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11.03.2008
Es gibt Tage, an denen Dinge passieren, die scheinbar unabhängig voneinander sind, aber dennoch irgendwie doch etwas miteinander zu tun haben. Das eine ist, dass ich gestern in einen Spiegelartikel hineingelesen habe (Nr. 11/2008 "Die Täter"), der sich mit der Frage bschäftigt, warum es kurz vor der Mitte des letzten Jahrhunderts so viele Deutsche gegeben hat, die scheinbar willenlos das Nazi-System unterstützt haben.  So heisst es als Erklärungsansatz:

"(Harald) Welzer (Sozialpsychologe) verweist darauf, dass Menschen in einer konstruierten Welt leben. Sie deuten das Geschehen gemäss eines 'normativen Referenzrahmens', der ihnen hilft, Entscheidungen zu treffen."

Übersetzt hiesse das in etwa: Weil es bestimmte Regeln gibt, halten sich die Menschen daran, diese Regeln zu stützen - egal ob sie objektiv betrachtet falsch und menschenverachtend sind - der "Referenzrahmen" gibt ihnen ja vor, etwas richtiges zu tun. Warum sollte also, so denkt die Spezies Mensch wohl, etwas, was als richtig vorgegeben wird in Frage stellen?

Passend dazu gab es dann die zweite Begebenheit gestern: ein Telefonat mit einer Person, welche die Leiterin einer Selbsthilfegruppe für transsexuelle Menschen ist. Ich hatte sie zuvor angemailt, weil ich sie anregen wollte, sich einmal über die Regelungen des TSG Gedanken zu machen, und ob nicht schon deswegen Reformen nötig wären, da ja in der Realität viele schlimme Dinge im Zusammenhang mit der medizinischen Bhenadlung, aber auch der Begutachtung stattfinden. Ihr zu erklären, warum nun das Gutachterverfahren eines der Kernprobleme darstellt, endete dann damit, dass dieser Mensch immer lauter wurde, mir weismachen wollte, man müsse sich eben an die Regeln und Gesetze halten (ohne sie kritisch zu hinterfragen) und dass es überhaupt keine Probleme gäbe. Das Telefonat endete damit, dass dieser Mensch mich anschrie und ich wüst beschimpft wurde.

Das dritte Erlebnis gestern war dann eines, das dann bei näherer Betrachtung auch wieder dazu passte. Es war ein Eintrag in einem Internetforum, in welchem ein mit Vagina und Gebärmutter geborener Mann über seine Erlebnisse bei einem Gutachter berichtete. Er schrieb:

"Ich hatte heute meinen ersten Gutachtertermin und war geschockt, als er eine körperliche Untersuchung durchführen wollte, bei der es nicht nur um Reflexe und Koordination ging, sondern wo ich auch splitterfasernackt da stand und er alles an mir gemustert hat, inklusive Genital. Ich habe ihn auch noch gefragt, ob es nicht sinniger wäre, diese Art von Untersuchung über meine biologische weiblichkeit dem Frauenarzt zu überlassen, aber nein, er sagte, er müsse dies tun, das würde in dem Procedere so gefordert."

Es ist nicht das erste Mal, dass mir solche Geschichten begegnen und wenn ich alle drei Begebenheiten des gestrigen Tages zusammennehme, dann lässt sich zusammenfassen: Es liegt wohl am "normativen Referenzrahmen". Heftig.
 
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