Nach einem kurzen Telefonat im Büro von Frau Piltz liess sich das
Geheimnis um die Standardantworten lösen. Frau Weinert erklärte das
ziemlich gut:
Wenn ich das nun richtig interpretiere hiesse das nun: so klein kann
die Randgruppe der von Transsexualität betroffenen Frauen und Männer
wohl dann doch nicht sein. Da mich aber nun interessiert hat, doch noch
einmal eine genauere Stellungnahme zu erhalten, habe ich den Vorschlag
der Mitarbeiterin von Frau Piltz gerne angenommen und einen anderen
Ansprechpartner ankontaktiert: Frank Fischer, zustänsig für die
rechtlichen Belange in Sachen TSG-Reform. Die Frage war nun: Setzt
sich die FDP-Fraktion dafür ein, das Paradoxon zu lösen, das sich ja
immer noch im heutigen Transsexuellengesetz wiederfindet - der
gleichzeitigen Annahme, dass einerseits Psyche/Gehirn für die sozialen
Funktionen geschlechtsbestimmender wären und andererseits dann doch der
Körper (siehe auch: Der Sichtweisentest )?
Sicher mag es bei den unterschiedlichen Aussagen von Betroffenen,
Sekundär-Betroffenen (wie Beamte und Mediziner), nicht ganz einfach
sein, eine Lösung zu finden, die alle Interessen berücksichtigt, doch
mag ich immer noch daran glauben, dass dies möglich sein wird. Ein
Vorschlag, der hier auf mut23.org aufgeführt ist, versucht hier durch
eine Trennung von rechtlichem Geschlecht und körperlichen Massnahmen,
sowohl eine Vereinfachung des Personenstandsanerkennungsverfahrens zu
erreichen, als auch einen Ausbau und Verbesserung der
köperlich-medizinischen Behandlung.
Die Vorschläge nocheinmal in kurz (auch wenn sie auf der Website bereits mehrfach aufgeführt sind):
Eine Trennung von...
a) rechtlichem Verfahren (durch Abschaffen des Gutachterverfahrens)
b) medizinischer Diagnostik für die körperlichen Schritte
Wenn man neben den hohen Kosten, die manche Betroffene für
Gerichtsgutachten zu leisten haben, an die teilweise schlimmen
Begebenheiten denkt, die transsexuelle Menschen erfahren müssen, um
letztendlich rechtlich anerkannt zu werden (Vornamens- und
Personenstandsanerkennung) und ausserdem berücksichtigt, dass so auch
endlich einmal Behandlungsrichtlinen, die den Namen verdienen (bisher
ist es ja so, dass jeder Betroffene selbst für körperliche Massnahmen
kämpfen muss - von gesicherten Standards fehlt bis dato jede Spur),
aufgestellt werden können, lässt sich sagen, dass die Trennung von
Recht und Medizin zu einem Teil der wirklichen Gleichstellung und
öffentlichen Anerkennung von Menschen werden kann, die davon betroffen
sind mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren worden zu sein.
Zu den Vorschlägen meinte Frank Fischer:
Mein Traum ist, dass neben der echten Existenzanerkennung ein
konsequent durchdachtes reformiertes TSG endlich auch einmal dazu
führen kann, dass der Status der Medizin im Bereich der Transsexualität
von einer "Hinterhofmedizin", bei der sich heute das meiste im
verborgenen abspielt (eine logische Folge der F64.0-Paradoxie), endlich
einmal zu einem verändert, in dem es möglich sein wird, dass offizielle
Anlaufstellen für Betroffene geschaffen werden. Welche, in denen die
Mediziner ein wirkliches Interesse daran haben, zu helfen, anstatt
irgendwelchen realitätsfremden Theorien hinterherzuhängen wie der, die
behauptet, transsexuelle Menschen wären "geschlechtsidentitätsgestört"
und Geschlecht lediglich ein soziales Konstrukt.