zwei neue Begriffe hinzuzufügen, um diese dann geschickt mit der analytischen Psychologie zu verbinden. Diese Begriffe nennen sich "sex" und "gender" und tauchten hier ja bereits schon öfters auf.

Sex:

"Sex" wird das biologische Geschlecht genannt. Das biologische Geschlecht wird zur Zeit noch über das Vorhandensein von entweder Ei oder Spermien definiert. Das "noch" in dem vorangegangenen Satz steht da deswegen, da ich diese Einteilung in seiner Absolutheit nicht als sinnvoll erachte. Alles das in der Wissenschaft "entdeckt" wird, jede Beobachtung die gemacht wird muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass dazu immer auch die Ausnahmen gehören. Im Jahr 2010 lag die Entdeckung der Spermatozoiden übrigens erst 333 Jahre zurück, die menschliche Ei-Zelle ist erst viel später entdeckt worden.

Nun ist bekannt, dass das so simpel erscheinende "sex" dann etwas komplexer wird, wenn mensch sich nicht nur auf Ei- und Samenzellen beschränkt, sondern auch andere Merkmale betrachtet. Gameten, Genitalien, Chromosomen, Hormone, Körperproportionen, usw. sind tatsächlich nicht immer "gleichgepolt" und können auch in allen Zwischentönen auftauchen. Berücksichtigt mensch, dass bereits bewiesen wurde, dass auch das menschliche Gehirn geschlechtliche Unterschiede aufweist, und es zugleich das wichtigste menschliche Organ darstellt, dann wäre der "sex"-Faktor der am wichtigsten ist, eben biologisch gesehen eindeutig das Gehirn des Menschen.

Das Gehirn wäre also die biologische Seite dessen, was Jung als "das Selbst" bezeichnet hat. Es ist das, was ist.

Gender:

"Gender" beschreibt in erster Linie die Geschlechtszuschreibung bzw. das "soziale Geschlecht" des Menschen. In den 70er-Jahren entwickelte John Money aus Baltimore die Theorie, dass dieses "soziale Geschlecht" das eigentlich entscheidende Geschlechtskriterium wäre und man einen Menschen nur richtig erziehen müsse, um ihm die eine oder andere "Geschlechtsidentität" zu ermöglichen. Unabhängig des biologischen "sex" wäre es (so die These) möglich, einen Mensch entweder in der einen oder in der anderen Geschlechtsrolle "Mann/Frau" zu erziehen.

Die Begriffe "Mann/Frau" die wir verwenden und als quasi "naturgegeben" betrachten, sind alles andere als dies: Vor ein paar hundert Jahren noch wurde mit "Frau" beispielsweise nicht jede Frau als "Frau" (frouwa) bezeichnet, sondern nur ein vermeintlich weiblicher Mensch gesellschaftlich höheren Ranges. Strengenommen kann daher ein Mensch auch nicht als "Frau" geboren werden (auch wenn ich das provokanterweise selbst so oft sage), sondern eine "Frau" wirst du per Zuordnung oder mittels Selbstzuordnung.

Die Selbst-Zuordnung wäre damit das, was Jung als "das Ich" bezeichnet hat. Es ist die Hülle, die Performance des eigenen Selbst.

Was ist nun Transsexualität in Wirklichkeit? Was in der Realität?

Der Begriff "Wirklichkeit" ist ein Wort, das von "wirken" kommt, also eine Handlung voraussetzt. Frau-Sein kann also eine Wirklichkeit sein, wenn eine "gender"-role wahrgenommen und gelebt wird. "Realität", oder Echtheit ist das, was auch ausserhalb des Denkens und unabhängig von Wünschen und Gefühlen existiert. Es existiert etwas, auch wenn wir uns diesem oft nicht bewusst sind. Existieren transsexuelle Menschen in der "Realität", sind sie "echt"?

Hier möchte ich nun den Bereich der Weltanschauungen verlassen und mich auf wesentliches im Zusammenhang mit Transsexualität beschränken. Folgende Aussagen können meiner Ansicht nach getroffen werden (da sie beweisbar sind):

1. Es gibt Menschen, die von sich sagen, dass sie sich mit der zugewiesenen Geschlechtsrolle (gender) falsch beschrieben sehen.
2. Es gibt Untersuchungen über Gehirne transsexueller Menschen, die zeigen, dass diese den Gehirnen der Gruppe der Menschen entsprechen, von der die untersuchten transsexuellen Menschen sagen, dass sie dieser Gruppe eigentlich angehören.
3. Es gibt nicht einen biologischen Geschlechtsfaktor, sondern viele. Welcher im Aussen als bestimmend gilt, ist kultur- und zeitabhängig - im Innen steht er fest.

Somit kann gesagt werden, dass transsexuelle Menschen echt sind (der Beweis ist ja längst erbracht worden) und in der Realität vorkommen. Ob sie allerdings in der Wirklichkeit existieren dürfen, hängt von der kulturellen Entwicklung unserer Gesellschaft ab, und nicht unwesentlich oder sogar vorallem vom Selbstbewusstsein transsexueller Menschen.

Was genauso gesagt werden kann ist, dass es zwar Menschen gibt, die unter ihrer zugewiesenen Geschlechtsrolle (gender) leiden, dass es aber niemals Menschen geben kann, die eine "gender incongruence" oder "gender variance" besitzen, da eben eine Abweichung zu einer Erfindung (gender) in Realität überhaupt keine ist. Und daraus abgeleitet kann es auch keine transgender-Menschen geben, auch wenn ein Mensch sich einer Gruppe zuordnen kann, die sich "transgender" nennt. Oder um es an einem Beispiel aufzuzeigen: Ich kann zwar als ein in Deutschland lebender Mensch sagen, ich bin "deutsch". Es wird aber kaum möglich sein zu sagen, ich bin ein "deutscher Mensch". Denn deutsche Menschen gibt es (genauso wie transgender-Menschen) in der Realität nicht (auch wenn das in dunklen Zeiten des vorherigen Jahrhunderts mal ein paar in Deutschland lebende Menschen anders propagiert hatten).

Demgegenüber existiert aber das Phänomen der geschlechtlichen biologischen Abweichungen. Will ich den Zustand eines Menschen beschreiben, dessen Gehirn z.B. eher "weiblich" ausgeprägt ist, der restliche Körper aber davon abweicht, dann kann ich ihn transsexuell nennen. Beziehe ich mich auf diese in der Natur vorkommende Geschlechtsvariante kann ich sagen: Es ist ein transsexueller Mensch.

Schlussfolgerung:

Der Emanzipationsschritt eines transsexuellen Menschen, sich die richtige Bezeichnung zu geben und damit selbst die richtige Zuschreibung einzufordern, lässt sich übrigens transgender nennen, da ja z.B. die Wortänderung von "Frau" zu "Mann" bzw. einer Fremd- zu einer Selbstzuweisung eine Änderung des gender-Markers bedeutet. Durch diesen kleinen "Reprint" (der dann z.B. bei einer transsexuellen Frau auch die Aussage "Ich bin eine Frau" zu einer richtigen macht) wird das Leben eines transsexuellen Menschen schlüssig. Derjenige, der "Transsexuell" und "Transgender" nur als Etikett für unterschiedliche Menschengruppen verwendet, macht also einen grossen Fehler, da beide Worte vielmehr unterschiedliche "Seiten der Medaille" dessen beschreiben, mit der wir als kulturell geformte aber auch biologisch existente Lebewesen tagtäglich umgehen müssen.

Letztendlich hat also etwas, das sich beispielsweise "trans-pride" nennen will, primär nichts damit zu tun, dass ein Mensch ein Recht auf körperliche Modifikationen hat (als Recht gibt es dies ja), sondern hat vielmehr lediglich damit zu tun, sich selbst die richtige Zuweisung zu geben und dafür auch von anderen anerkannt und respektiert zu werden. Diese selbstbewusste Aussage über das eigene, existente transsexuelle Selbst ist der Schlüssel für "alles, was danach kommt"; je deutliche die Aussage ist, desto deutlicher die Auswirkung, wie dieses Selbst erkannt und anerkannt wird. Genauso aber beschränkt eine starke Selbstaussage den Moment, der sich "transgender" nennt auf den kurzen Zeitraum der Phase des Outings, des "Reprintings" woraus sich wiederrum schlussfolgern lässt, dass Kulturen, und Zeiten in denen die Anerkennung transsexueller Menschen grösser ist, als in anderen, diese "transgender"-Phase auch kürzer sein wird, als in den anderen (diese Phase geht im Idealfall gegen Null) - die gesellschaftliche Akzeptanz einer existenten geschlechtlichen Vielfalt zeigt sich nämlich im Selbstverständnis, wie mit dieser Vielfalt umgegangen wird.

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Die Vereinnahmung transsexueller Menschen
Lange Zeit war mir nicht klar, an was das liegt, dass transsexuelle Menschen ausgerechnet unter Weltvorstellungen einer Sexologie zu leiden haben, die zu grossen Teilen selbst von einer geschlechtlichen Minderheit angeführt wird: Den Homosexuellen. Mittlerweile sehe ich ein wenig klarer, warum das so ist. Es liegt wohl mit an der historischen Verleugnung eines sogenannten "gegengeschlechtlichen Verhaltens", dem Kompriss, den viele Schwule und Lesben einst eingegangen waren, um zu gesellschaftlicher Anerkennung zu kommen.  Sylvia Rivera, die selbst als 17-jährige in New York den Stonewall Riot aktiv miterlebt hatte sagte dazu:

"Die Community hatte nicht vor, uns zu helfen. Sie war peinlich von den Tunten berührt, weil die Heterogesellschaft der Ansicht ist: 'Ein Schwuler kleidet sich im Fummel oder ist weibisch.' Aber du mußt sein, wer du bist. Als hetero durchgehen, ist, wie wenn eine hellhäutige schwarze Frau oder ein Mann als weiß durchgeht. Ich möchte nicht als jemand anders durchgehen. Ich hätte das nicht geschafft, nicht in diesem Leben. [...] In Wirklichkeit waren es nicht einmal die Männer, die die Drag Queens an den Rand drückten. Es waren die schwulen Frauen von dieser radikalen Gruppe [Lesbian Feminist Liberation]. Eine von ihnen war Jean O'Leary."
(Quelle: gigi-x-berg)

Gender-Atypical Behaviour nannten die Sexologen-Päpste der 70er einst irgendwann einmal selbst , wenn ein Mensch sich nicht den herrschenden Geschlechterrollen anpassen will - das Problem dabei ist, dass sie damit transsexuelle Menschen in die Schublade steckten, in die sie selbst nicht gesteckt werden wollten.

Karl Heinrich Ulrichs, der 1825 in Ostfriesland geboren wurde, war laut Literatur einer der Vorkämpfer der Homosexuellenbewegung und brachte den Begriff "Urninge" ins Spiel, um damit ein "drittes Geschlecht" zu beschreiben. 1899 erschien im sogenannten "Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen", das vom wissenschaftlich-humanitären Comitee herausgegeben wurde, nach seinem Tod ein Briefwechsel zwischen Ulrichs und einer seiner Schwestern. So schreibt er am 28. November 1862 über den "Urning":

"Ihm ist vielmehr ausserdem auch noch ein sogen. weiblicher Habitus eigen, von Kindesbeinen an, der sich dokumentiert in Hang zu mädchenhaften Beschäftigungen, in Scheu vor den Beschäftigungen, Spielen, Raufereien, Schneeball- werfen der Knaben, in Manieren, in Gesten, in einer gewissen Weichheit des Charakters
[...]
Weiber in männlich gestalteten Körpern."

(Vergleiche auch: Ausführungen "gender identity disorder in childhood" im DSM IV bzw. in den Drafts zum DSM V)

Magnus Hirschfeld, der nach der Jahrhundertwende in Berlin ein sexualwissenschaftliches Institut errichtete und auch homosexuell war, war stark inspiriert von den Ideen Ulrichs, wenngleich er anfing zwischen Menschen zu unterscheiden, die, "gleich aus welchen Gründen, freiwillig Kleidung tragen, die üblicherweise von dem Geschlecht, dem sie körperlich zugeordnet sind, nicht getragen werden", die er Transvestiten nannte (heutige Entsprechung laut wikipedia: Transgender) und Transsexuellen. "Seelischen Transsexualismus" verstand er als Entgegengeschlechtlichkeit und verwendete diesen Begriff 1923 erstmals für Menschen, die angaben, sie seien mit den falschen körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren worden, in seinem Aufsatz "die intersexuelle Konstitution" (Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen 23).

Das "schwule Jugendmagazin dbna" schreibt auf seiner Website über die homosexuelle Bewegung der 20er-Jahre in Deutschland, dass zwar in Bars und Lokalen in Berlin damals Auftritte von "Transvestiten" zu dem damaligen Berlin wie heute die "gute Flasche Wein zu Alfred Biolek" gehörten, aber dennoch oft geächtet wurden:

"schliesslich wollte man sich als «normal» präsentieren und auf gar keinen Fall «weibisch» wirken."

1931 veröffentlichte der Schriftsteller Konrad Haemmerling (bekannt unter anderem als "Curt Moreck") einen "Führer durch das lasterhafte Berlin" und erwähnte in diesem Buch folgendes:

"Eine der entzückendsten und elegantesten Frauen, die im ganzen Saale anwesend sind, ist oft der zierliche Bob, und es gibt Männer genug, die in der Tiefe ihres Herzens bedauern, daß er kein Mädchen ist, daß die Natur sie durch einen Irrtum um eine deliziöse Geliebte betrogen hat."

Während der Nazizeit landeten viele Homosexuelle ebenso in den KZs wie auch transsexuelle Menschen. Die Nationalsozialisten unterschieden nicht zwischen den verschiedenen Gruppen, sondern transsexuelle Menschen wurden der Gruppe der "Transvestiten" zugerechnet (und alles in einen Topf geworfen). 1938 gab es die Empfehlung des Institutes für forensische Medizin (Quelle tdor), dass das "Phänomen des Transvestismus" aus "dem öffentlichen Leben getilgt" werden müsse und dazu "drakonische Massnahmen der Regierung" angebracht wären.

Der Historiker Olaf Mußmann zitiert in einem Gedenkstättenrundbrief (81 S. 37-41) aus einem Vortrag von Jürgen Müller:

"In der Regel seien exponierte, in der Öffentlichkeit wahrnehmbare oder mehrfach verurteilte Homosexuelle in die KZ eingewiesen worden. Unauffällig lebende Homosexuelle waren in nur geringem Maße von Einweisungen betroffen."

Der berüchtigten Paragraph 175, der Homosexualität unter Strafe stellte und in der Zeit des Nationalsozialismus noch verschärft worden war, existierte auch nach dem offiziellen Ende der braunen Jahre weiter, in etwas "abgemildeterer" Form bis 1994. Einer dieser Entschärfungen fand im Jahre 1969 statt. Dazu schrieb das Nachrichtenmagazin der Spiegel damals:

"Nach wie vor beharren fast alle Mediziner, Psychiater und Psychologen, die einer der psychoanalytischen Schulen nahestehen, auf dem Standpunkt, Homosexualität sei primär eine während der frühkindlichen Phase erworbene Eigenschaft - entweder eine Entwicklungshemmung oder etwa durch eine besondere elterliche Konstellation '"böse, kalte Mutter - guter, weicher Vater') hervorgerufen. Freilich gestehen auch die Tiefenpsychologen ein, daß angeborene Veranlagung dabei im Spiel sein könne.

Demgegenüber versteht eine andere, die sogenannte biogenetische Schule homosexuelle Veranlagung weitgehend als ein angeborenes Merkmal. Umweltfaktoren sind danach nur auslösendes Moment der Triebentwicklung. Für diese Annahme lassen sich in der Tat eindrucksvolle Forschungsergebnisse beibringen. Eine Untersuchung an 44 eineiigen Zwillingen (von denen viele getrennt aufwuchsen) ergab, daß alle Zwillingspaare in genau gleichem Maße homosexuelle oder heterosexuelle Neigungen zeigten (31 waren homo-, 13 bisexuell veranlagt)."

(Vergleiche dazu auch: Aufsatz von Sophinette Becker in "Sexuelle Identitäten", Thieme Verlag 2009)

In den Jahren der sogenannten "sexuellen Revolution" schafften es homosexuelle Menschen langsam, nicht mehr gesellschaftliche Aussenseiter zu sein, sondern wurden nach und nach in der bürgerlichen Mitte aufgenommen. Dass dazu manch Kompromiss nötig war, sollte sich später zeigen. Einer davon findet sich in eben dem Spiegel-Artikel (Ausgabe 20) aus dem Jahr 1969:

"Im Bewußtsein der Öffentlichkeit am ehesten gegenwärtig ist die Gruppe der betriebsamen Homosexuellen, deren betont auffälliges Verhalten oft von exhibitionistischen Neigungen mitbestimmt ist, oft aber auch, wie der Berliner Sexualforscher Hubert Bacia formuliert, eher 'als Karikatur' zu werten ist, die 'den Protest gegen die angenommene Rolle ausdrückt'."

Feminines Verhalten homosexueller Männer wurde auch damals ebenso wie in den 20ern in Clubs und Bars geduldet, doch in der Öffentlichkeit gemieden. Im Gegensatz zu homosexuellen Männern, die sich ab und an dem "Drag" hingeben, sah es in den 70ern plötzlich schlecht für transsexuelle Menschen aus. In der Nazizeit waren diese ja der Gruppe homosexueller Menschen zugerechnet, und man sollte meinen, dass die wilden 70er hier auch eine positive gesellschaftliche Veränderung für transsexuelle Menschen geben sollte. Doch schon folgte das nächste Denkste.

Auf Grund grosser Proteste damaliger Schwulen- und Lesbenorganisationen, wurde 1973 "Homosexualität" aus dem DSM, dem internationalen Buch der psychischen Störungen gestrichen - oder, um ganz genau zu sein: Angepasste Homosexualität, denn kurz darauf wurde nämlich der Begriff "gender identity disorder" in den DSM eingeführt. Geschlechtsrollen-untypisches Verhalten psychopathologisiert, Transvestiten und Transsexuelle von der Emanzipationsbewegung schwuler und lesbischer Menschen ausgeschlossen. Sylvia Rivera, trans-Aktivistin aus New York, die selbst den Stone-Wall-Riot (also den Aufstand gegen Polizeigewalt , an den heute noch auch die zahlreichen CSDs in vielen Städten Deutschlands erinnern) aktiv miterlebt hatte und selbst damalige Schwulenorganisationen mitgegründet hatte, bezeichnete dies später als den "Verrat".

In Deutschland war in dieser Zeit der homosexuelle Psychoanalytiker Volkmar Sigusch, der bis ins Jahr 2006 hinein das Frankfürter Institut für Sexualwissenschaft leitete, unterdessen stark involviert darin, die Politik von einem "Transsexuellengesetz" zu überzeugen, das dann tatsächlich 1980 in Deutschland verabschiedet wurde, im selben Jahr in dem dann "Geschlechtsidentitätsstörungen" im DSM auftauchten.

Sinngemäss galt seit dieser Zeit in Deutschland folgendes Recht: (siehe TSG und SoC) Wenn du als Frau leben willst, dann musst Du dich kastrieren lassen (Sigusch spricht von "Geschlechtsumwandlungen") und auch richtig konsequent die weibliche Frauenrolle erfüllen.

"Diagnostisch von entscheidender Bedeutung sind jedoch nicht irgendwelche Leitsymptome, sondern einerseits der so genannte Alltagstest der Betroffenen, also das Leben in der intendierten Geschlechtsrolle über eine längere Zeit, und andererseits die emotionale Gewissheit des Therapeuten, die sich unwillkürlich im Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehen einstellt: 'Das ist eine Frau' bzw. 'Das ist ein Mann'. "
(Sigusch in: Sexuelle Störungen und ihre Behandlung, Thieme Verlag)

Dass es sich bei transsexuellen Frauen um Frauen und bei transsexuellen Männern um Männer handelt, das wird in der Tat bis heute nicht anerkannt. Selbst im Jahr 2010 gelten beispielsweise transsexuelle Frauen immer noch als "(biologische) Männer, die in der Frauenrolle leben wollen" und werden keinesfalls als in der Natur vorkommenden geschlechtliche Variante betrachtet.

Eigentlich wollte ich ja ausführen, was ich für den Grund dafür halte, warum die Existenz transsexueller Frauen und Männer bis heute geleugnet wird: Es scheint mir u.a. die Angst homosexueller Männer vor der eigenen femininen Seite zu sein, die ja quasi seit je her in die Clubs und Bars verbannt wurde. Und wenn ein Mann feminin sein will, dann soll er sich doch bitte "umoperieren" lassen und "als Frau" leben. Auch feministische Lesben - also das, was Sylvia Rivera in den 70ern beobachtet hatte - haben selbst heute noch oft Probleme eine transsexuelle Frau als Frau anzuerkennen.

Transsexuelle Menschen kommen in diesem Spiel per se überhaupt nicht vor, da beispielsweise transsexuelle Frauen für die heutige Sexologie ja als "Männer mit dem Wunsch nach Geschlechtsumwandlung" gelten. Zwar glauben viele transsexuelle Menschen, dass es um sie ginge, wenn ihnen ein Sexologe Hormone verschreibt oder genitale Operationen ermöglicht - in Wirklichkeit ist das, über was sich transsexuelle Menschen freuen meist nichts weiter als ein Abfallprodukt eines auf sich selbst bezogenen psychischen Prozesses homosexueller Menschen, die immer noch darunter Leiden in einer homophoben Welt zu leben.

Genau aus diesem Grunde ist es meiner Ansicht nach nötig, sich als transsexueller Mensch zu emanzipieren. Denn wenn es möglich ist, dass transsexuelle Menschen als sie selbst wahrgenommen werden und auch rechtlich als sie selbst akzeptiert werden, dann ist es auch möglich, homosexuellen Menschen dabei zu helfen, gesellschaftlich nicht nur in der Hülle "hetereosexueller Verhaltensweisen" anerkannt zu sein, sondern eben vollständig und in der vollen Bandbreite. Nichts desto trotz ist es dafür aber umso wichtiger, dafür zu kämpfen, dass endlich anerkannt wird, dass transsexuelle Menschen überhaupt existieren. Und dazu ist es nötig, dass in erster Linie transsexuelle Menschen für ihre Rechte eintreten und sich nicht länger von homosexuellen Menschen als "Männer in Frauenkleidern" oder "Frauen, die in der Männerrolle leben wollen" bezeichnen lassen.

Es liegt an uns selbst, die Zeit der Vereinnahmungen und der Fremdzuordnungen zu beenden.
Vielfalt zu akzpetieren, heisst Vielfalt zu anzuerkennen.

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Das Geschlechts-Verbrechen der Psychoanalytiker
Mein Eindruck ist, dass es ziemlich viele transMenschen gibt, die selbst mit der Kritik an bestehenden Geschlechterideologien nicht klar kommen, da sie annehmen, man könne zwar einerseits dafür sein, die Zweigeschlechtlichkeit zu hinterfragen, andererseits aber trotzdem noch an einem eindimensionalen, zweipoligen biologischem Ent-Oder-Weder-Geschlechterverständnis festhalten, das eigentlich in der Natur so gar nicht vorkommt. Die Paradoxie im Denken findet sich immer dann, wenn ein angebliches biologisches Geschlecht eines Menschen postuliert wird (Grundlage der Argumentation) von dem dann ein transMensch angeblich in seinem Gefühl abweiche. Beispielsatz: "Ein biologischer Mann, der wie eine Frau fühlt".

Ich setzte mich nun nicht dafür ein, den ultimativen Beweis dafür zu finden, dass transsexuelle Frauen Frauen sind, sondern argumentiere dafür, dass Menschen in ihrem Selbst anerkannt werden, egal wie dieses Selbst dann aussieht. Bewiesen werden muss Geschlecht nun nicht, sondern es genügt einen Menschen in seinem Selbst zu respektieren, und seiner Selbstaussage über sein Geschlecht als wahr anzuerkennen.

Ich bin, was Psychotheorien angeht, eher geneigt dem Herrn C.G. Jung, dem Begründer der Analytischen Psychologie, der einst mit seinem psychoanalytischen Ziehvater Sigmund Freud gebrochen hatte, zu folgen, der das Selbst quasi als den Kern des Menschen ansieht, eben als das, was einen Menschen einzigartig macht.

"Das Selbst ist immer da, es ist jenes zentrale, archetypische Strukturelement der Psyche, das als Anordner und Lenker der seelischen Ereignisse von allem Anfang an in uns wirkt. Sein a priori vorhandener Zielcharakter und der Drang, dieses Ziel zu verwirklichen, bestehen auch ohne Teilnahme des Bewußtseins"
(Jacobi 1971, S. 63).

Dieses Selbst muss, damit C.G. Jungs Vorstellungen Sinn machen, ein Kern-Geschlecht besitzen. Nun gehöre ich aber nicht zu den Menschen die Geist und biologische Gehirnaktivitäten voneinander trennen, sondern sehe das eine als den körperlichen "Spiegel" des anderen. Wenn ein Mensch ein Selbst hat, dann ist dies keine Erfindung, Wunsch, oder Phantasie sondern Teil der Realität/Natur/Biologie. Das Selbst hält Jung im Gegensatz zum Ich im übrigen für fest stehend - das Ich sei der Teil des Selbst, der das Selbst betrachtet bzw. Teile des Selbst im Aussen darstellt.

"Der Terminus ,Selbst' schien mir eine passende Bezeichnung zu sein für den unbewußten Hintergrund, dessen jeweiliger Exponent im Bewußtsein das Ich ist. [...] Wie das Unbewußte, so ist das Selbst das a priori Vorhandene, aus dem das Ich hervorgeht. Es präformiert sozusagen das Ich'" (Jung, in Jacobi 1971, S. 62 f).

"Der zentrale Begriff der menschlichen Psyche ist das Selbst. Dieses Selbst ist die Ganzheit der menschlichen Psyche und umfaßt bewußte und unbewußte Persönlichkeitsteile und strebt eine Harmonisierung der Psyche an. Bewußt ist lediglich das Ich-Bewußtsein und ist somit lediglich ein winziger Teil dessen, was die menschliche Persönlichkeit ausmacht."

([werner.stangl]s arbeitsblätter)

Was ich damit sagen will, ist folgendes: Einen Menschen in seinem Selbst zu akzeptieren, heisst diesen Menschen in seinem eigentlichen Geschlecht anzuerkennen. Und in der Tat gibt es Theorien und Ideologien die dieser Anerkennung im Wege stehen... es geht mir also weniger darum, dass die eine Aussenzuschreibung (geistige Störung vs. körperliche Störung) durch eine andere abgelöst wird, als vielmehr darum, aufzuzeigen, dass die Idee einer "Geschlechtsidentitätsstörung" nur in dem Falle anwendbar ist, wenn ein Mensch das geschlechtliche Selbst eines transsexuellen Menschen ignoriert und Geschlecht auf wenige Faktoren reduziert (z.B. einen Penis), obwohl biologisch längst bewiesen ist, dass Geschlecht viele biologische Facetten aufweist. Wenn man will, ist Transsexualität überhaupt keine Störung, sondern eine biologische geschlechtliche Variante - wenn aber etwas aus Sicht eines transsexuellen Menschen als "Störung" empfunden wird, dann kann es nicht das eigene Selbst sein (obwohl sich manche Menschen ja selbst diese negative Sicht gefallen lassen), sondern eben immer nur die Körpermerkmale, die dem eigenen Selbst nicht entsprechen. Insofern ist Transsexualität eine in der Natur vorkommende körperliche Abweichung, die dann der "Reparatur" bedarf, wenn ein Leidensdruck vorhanden ist. Bevor ich anfing Bücher über das Thema zu lesen und zu recherchieren, dachte ich, das wäre auch so medizinisch definiert - ist es aber leider nicht.

Individuation:

"In der Entwicklung des Menschen ist die Individuation ein Schritt, zu dessen Bewältigung ein Konflikt verarbeitet werden muss. In diesem Konflikt geht es darum, sich über die Normen und Wertvorstellungen anderer (z.B. der Eltern) hinwegzusetzen und zu eigenen Normen und Werten zu finden. Dabei ist es nötig, die Erwartungen anderer zu enttäuschen, Verbote zu übertreten und ein eigenes Maß zur Überwindung ungesunder Anpassung zu finden. Das Ergebnis dieses Entwicklungsschrittes bildet sich als innere Repräsentanz ab und nimmt Einfluss auf die Organisation der Persönlichkeit. Je nach Qualität und Ausreifung dieser inneren Repräsentanz verbessert sich die innere Struktur des Menschen. Man kann davon ausgehen, dass die Verarbeitungsmöglichkeiten im späteren Leben weiter verbesserungsfähig sind."


Zitat (1933) des Psychoanalytikers Carl Gustav Jung: "Individuation bedeutet: zum Einzelwesen werden, und, insofern wir unter Individualität unsere innerste, letzte und unvergleichbare Einzigartigkeit verstehen, zum eigenen Selbst werden. Man könnte "Individuation" darum auch als "Verselbstung" oder als "Selbstverwirklichung" übersetzen."
(wikipedia.de)

Auch wenn ein transsexueller Mensch nicht unbedingt schon bereits in der Kinderheit Begriffe dafür hat, wie er fühlt und das Kind beim Namen nennen kann, da ein Wissen ja etwas anderes ist als ein (wie immer ausgeprägtes) "Gefühl" muss spätestens mit Inting/Outing ein Mensch das Recht haben, in seinem (selbstempfundenen) Geschlecht umgehend anerkannt zu werden. Das Gegenteil geschieht aber heute: Da hast du dein Outing und dann wird dir als erstes gesagt, du hättest eine schlimme Identitätsstörung die sich "Geschlechtsidentitätsstörung" nennt, da du dich nicht fühlst/verhälst/denkst/bist wie dein Genital. Diese Verdrehung des selbstbewussten Intings/Outing (Selbstbewusstsein heisst ja: Wissen über sein eigenes Selbst) ins Gegenteil, in eine Störung, ist in der Tat ein schlimmes Verbrechen, da es einen wissenden, mündigen Menschen, der glücklich ist, endlich sein eigenes Selbst annehmen zu können (nach C.G. Jung ein sehr wichtiger Prozess) per Definition zu einem unwissenden, unmündigen Menschen macht. Eine selbstbewusste Frau, die endlich versteht, dass sie kein Mann ist und war wird beim Gang zum Psychodoc (die meisten von Ihnen, die sich bei Transsexualität als Experten verkaufen, arbeiten nach Sigmund Freuds psychoanalytischen Geschlechtertheorien) zu einem identitätsgestörten Mann erklärt.

Eigentlich sollte der Respekt vor dem Selbst eines Menschen doch anders aussehen, vorallem wenn mensch eher geneigt ist C.G.Jung zu folgen:

"Ist das Ich in einen anscheinend ausweglosen Konflikt verstrickt (und nur dann) [...] so soll man der inneren Instanz, dem Selbst, die Führung überlassen".
(Jacobi 1971, S. 119)

Wer sich selbst zu etwas erklärt, was er durch sein Inting/Outing gerade abgelegt hatte, liefert die besten Argumente dafür, dass Ausgrenzung überhaupt möglich ist. Ausgegrenzt wird in meinen Augen also in aller erster Linie (und auch in dieser Reihenfolge) erst einmal von den psychoanalytisch orientierten "Experten", welche die Theorien rund um die "Geschlechtsidentitätsstörung" eingeführt haben, an zweiter Position von den transsexuellen Menschen selbst, die sich das gefallen lassen (und sogar oft mitmachen in dem Theaterstück, oft auch organisiert in Vereinen) und erst danach von der sogenannten "Allgemeinheit". Viele Menschen, die sich nämlich nicht mit Transsexualität auskennen, haben es nämlich sogar oft leichter, unverfälschter und ohne Geschlechterideologien-Brille aufzuhaben einen Menschen einfach nur so wahrzunehmen, wie er ist (und welchem Geschlecht dieser Mensch zugehört).

Selbst diejenigen Typen, die dann z.B. Morde an transsexuellen Frauen begehen, nehmen ja zuallererst einmal das richtige wahr und ihr Gefühl ist stimmig. Problematisch wird es dann, wenn diese Leute später meinen, sie hätten aus irgendeinem Grunde falsch gefühlt und seien betrogen worden (wie z.B. Transenmörder, die dann sagen "ich bin doch nicht schwul" oder "es hat mich betrogen, es ist ein Mann" u.ä.). Genau aus diesem Grunde ist es wichtig die bestehende genitalfixierte psychoanalytische Geschlechterideologie, die immer noch in den Köpfen der Leute spukt als unwissenschaftlichen Quatsch zu outen und klar zu machen: Eine transsexuelle Frau IST eine echte Frau (auch biologisch) - da Geschlecht eben nicht nur aus Genitalien besteht. Es geht also darum der "Allgemeinheit" klarzumachen, dass sie tatsächlich ihrem Gefühl im Umgang mit transsexuellen Menschen vertrauen darf... und dass es keinen Grund gibt, dieses Gefühl über das eigentliche Geschlecht eines transsexuellen Menschen als "falsch" ansehen zu müssen, bloss weil in irgendeinem Buch irgendein "Experte" etwas davon schreibt, dass es sich bei transsexuellen Frauen "eigentlich ja nur um biologische Männer" handelt.

Genau das ist der Grund, warum es wichtig ist die "Geschlechtsidentitätsstörungs"-Theoretiker als Scharlatane zu outen und ihre Theorien als unwissenschaftlich und falsch zu entlarven. Je umfangreicher dies geschieht, desto besser.

"Lieber Herr Professor!

Ich möchte Sie [...] darauf aufmerksam machen, daß Ihre Technik, Ihre Schüler wie Ihre Patienten zu behandeln, ein Mißgriff ist. Damit erzeugen Sie sklavische Söhne oder freche Schlingel [...]. Ich bin objektiv genug, um Ihren Trick zu durchschauen. Sie weisen rund um sich herum alle Symptomhandlungen nach, und damit setzen Sie die ganze Umgebung auf das Niveau des Sohnes und der Tochter herunter, die mit Erröten die Existenz fehlerhafter Tendenzen zugeben. Unterdessen bleiben sie immer schön oben als Vater. Vor lauter Untertänigkeit kommt keiner dazu, den Propheten am Barte zu zupfen und sich einmal zu erkundigen, was Sie denn zu einem Patienten sagen, welcher die Tendenz hat, den Analytiker zu analysieren anstatt sich selber? Sie fragen ihn doch: ‚Wer hat denn eigentlich die Neurose?'

Sehen Sie, mein lieber Herr Professor, solange Sie mit diesem Zeugs laborieren, sind mir meine Symptomhandlungen ganz wurscht, denn die wollen nichts bedeuten neben dem beträchtlichen Balken, den mein Bruder Freud im Auge trägt."


(C. G. Jung an Sigmund Freud am 18. Dezember 1912. In: Sigmund Freud/C. G. Jung: Briefwechsel. Herausgegeben von William McGuire und Wolfgang Sauerländer. Frankfurt am Main 1974, Seite 594)


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Transsexuelle und Intersexuelle - Opfer derselben Ideologie
Viele Menschen sind heute der Ansicht, dass man klar zwischen Intersexualität und Transsexualität unterscheiden muss. Intersexualität wird von diesen Menschen als geschlechtliche Uneindeutigkeit gesehen und Transsexualität als psychische Störung definiert. Dass dabei Transsexualität per Definition als Identitätsstörung angesehen wird, und intersexuelle Menschen genitalen Zwangsoperationen unterzogen werden, hat aber die selbe ideologische Ursache: Die Annahme, dass Geschlechtsidentität anerzogen werden kann, da Geschlecht lediglich ein "soziales Konstrukt" sei. Die Folgen dieser Ideologie sind bis heute massive Menschenrechtsverletzungen - eben bei trans- sowie intersexuellen Menschen.

Um die Hintergünde der Ideologie, die meint man könne das Geschlecht eines Menschen "umwandeln" besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Es war in den 60er Jahren als die Theorie um die "Wandelbarkeit von Geschlecht" in Mode kam, "Transgender" als Begriff einstand, und Menschen anfingen zu glauben, dass die geschlechtliche Identität eines Menschen nichts mit der Natur zu haben müsse. Geschlechtsidentität, und damit auch letztendlich das gelebte Geschlecht (gender) wäre, ganz in der Tradition von Sigmund Freuds Psychonanalyse, etwas was nicht von Natur aus existent wäre, sondern erst in der Kindheit entstünde, so die These. Wenn es überhaupt ein körperliches Merkmal gäbe, an dem sich die Identität eines Menschen entwickele, wäre das zwischen den Beinen zu finden: Ein Penis. So die Theorie der Psychoanalyse Sigmund Freuds:

Die infantile Sexualität wird von ihm als polymorph-pervers bezeichnet, womit zum Ausdruck gebracht werden soll, dass das Kind noch über keine stabile sexuelle Identität verfügt und unterschiedliche Arten des Lustgewinns praktiziert, welche teilweise an sexuelle Devianzen erwachsener Patienten erinnern. Freud postulierte in der Entwicklung der Libido eine orale (1. bis ca. 3. Lebensjahr), eine anale (ca. 3. bis 5. Lebensjahr), eine genitale (5.-7. L.j.), eine Latenzphase, Pubertät und Adoleszenz. [...] In der Adoleszenz werden die unterschiedlichen Partialtriebe schließlich unter das Primat der Genitalität gestellt.
(aus Wikipedia: Psychoanalyse)

Diese Ideologie könnte man mit "Die Psyche folgt der Erziehung und den Genitalien" zusammenfassen. Die Schlussfolgerungen dieser Menschen waren also:

- Geschlecht wäre wandelbar (Man könne aus Männern Frauen machen und aus Frauen Männer)
- Transsexualität sei eine psychische Störung, da sich die Psyche hier nicht analog zu den Genitalien entwickele
- Menschen, die mit uneindeutigen Genitalien geboren werden könne man zuordnen, wenn man ihre Genitalen zuordne und sie richtig erziehe

Man könnte auch sagen, in dieser Zeit wurden zweierlei Grundsteine gelegt, deren Auswirkungen wir heute noch erleben können:

Die erste Auswirkung der psychoanalytischen Geschlechterideologien der 60er-Jahre ist eine Stereotypisierung von Geschlecht. Schliesslich braucht der, der Geschlecht für eine Erziehungssache hält, dazu Stereotype wie z.B. feminine oder maskuline Kleidung, geschlechtsspezifisches Spielzeug, o.ä.. Insofern sind die gesellschaftlich, medial verbreiteten Klischeebilder über das, was ein Mann zu sein hat und wie eine Frau auszusehen hat, Folgen dieser Theorie.

Die zweite Auswirkung der Genderideologien der 60er und frühen 70er-Jahre ist weitaus heftiger, da sie direkte Menschenrechtsverletzungen zur Folge hat: Eine Stärkung phalluszentrierter Geschlechtsdefinition , die Reduktion des menschlichen Geschlechts auf den Penis bzw. das Fehlen des selbigen. Menschen mit uneindeutigen Genitalien begann man in dieser Zeit verstärkt genital zuzuordnen (in der aberwitzigen Annahme der Penis wäre identitätsstiftend), transsexuelle Menschen begann man als "psychisch krank" zu bezeichen - der Begriff "Geschlechtsidentitätsstörung" kam in Mode (Menschen, die sich dem "Gegengeschlecht" zugehörig fühlten, natürlich ausgehend vom genitalen Geschlecht, das kurzerhand zum biologischen erklärt wurde).


Der Link zwischen Intersexuellen und Transsexuellen


Wer auf der Suche nach dem "Missing Link" zwischend den beginnenden Menschenrechtsverbrechen zwischen intersexuellen und transsexuellen Menschen ist, wird beim Genitalverstümmler höchstpersönlich, John Money fündig. John William Money (* 8. Juli 1921 in Morrinsville, Neuseeland; † 7. Juli 2006 in Towson, Maryland) war ein US-amerikanischer Psychologe und Sexologe bekannt für seine Forschungen über Geschlechteridentitäten, Geschlechterrollen (aus Wikipedia). Er etablierte in den 60er Jahren an der Johns Hopkins University in Baltimore genitale Operationen an intersexuellen Kindern. In einem Artikel der FAZ vom 7. September 2006 heisst es:

"Entsprechend propagierte Money die 'Geschlechtsneuzuweisung' als Therapie für intersexuelle Säuglinge. Das bedeutet zunächst einmal chirurgische Eingriffe, zumeist die Entfernung der Hoden. Moneys Auffassung setzte sich weltweit durch - zumal sonst niemand eine Lösung für das Problem anzubieten hatte, schon gar nicht eine derart einfache. Ungezählte Kinder mit Fehlbildungen der Geschlechtsorgane wurden seither operativ, mit Hormongaben und durch Erziehung zu Mädchen umgebildet.

Money wandte seine Theorie der 'psychosexuellen Neutralität' auch auf Transsexuelle an. Unter seiner Leitung wurde am Johns-Hopkins-Krankenhaus die 'Gender Identity Clinic' zur operativen Geschlechtsumwandlung Erwachsener gegründet, die erste der Welt. Sie wurde zum wissenschaftlichen und publizistischen Eisbrecher dieses bald weithin anerkannten Verfahrens. Auch die Gesetzgebung in der westlichen Welt hat sich dem angepaßt. "


Welchen Einfluss John Money auch auf deutsche Medizinstandards sowie die Gesetzgebung hatte, lässt sich in einem Artikel "Der Zeit" von 1970 lesen:

"Im vorigen Jahr hat eines der auf diesem Gebiet erfahrensten Forscherteams einen Sammelband über die vorläufigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Transsexualität und über deren Behandlungsmöglichkeiten vorgelegt (Richard Green, John Money: Transsexualism and Sex Reassignment. The Johns Hopkins Press 1969). Noch in diesem Jahr wird im Enke Verlag, Stuttgart, die deutsche Fassung einer zweiten umfassenden und bisher unveröffentlichten Arbeit erscheinen, die die Ergebnisse sämtlicher am Johns- Hopkins-Hospital in Baltimore/Maryland ausgeführten Einzeltherapien darstellt. "

Interessant ist, was später einmal im selben Verlag erscheinen sollte (Friedemann Pfäfflin , Transsexualität - Beiträge zur Psychopathologie, Psychodynamik und zum Verlauf...Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1993), doch zu den weiteren Folgen der psychoanalytischen Gendertheorie später mehr. Hier zuerst einmal ein weiterer Ausschnitt aus dem Artikel "Der Zeit" von 1970. Er macht deutlich, dass sich später sowohl der deutsche Gesetzgeber an die Ausführungen und Empfehlungen John Moneys gehalten hat (nämlich als das sogenannte Transsexuellengesetz geschaffen wurde), als auch medizinische Standards eingeführt wurden, die direkt auf den Ideen des Genitalverstümmlers aus Baltimore basieren:

"- Der Proband muß 'authentisch' motiviert sein das heißt: Die gegengeschlechtliche Identifikation, nicht jedoch das Geschlecht des gewünschten Sexualpartners oder ein anderer Faktor bestimmmen sein Verlangen.
- Demgegenüber darf ein Patient, der in die Gender Ideritity Clinic aufgenommen wird, kein Kandidat für eine Psychotherapie sein. (Bei 'echten' Transsexuellen versagen sowohl Verhaltenstherapie wie Psychoanalyse wie alle anderen Methoden psychischer Beeinflussung.)
- Keinerlei Hinweise auf eine Geistes- oder Gemütskrankheit dürfen gefunden werden
- Es muß weitgehend ausgeschlossen werden können, daß der Patient nach Abschluß der Behandlung in eine soziokulturelle Krisensituation gerät. Dieses Risiko wird unter anderem dadurch verringert, daß die Probanden zum Zeitpunkt ihrer Anmeldung schon zwei Jahre ausschließlich oder doch vorwiegend in der neuen Geschlechtsrolle gelebt haben
- Ehen in der alten Geschlechtsrolle müssen vor Beginn der Behandlung gelöst sein."



Auswirkungen auf die deutsche Gesetzgebung und Medizin


Wer sich diese Empfehlungen von John Money aus den 60ern näher betrachtet, wird, sofern er die einschlägige Natur der deutschen Sexologie seit den 70er-Jahren kennt, feststellen, dass hierin doch die Ursprünge liegen, für Behandlungsmethoden, die noch heute, menschenverachtenderweise, ihre Gültigkeit haben. So gibt es heute in Deutschland immer noch sogenannte "Standards of Care" (die hierzulande von der Psychoanalytikerin Sophinette Becker erstellt wurden, einer "Kollegin" von Friedemann Pfäfflin), die z.B. einen Alltagstest ala John Money verlagen und vorschlagen, dass "der Patient [...] das Leben in der gewünschten Geschlechtsrolle mindestens ein Jahr lang kontinuierlich erprobt (sog. Alltagstest)".

Dass die Theorien des John Money offiziell auch in Deutschland breite Unterstützer fanden (und immer noch finden), zeigt sich nicht nur an den zahlreichen Abhandlungen aus der "Sexologie" und "Psychoanylse", die weiterhin behaupten, es gäbe "Geschlechtsumwandlungen", sondern auch der Gesetzgebung. Bis heute gibt es ein Gesetz, welches die Geschlechtszugehörigkeit des Menschen sowohl an der Psyche (den Genitalien folgend), als auch an den Genitalien festmacht, eben ganz nach John Moneys Ideen. Es ist ein Gesetz, welches "Transsexuellengesetz" genannt wurde, aber eigentlich mit dem Namen "Transgendergesetz", besser beschrieben wäre, da hier die Gender-Theorien aus Baltimore ideologische Grundlage auch für dieses Gesetz waren. Es werden in diesem Gesetz nicht nur Gutachten über eine angebliche "psychische Störung" , nämlich dem Wunsch dem "Gegengeschlecht" anzugehören (wobei hier wieder das genitale Geschlecht zum biologischen erklärt wurde) verlangt, die bis heute nicht bewiesen wurde, sondern auch die körperliche Annäherung der Genitalien an das "Gegengeschlecht", eine Zwangssterlisationspraxis, um die (natürlich dann eindeutigen) Genitalien wieder zum Mittelpunkt des geschlechtlichen Seins zu erklären.

Zwar mag sich die phallus-zentrierte Geschlechtsdefinition (der eine Teil der Moneyschen Transgender-Logik) langsam ändern, was auch längst überfällig war, wenn man die Auswirkungen dieser Penislogik kennt (wie Zwangssterilisationen bei transsexuellen Menschen und Genitalverstümmelungen bei intersexuellen Menschen), von der anderen, ebenso paradoxen und menschenverachtenden Seite der Money-Logik, wollen sich seine Jünger aber nur allzu ungern trennen: Dass das menschliche Geschlecht eine soziale Konstruktion wäre und "Geschlechtsumwandlungen" daher möglich seien. Die eine Seite einer falschen Geschlechterideologie als "Fehler" einzugestehen, andererseits aber an der anderen Seite festzuhalten, ist aber ein Unterfangen, das zwangsläufig scheitern muss. So schreiben die Nachkömmlinge der Money'schen Schule noch heute folgendes:

In einem Buch von Udo Rauchfleisch (Psychoanalytiker aus der Schweiz): "denn nach wie vor ist spürbar, dass der Trans-Mann kein »wirklicher« Mann und die Trans-Frau keine »wirkliche« Frau ist"
(Transsexualität - Transidentität. Begutachtung, Begleitung, Therapie 2006)

Sophinette Becker (Psychoanalytikerin aus Frankfurt): "Früher hat es mehr Männer gegeben, die Frauen werden wollten..."
(Anfang 2008, ZDF)

Hertha Richter-Appelt (Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung, Juli 2008 im DeutschlandfunkUnd): "ein biologischer Mann sagt, ich bin eine Frau und eine biologische Frau sagt, ich bin eigentlich ein Mann."

Noch deutlicher wird ein Mann, der wie Sophinette Becker in Frankfurt tätig ist:

Bernd Meyenburg (Führt reparative Therapien an homosexuellen und transsexuellen Jugendlichen an der Uni-Klinik in Frankfurt durch): "Sie sehen doch, das Kind hat einen Penis, also ist es kein Mädchen"
(Interview 2008)"

Worunter also transsexuelle Menschen, sowie intersexuelle Menschen tatsächlich zu leiden haben ist eine Geschlechtsdefinition, die entweder offen oder versteckt (aus Angst, zugeben zu müssen auch Moneyaner zu sein), den Phallus eines Menschen in den Mittelpunkt der Geschlechtsdefinition stellt. Dass in Wirklichkeit Menschen aber nicht nur aus einem Penis bestehen, sondern die geschlechtlichen Facetten eines Menschen zahlreich vorhanden und vielfältig in der Ausprägung sind, wäre die grosse Aufgabe, will man die Menschenrechtsverbrechen an Menschen mit geschlechtlichen Besonderheiten endlich beenden. Das Propagieren einer geschlechtlichen Zwischenstufe zwischen "Mann" und "Frau" dagegen - wie es auch bei Ex-Money-Anhängern mittlerweile schick geworden ist - ist lediglich der Versuch weiterhin Geschlecht auf weniger Merkmale zu reduzieren und diese dann als "biologisch" zu etikettieren . Dabei wäre es doch ein einfaches, bei der Realität zu bleiben bzw. zu ihr zurückzukehren.


Geschlecht ist mehrdimensional


Die Besonderheiten der Natur, und gerade das Vorhandensein geschlechtlicher Unterschiedlichkeit, das durch Intersexuaität oder Transsexualität offenbar wird (wie das Wissen darum, dass ein xy biologisch nicht immer zu einem Penis führt - wie bei Pseudohermaphroditismus -  aber das Fehlen eines Penis auch nicht immer ein Mädchen macht - wie bei Transsexualität) sollte doch wahrgenommen werden können. Dass sich das Geschlecht des Menschen dann eben nicht auf einer Linie zwischen Mann und Frau ansiedeln lässt, da Chromosomen eben etwas anderes sind, als die Genitalien oder da das Gehirngeschlecht nichts mit den inneren Geschlechtsorganen zu tun haben muss (was auch klar macht, dass genitale Operationen auch nicht das Geschlecht eines Menschen verändern), ist eine ebenso wichtige Schlussfolgerung aus der Beobachtung von geschlechtlichen Besonderheiten, wie die Tatsache, dass es Nur-Frauen und Nur-Männer daher als biologischer Sicht niemals geben kann. Wer dann, wie die Jünger John Moneys weiter behauptet, man könne Geschlecht umwandeln, obwohl die Existenz von geschlechtlichen Uneindeutigkeiten ja gerade der Beweis dafür sind, dass dies unmöglich ist (was für eine Geschlechtsfacette soll den umgewandelt werden?), muss sich den Vorwurf gefallen lassen, ideologisch verblendete Theorien zu verbreiten, die bis heute Menschenrecht verletzen. Sei es, dass versucht wird, das Geschlecht eines Menschen mit genitalen Operationen (z.B. Genitalverstümmelungen bei intersexuellen Menschen) zuzuordnen, dass Gesetze aufrecht erhalten werden, in denen genau diese Idee der genitalen Geschlechtszuordnung weiter propagiert wird (wie die genitalen Zwangsoperationen, die immer noch im deutschen Transsexuellengesetz verankert sind), aber auch dass Menschen, die das Wissen über ihre biologische Geschlechtszugehörigkeit äussern, als "identitätsgestört" bezeichnet werden können, da dieses Wissen - nach den psychoanalytischen Gendertheorien - nicht zu den Genitalien passen will.


Es gibt keine Geschlechtsumwandlungen - was es gibt, sind Menschen mit uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen.


Trotzdem existieren in Deutschland immer noch transsexuellen-, transidentitäts- oder transgender-Organisationen, welche sich aber in das Fahrwasser der Gender-Theorien John Moneys begeben. Warum sie das tun, ist ein paradoxes Rätsel der Geschichte, leiden ja gerade transsexuelle Menschen ebenso unter den Geschlechtertheorien der späten 60er-Jahre, wie intersexuelle Menschen. Alleine die psychische Zwangsbehandlung sich als Frau in die Hände eines Psychologen begeben zu müssen, der nach psychoanalytischem Lehrbuch diese Frau als "Mann mit Identitätsstörung" ansehen wird, weil sie mit Penis und Hoden geboren wurde, zeigt auf, in welche paradoxe Situation sich transsexuelle Menschen auch heute noch begeben müssen. Dass hier Transsexuellenorganisationen mitspielen, ist eine der traurigsten Vorstellungen, welche in Deutschland aufgeführt werden. So ist auf einschlägigen Seiten von transsexuellen Gruppierungen u.a. folgendes zu lesen:

"Transsexualität wird oftmals beschrieben als ‚... eine tiefe innere Gewissheit, dem anderen als dem Geburtsgeschlecht anzugehören ...'. Diese Gewissheit besteht oft schon seit frühester Kindheit."

"Fast alle Spezialisten auf diesem Gebiet sehen derzeit den Geschlechtswechsel samt geschlechtsangleichender Operation als einzige Möglichkeit der Linderung an."

"Transfrau ist eine Bezeichnung für Transgender der Richtung Mann-zu-Frau."

""Transsexuelle Menschen können sich nicht mit ihrem angeborenen, biologischen Geschlecht identifizieren, sondern sie wissen und empfinden sich als dem Gegengeschlecht zugehörig. Sie fühlen sich ‚im falschen Körper' und streben eine "Geschlechtsumwandlung" an."


Vielleicht liegt es an der Käuflichkeit der menschlichen Seele, dass es verlockend erscheint, sich auf die T heorien der Sexologie einzulassen und selbst daran zu glauben nicht das zu sein, von dem mensch weiss dass er es ist - eine Selbstverleugnung der einfachen Behandlung willen - wer mitspielt und die Gender-Theorien brav bestätigt, der braucht weniger Menschenrechtsverletzungen befürchten, als nun normalerweise üblich. Anstatt das "normalerweise" näher zu hinterfragen und eine grundsätzliche Kritik zu äussern, wird mitgespielt. Kein Wundern, dass manch intersexueller Mensch, der unter den Folgen genitaler Zwangsverstümmelung zu leiden hat, davon angewidert sein muss, wenn transsexuelle Menschen auch noch sich selbst für verrückt erklären um dann im gleichen Atemzug zu behaupten, dass "Geschlechtsumwandlungen" möglich wären.


Die Geschlechtsumwandlungs-Lüge

Wären "Geschlechtsumwandlungen" tatsächlich möglich, hätten wir nicht die fatalen Folgen genitaler Zwangszurodnungen - Menschen die sich plötzlich ganz und gar nicht so "fühlen" wollen, wie ihre genitale Zuordnung. Zu Recht fordern die meisten Intersexuellen-Organisationen auch deswegen einen Stopp derartiger Verstümmelungspraktiken und eine deutliche Nennung der Täter. Dies wird aber nur gelingen, wenn nicht nur die auführenden Operateure (die oft nur auf Anweisung von Psychologen ihren Job verrichten) auf der Anklagebank sitzen, sondern vorallem diejenigen, welche das ideologische Gedankengebäude errichtet haben, das solche Zwangszurodnungen erst ermöglicht hat. Jedem Menschenrechtler sollte daran gelegen sein, die Täter zu benennen, diejenigen zu "outen", die bislang unbehelligt an ihren Schreibtischen Texte für ihre Bücher entwerfen konnten, in denen von "Geschlechtsumwandlungen", "psychosexueller Neutralität" bzw. "psychosexueller Entwicklung" und "Geschlechtsidentitätsstörungen" gefaselt wird. Wer behauptet, dass das Geschlecht eines Menschen änderbar wäre, darf sich hier mitschuldig fühlen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Auflistung von Autoren, welche am sogenannten "International Journal for Transgenderism" mitgeschrieben haben. Hierzu gehörten, neben dem Herausgeber "Friedemann Pfäfflin" in Ulm auch, und so erstaunlich ist das nicht, John Money höchstpersönlich. Weitere Verbindungen nach Deutschland zeigen sich auch in folgendem Wikipedia-Eintrag:

"[John Money]...wurde 2002 von der Deutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung, für die er arbeitete, mit der Magnus-Hirschfeld-Medaille ausgezeichnet."


Man mag ja fast fragen, für was er diese Medaille erhalten hat. Eine ebenso spannende Verbindung gibt es zu Volkmar Sigusch, einem der berühmtesten Sexologen Deutschlands. Dieser hatte 1973 zusammen u.a. mit John Money die sogenannte "International Academy for Sex Research" gegründet, deren aktueller Vorsitzender Eli Coleman ist, der zuvor bei der Organisation Präsident war, bei der auch schon Friedemann Pfäfflin Vorsitzender sein durfte: Der ehemaligen "Harry Benjamin International Gender Dysphoria Assoication, Inc.", die sich heute WPATH - "World Professional Association for Transgender Health" nennt. Volkmar Sigusch war derjenige welche, der in den 70er Jahren massgeblich an den Formulierungen des Transsexuellengesetzes mitgearbeitet hatte, Friedemann Pfäfflin derjenige, der sich stark dafür machte, den Begriff "Transsexualität" noch konsequenter durch den Begriff "Geschlechtsidentitätsstörung" zu ersetzen. Friedemann Pfäfflin ist aktuelle Mitglied des "Gender Identity Disorders Subcommittee" der APA, der American Psychiatric Association, die im Jahr 2012 eine neue Definition für "Geschlechtsidentitätsstörungen" erstellen will. Man darf nicht annehmen, dass sich die Moneyschen Jünger aber bereit ihre Fehler eingestehen. So streitet Pfäfflin weiterhin ein mehrdimensionales Geschlechterbild ab, und reduziert, ganz Psychoanalytiker, das Geschlecht des Menschen letztendlich doch wieder auf wenige Merkmale. In dem Buch "Sexualitäten" (von 2008) führt Pfäfflin auf, wie er und Kollegen einem Aufruf der englischen Organisation GIRES, biologische Tatsachen zu akzeptieren (wie die Angeborenheit von Transsexualität), nicht gefolgt ist, welche geschafft hat, im Vereinten Königreich zu weitreichen Menschenrechtsverbesserungen zu kommen (Gender Recognition Act):

"Richard Green (2006), ein früherer Mitarbeiter von Robert Stoller, Gründer und langjähriger Herausgeber der Archives of Sexual Behavior, die das offizielle Organ der International Academy of Sex Research sind, Ken Zucker (2006), der derzeitige Herausgeber dieser Fachzeitschrift, und ich (Pfäfflin 2006b) sind der Aufforderung, dieses Manifest zu unterzeichnen, nicht gefolgt, sondern haben kritische Kommentare geschrieben, worauf die Gender Identity Research and Ed-ucation Society (2006b) wiederum eine Entgegnung formulierte."

Interessant sind wieder die Namen, die hier auftauchen: So steht hier wieder etwas von "der International Academy of Sex Research" (siehe: Volkmar Sigusch), aber auch Namen wie Ken Zucker, einem offen agierenden Money-Jünger, tauchen auf, einem kanadischen Psychologen, der reparative Therapien an transsexuellen Kindern durchführt und meint, dass "geschlechtsuntypisches Verhalten" geheilt werden könne - ausgehend davon, dass die Genitalien eines Menschen natürlich wieder einmal im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Besser kann das dann, auch wenn das Zitat weiter oben schon einmal aufgetaucht ist, ein Freund Zuckers ausdrücken, der Frankfurter Bernd Meyenburg:

"Sie sehen doch, das Kind hat einen Penis, also ist es kein Mädchen" (2008)

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Zusammenhänge zwischen den Theorien John Moneys und der psychoanalytisch geprägten Sexologie nicht nur auf ein paar Figuren reduziert werden kann, sondern sich zahlreiche Professoren und Professorinnen in Deutschland an der Weiterverbreitung dieser Ideologien beteiligt haben, weitgehend unbehelligt und ohne, dass hier eine grosse Öffentlichkeit bereits wahrgenommen hätte, welche Schattenseiten die sexuelle Revolution der 60er hervorgebracht hat - eine Phalluszentriertheit im Denken, das Verstärken von Geschlechtersterotypen und letztendlich massive Menschnrechtesverletzungen an intersexuellen und transsexuellen Menschen. Am dringensten wäre es, die Menschenrechtsverletzungen zu beenden - die gesellschaftlichen Auswirkungen die sich aus einer offenen Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Moneyschen Gendergeneration ergeben, können nur positiv sein - auch bei den Menschen, die "lediglich" von einer geschlechtssterotypen Gesellschaft betroffen sind, und bislang nicht befürchten mussten, genitalverstümmelt oder zu psychisch krank erklärt zu werden. Es möge die Aufklärung beginnen.

Wikipedia:

John William Money (* 8. Juli 1921 in Morrinsville, Neuseeland; † 7. Juli 2006 in Towson, Maryland) war ein US-amerikanischer Psychologe und Sexologe bekannt für seine Forschungen über Geschlechteridentitäten, Geschlechterrollen. Er wurde 2002 von der Deutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung, für die er arbeitete, mit der Magnus-Hirschfeld-Medaille ausgezeichnet.

Der gebürtige Neuseeländer Money migrierte 1947 in die Vereinigten Staaten und studierte an der University of Pittsburgh Psychologie. Er erwarb 1952 seinen Doktor der Psychologie an der Harvard-Universität. Er war in den 1950ern kurz verheiratet und hatte keine Kinder. Money war Professor für medizinische Psychologie an der Johns-Hopkins-Universität von 1951 bis zu seinem Tod.

Money war einer der ersten, die wissenschaftlich zu beweisen versuchten, dass Geschlecht nur erlernt sei, er war einer der Pioniere der Gender-Theorie. Money unterzog 1967 den knapp zwei Jahre alten Jungen Bruce Reimer einer Geschlechtsumwandlung, dessen Penis zuvor bei einer Beschneidung (versehentlich) verstümmelt worden war. Das Experiment lief jedoch aus dem Ruder: Schon als kleines Kind riss sich Brenda, wie Bruce nun hieß, die Kleider vom Leib, um Mädchenspielzeug machte sie einen weiten Bogen. Als Brenda mit 14 erfuhr, dass sie als Junge auf die Welt gekommen war, ließ sie die Geschlechtsumwandlung rückgängig machen. Im Frühjahr 2004 erschoss sich Bruce Reimer. Sein Zwillingsbruder starb zwei Jahre zuvor, es gibt Vermutungen, wonach er Selbstmord begangen haben soll, weil er die Leiden seines Bruders nicht mehr ertrug.

Trotz des Fehlschlags diente der "John/Joan-Fall" einem Teil der Frauenbewegung als wissenschaftlicher Beleg für die Thesen des Gleichheitsfeminismus. So schrieb Alice Schwarzer 1975, dass "die Gebärfähigkeit auch der einzige Unterschied ist, der zwischen Mann und Frau bleibt. Alles andere ist künstlich aufgesetzt." Das Experiment Money würdigt sie als eine der "wenigen Ausnahmen, die nicht manipulieren, sondern dem aufklärenden Auftrag der Forschung gerecht werden" ("Der kleine Unterschied", 1975, Seite 192f).


Ergänzung:

In dem deutschen Verlag, in welchem die Ideologien John Moneys Platz finden konnten, dem Enke Verlag, erschien zuvor auch ein anderes Werk. Es ist eine Abhandlung der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung , unter dessen Federführung das deutsche Transsexuellengesetz entstand: 

Bürger-Prinz, H., Albrecht, M., & Giese, H.: Zur Phänomenologie des Transvestitismus bei Männern. Beit. Sexualforsch., Stuttgart, F. Enke Verlag, 1953, No. 3.

Wer aber war Bürger-Prinz?

Hans Bürger-Prinz (* 16. November 1897 in Weinheim; † 29. Januar 1976 in Hamburg) war ein deutscher Psychiater.

Bürger-Prinz wurde 1931 Oberarzt der Universitätsnervenklinik in Leipzig, trat 1933 in die NSDAP und die SA ein und war zudem Mitglied im NS-Lehrerbund, NS-Ärztebund und im NS-Dozentenbund und Mitglied einer Kommission der Reichsstelle für deutsches Schrifttum. Nebenbei war er ehrenamtlicher Richter am Erbgesundheitsgericht.
[...]
1949-51 war Bürger-Prinz weiterhin Hochschullehrer und Klinikleiter. Er war an der Errichtung einer Forschungsstelle für menschliche Erb- und Konstitutionsbiologie beteiligt und seit 1950 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung.
(wikipedia)

Was war das Erbgesundheitsgericht?

Die Erbgesundheitsgerichte wurden im Deutschen Reich durch das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 eingeführt. Sie entschieden in äußerlich rechtsförmig gestalteten Verfahren über (Zwangs-)Sterilisationen (vermeintlich) Kranker und waren damit Werkzeug zur Durchsetzung der nationalsozialistischen Rassenhygiene, die den Menschen zum bloßen Objekt staatlicher Verfügungsgewalt herabwürdigte. Bis Mai 1945 wurden aufgrund der Beschlüsse der Erbgesundheitsgerichte etwa 350.000 Menschen zwangssterilisiert.

Da verwundert es kaum, dass es in Deutschland im Jahr 2009 noch ein Gesetz wie das Transsexuellengesetz gibt, welches Zwangssterilisationen an transsexuellen Menschen fordert.

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