Vielleicht lohnt manchmal ein Blick in die USA, um ins Grübeln zu
kommen. Dort wurde nun der Employment Non Discrimination Act (ENDA)
verabschiedet, ein Gesetz, das die Rechte von Homosexuellen und
Bisexuellen im Berufsleben schützen soll (und beispielsweise gesetzlich
gesichert sein soll, dass Menschen auf Grund ihrer sexuellen
Orientierung nicht gekündigt oder sonstwie benachteiligt werden
können). Eigentlich eine tolle Sache, doch wurde hier eine Gruppierung
aussen vor gelassen, die für dieses Gesetz mitgekämpft hat und deren
Rechte man am Schluss geopfert hat: die Menschen, die von
Transsexualität betroffen sind. Ursprünglich war geplant hier auch ein
Anti-Diskriminierungsverbot auf Grund der Geschlechtsidentität
durchzusetzen, doch wurde dieser Bereich nun gestrichen, damit laut der
beteiligten Lesben- und Schwulenverbände überhaupt der andere Teil
(sexuelle Orientierung) möglich ist.
Die Frage die sich mir stellt: Wie ist das möglich?
Mein kleiner Erklärungsversuch ist nun der folgende: Transsexualität,
oder in den USA besser "Transgender", ist nun (genau wie in Deutschland
auch) als Wunsch definiert, sein Geschlecht wechseln zu wollen (auch in
Deutschland, da hier auch der DSM/ICD gilt). Klar, dass hier -
ausgehend von dieser Theorie - die Notwendigkeit nicht erkannt wird,
einer Frau, die als transsexuelle Frau geboren wurde (mit
gegengeschlechtlichen körperlichen Merkmalen) zu helfen, wenn aus ihr
per Aussendefinition ein Mann gemacht wird, oder bestenfalls ein
Mensch, der gar kein Geschlecht hat (gemäss der verqueren Logik, es
gäbe gar keine angeborene Geschlechtsidentität und Geschlecht wäre
lediglich ein Produkt äusserer Sozialisierung - frei nach John Money).
Ich bin gespannt, was sich durch diese Opferung der Rechte
transsexueller Menschen in den USA als positive Wirkung entfalten wird
- wenn es das Wissen darum ist, hier konsequenter und selbstbewusster
zu werden, dann kann dies nur gut sein. Wenn transsexuelle Menschen
erkennen, dass zu ihrer Anerkennung auch die Anerkennung ihres
Geburtsgeschlechtes gehört, und dass Geschlechtsumwandlungen unmöglich
sind (weil ja lediglich die nicht-geschlechtsbestimmenden Merkmale wie
z.B. die Genitalien oder die äussere Rolle wechselt, aber nicht das
Geburtsgeschlecht/die angeborene Geschlechtsidentität), dann kann das
noch ganz interessant werden...
Dass es diese Notwendigkeit der Auseinandersetzung auch hierzulande
gibt, mag ich mal an folgendem festmachen: Bislang gibt es sein TSG,
das vorsieht, dass z.B. transsexuelle Frauen erst nach der
medizinischen Behandlung rechtlich als Mann angesehen werden, basierend
auf der Grundlage, es würde sich um Männer handeln, die "Frau werden"
(nach ICD 10 "Der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu
leben und anerkannt zu werden") wollen, bislang wird noch von einigen
konservativen Sexualwissenschaftlern geleugnet, dass es Frauen gibt,
die mit einem Penis geboren werden, und bislang wird noch eine
unbewiesene Geschlechtstheorie als "wahr" dargestellt (am Ende sogar
von den Menschen, die als Vertreter des Jeder-Darf-Wie-Er-Will
auftreten) - nämlich die der Geschlechtsbestimmung über körperliche
Merkmale wie der Genitalien - wohingegen, diejenigen, die bereits
unterschiedlichste wissenschaftliche Hinweise ihrer Existenz auf ihrer
Seite haben, den sinngemässen Satz zu hören bekommen "Deine Existenz
ist noch nicht bewiesen, und deswegen glaub ich nicht, dass es dich
gibt".
Hier ein Beispiel:
"Wenn ich die Entscheidung treffe, im falschen Körper zu sein, warum kann ich die Entscheidung dann nicht mehr abändern?"
Was bitteschön entscheidet eine Frau, die mit gegengeschlechtlichen
Merkmalen geboren wurde? Wo gibt es denn hier überhaupt die Möglichkeit
zu entscheiden? Dass hier von einer "Entscheidung" gesprochen wird, ist
nach meinem Empfinden eine Verhöhnung gegenüber der Existenz
transsexueller Menschen. Der Satz stammt von einem Kommentar, der sich
auf mut23.org eingefunden hat. Wer den kompletten Text lesen will, der
kann dies:
hier .