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25.04.2008
Ehrlich gesagt, ich bin verwirrt. Die deutsche Gesellschaft für Sexualforschung wurde von einem ehemaligen NSDAP-Mitglied gegründet, das im Jahr 1957 noch zusammen mit dem Nazi-Filmemacher Veit Harlan (u.a. drehte dieser den antisemitischen Propagandafilm Jud Süß) zusammenarbeitete. Trotzdem war dieses Ex-NSDAP-Mitglied einer der führenden Mediziner der 50er und 60er, die sich schon früh dafür stark machten, Homosexualität als Straftatbestand abzuschaffen. Volkmar Sigusch, der in den 70ern massgeblich das Transsexuellengesetz mitgestaltete war ein Schüler Gieses. Ich bin verwirrt - das sind Dinge, die ersteinmal verarbeitet werden wollen. Dass die DGfS von heute noch daran festhält, Transsexualität als psychische Störung zu begreifen macht die Sache nicht einfacher. Wie wird da ein stimmiges Bild daraus?

Hier mal, was ich heute gefunden habe:

Satzungsgemäß hat die DGfS zwei Forschungsstellen in Hamburg und in Frankfurt. Das Institut für Sexualforschung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurde 1959 von Bürger-Prinz institutionalisiert. Das Institut wurde von 1959 bis 1970 von Hans Giese geleitet.
(aus: dgfs.info)

Hans Giese studierte Medizin, Philosophie und Germanistik in Freiburg im Breisgau. Er schloss es 1943 mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Dissertation Das Polaritätsprinzip in Goethes Dichtung).
(aus: Wikipedia)

Am 1. Januar 1942, gerade eben volljährig, wurde er Mitglied der NSDAP und hörte die Vorlesungen seines Parteigenossen Martin Heidegger. Von diesem angeregt, hielt er am 28. Januar 1944 einen Vortrag zum Thema Untersuchungen zum Wesen der Begegnung, der heute als Markstein gilt. Einmalig für die damalige Zeit unternahm er hier einen Versuch, eine systemkonforme, männerbündische Theorie der Homosexualität (Hergemöller) zu entwerfen.
(aus: cinedat.org)

Es hat zwar nichts direkt damit zu tun, doch auch ein weiteres Geschichtsfundstück bringt mich zum Grübeln. Wieviele Paralellen gibt es zwischen dem, was Homosexuellen noch in den 60ern widerfuhr und dem was transsexuelle Menschen heute noch erleiden müssen?

"Die homoerotische Neigung entsteht nach Ansicht vieler Experten — bei möglicherweise angeborener Disposition — in früher Kindheit. „Die Eltern", formuliert Dr. Caprio in seiner Dokumentation, „sind mit oder ohne Wissen für einen großen Prozentsatz der derzeit vorliegenden Fälle von Homosexualität verantwortlich." Dann etwa, wenn ein Kind als Mädchen unerwünscht und deshalb wie ein Knabe erzogen wird; auch wenn der Vater ein Trinker oder Schürzenjäger, die Mutter besonders herrschsüchtig oder teilnahmslos ist, können homoerotische Neigungen des Mädchens geweckt werden. Lesbische Liebe keimt in kriselnden Ehen, wo oft das Verhältnis des Kindes zur Mutter besonders innig und die Haltung gegenüber dem Vater ablehnend ist."
(aus: Die Zeit, 06.10.1967 Nr. 40)

"Es besteht heute Konsens darüber, dass ein persistierendes transsexuelles Verlangen das Resultat sequenzieller, in verschiedenen Abschnitten der psychosexuellen Entwicklung gelegener, eventuell kumulativ wirksam werdender Einflussfaktoren ist."

(aus: Stellungnahme zur Anfrage des Bundesministeriums des Innern V 5a-133 115-1/1 vom 11. Dezember 2000 zur Revision des Transsexuellengesetzes Sophinette Becker, Wolfgang Berner, Martin Dannecker und Hertha Richter-Appelt)

Die Stellungnahme vom 11. Dezember 2000 wurde stellenweise wörtlich kopiert vom Deutschen Bundestag (Drucksache 16/8327 16. Wahlperiode 29. 02. 2008).

Und nun? Wenn ich das wüsste...

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