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03.04.2009
Es kam nun eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf unsere Anfrage.vom 2. März im Zusammenhang mit der Reform des Transsexuellengesetzes. Da ich eigentlich über etwas anderes schreiben wollte, hier mal wieder zweigeteilt (den Kommentar zur Antwort auf Frage 3 erspare ich mir):

Teil 1:

a) Die Antwort:

Sehr geehrte Frau Schicklang,

zu Ihrer Anfrage vom 2. März 2009 teile ich nunmehr mit:

Die Bundesregierung ist sich der Probleme bei dem Verfahren zur Änderung der Vornamen und Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit nach dem Transsexuellengesetz bewusst. Im Bundesministerium des Innern sind deshalb die Vorarbeiten für eine Novellierung des Transsexuellengesetzes aufgenommen worden; die Ressortabstimmung ist eingeleitet, aber noch nicht abgeschlossen.. Einzelheiten des Reformvorhabens können deshalb derzeit noch nicht mitgeteilt werden.

Zu Ihrer Frage Nr. 3 weise ich darauf hin, dass die Bundesregierung bereits im Jahre 2003 im Rahmen der Beantwortung einer Kleinen Anfrage im Deutschen Bundestag (Drucksache 15/894, Antwort zu Frage 5) ausgeführt hat, dass der Begriff "Intersexualität" eine Vielzahl biologisch-somatisch gegebener Uneindeutigkeiten bzw. Mehrdeutigkeiten der Geschlechtszugehörigkeit umfasst. Daraus kann gerade nicht geschlossen werden, dass  Intersexualität eine psychische Erkrankung ist.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

gez. Carola Ruppelt

Bundesministerium des Innern
- Bürgerservice-Zentrum -

Interessant ist diese Antwort, wenn man sie mit einer aktuellen Meldung des LSVD vergleicht:

"Innenministerium plant TSG-Reform unter Ausschluss der Öffentlichkeit - Das Bundesinnenministerium hat dem Bundesjustizministerium einen Entwurf zur Reform des Transsexuellengesetzes (TSG) zugeleitet. Anders als üblich, ist der Entwurf weder mit Gutachtern noch mit Betroffenengruppen abgestimmt worden."

Link zur Meldung: Klick

Fragen: Ist es nicht widersprüchlich, dass das BMI hier in der Antwort an ATME e.V. vom 2.4.2009 behauptet, die Ressortabstimmung wäre noch nicht abgeschlossen, der LSVD hier aber bereits von einem an das Bundesjustizministerium weitergeleiteten Entwurf spricht? Hmm.... wer schwindelt hier? Und warum hat der LSVD als Lesben- und Schwulenverband diese Information und die Betroffenengruppen nicht? Und was sagt uns das über Transsexuellenrechte in Deutschland? Welche Geheimkanäle gibt es? Und warum informiert der LSVD nicht z.B. auch ATME e.V über die Meldung? Fragen über Fragen...

b) Die Frage von ATME e.V. war:

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Februar hat ein UN-Komitee bei der Überprüfung des Frauenrechtsbakommens CEDAW deutliche Worte zur Situation transsexueller Frauen in Deutschland gesprochen und hier eine umfassende Reform des Transsexuellengesetzes verlangt.

"Dass transsexuelle Frauen als psychisch kranke Männer bezeichnet werden, um als Frauen akzeptiert zu werden, ist ein Paradoxon. Dem muss ein Ende gesetzt werden." äusserte Prof. Silvia Pimentel, Angehörige des Frauenrechtskomitees, vor dem sich die Bundesregierung in den Räumen des Hochkommissars für Menschenrechte verantworten musste. Sie forderte "die Beendigung des Gutachtervefahrens nach dem deutschen Transsexuellengesetz - und die Einführung eines Antragsverfahrens, wonach jeder entscheiden kann, zu irgend einem beliebigen Zeitpunkt, welchen Geschlechtseintrag er haben möchte."

In Deutschland ist es bisher üblich, dass transsexuelle Frauen nicht selbstständig über ihren rechtlichen Status entscheiden dürfen. Sie sind nicht nur abhängig von einer Diagnose, die ihnen den Status "Mann mit Identitätsstörung" gibt, sondern ebenso abhängig vom guten Willen zweier Gutachter, die ihnen diese sogenannte "Geschlechtsidentitätsstörung" bescheinigen, oder eben auch nicht. Die geschlechtliche Fremdbestimmung und die geringe Garantie, die das Transsexuellengesetz für die Betroffenen geben kann, auch im Sinne der Menschenrechte behandelt zu werden, führen uns nun zu dieser Anfrage.

1. Wird das BMI bei der Reform des Transsexuellengesetzes die "Rüge" des UN-Ausschusses zu CEDAW ernst nehmen, und endlich die Praxis abschaffen, nach welcher eine transsexuelle Frau sich zu einem "psychisch kranken Mann" erklären lassen muss, um als Frau anerkannt zu werden? Welche konkreten Schritte gibt es bereits, hier eine menschenrechtskonforme Gesetzeslösung zu finden?

2. Michael Tetzlaff (BMI) hat bei der Stellungnahme in Genf Anfang Februar folgendes gesagt: "Wir werden den im Schattenbericht der Interessengemeinschaft Menschenrecht und Transsexualität dargestellten Aspekte bei der Prüfung im Rahmen unserer Novellierung einbeziehen." - was wird das BMI unternehmen um dieser Aussage gerecht zu werden?

(Folgende Frage dient nur dem Verständnis)

3. Ist der Bundesregierung bekannt, dass es Mädchen gibt, die mit Penis und Hoden geboren werden und Jungs mit Gebärmutter und Vagina? Ist der Bundesregierung ebenso bekannt, dass diese Menschen, die mit einer körperlichen Geschlechtsabweichung geboren werden fälschlicherweise als "psychisch krank" bezeichnet werden, obwohl sie "lediglich" von einer körperlichen Geschlechtsabweichung betroffen sind? Ist der Bundesregierung bekannt, dass der Begriff "Geschlechtsidentitätsstörung" bis heute jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt?

Nachdem wir daran interessiert sind, eine möglichst gute Lösung für die Situation transsexueller Menschen in Deutschland zu finden, freuen wir uns über jede konstruktive Antwort, die ein Schritt auf dem Weg zu einem menschenrechtskonformen Transsexuellengesetz ermöglicht.

Mit freundlichen Grüssen,

Kim Anja Schicklang

Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V.

Teil 2:

In den nächsten Wochen werden einige "Expertenveranstaltungen" stattfinden, an denen auch Menschen teilnehmen werden, die bisher öffentlich nicht den Eindruck gemacht haben, sich dem Thema "Geschlecht" objektiv zu nähern. So wird vom 17. bis 20. Juni in Oslo das "The World Professional Association for Transgender Health (WPATH) 2009 XXI Biennial Symposium" über die Bühne gehen. Auch Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung, z.B. Hertha Richter-Appelt werden hier vor Ort sein, also Menschen aus dem Verein, der bisher noch nicht auf unsere Anfragen eingegangen ist, ob sie mithelfen wollen, die Situation transsexueller Menschen einmal damit zu verbessern, indem die geschlechtliche Identität als Hinweis für das Wissens über das eigentliche Geburtsgeschlecht eines transsexuellen Menschen anerkannt wird. Dass dies bislang noch nicht so ist, wurde hier auf der Seite ja schon öfters erläutert. Dass das biologische Geschlecht eines Menschen zwar weder durch xx oder xy, noch durch die Genitalien in allen Fällen bestimmt werden kann, ist zwar auch diesen "Experten" bekannt, bei Transsexualität soll aber genau dies der Fall sein, wird doch gerne hier ein "Biologisches Geschlecht" postuliert, von dem die "Geschlechtsidentität" abweiche um somit aus dem Wissen transsexueller Menschen über ihr eigentliches Geburtsgeschlecht eine psychische Störung zu konstruieren. Dass in der Realität tatsächlich z.B. Mädchen geboren werden, die mit Penis und Hoden geboren werden, wird bislang von diesen Damen und Herren weiterhin abgestritten. Dass beispielsweise immer noch per chirurgischer Eingriffe intersexuelle Kinder geschlechtlich zugeordnet werden, indem man eine eindeutige Vagina oder einen Penis konstruiert, zeigt hier, wie peniszentriert unsere "aufgeklärte" Gesellschaft ist, wenn es um das Erfassen wissenschaftlicher Tatsachen geht. Sowohl für transsexuelle auch für intersexuelle Menschen würde ich mir wünschen, dass dies endlich einmal aufhört und erkannt wird, dass eben weder Genitalien hundertprozentig geschlechtsbestimmend sind (und somit genitale Operationen niemals einen Menschen geschlechtlich zuordnen können), noch die Chromosomen.

Andere Veranstaltungen sind die wiederkehrenden Treffen, der DSM-V-Arbeitsgruppe, die das Handbuch der psychischen Störungen überarbeiten will. Der DSM ist ein Buch mit weltweiter Bedeutung für die Behandlung und Definition transsexueller Menschen und es sieht nicht so aus, als ob hier bislang grosses Interesse bei den "Experten" besteht, sich einmal einzugestehen, dass der Begriff "Geschlechtsidentitätsstörungen" bzw. "Gender Identity Disorder" auf einer wissenschaftlich längst widerlegten Geschlechtsideologie, nämlich eben der Penis-da=Mann-Penis-weg=Frau-Theorie, basiert. Das transsexuelle Mädchen, die den Satz äussern "Ich bin ein Mädchen" tatsächlich biologische Mädchen sein können, ist etwas, das bislang von diesen Menschen noch nicht berücksichtigt wurde.

Hier einmal ein Link zu einem Artikel in englischer Sprache zu dem aktuellen DSM-Reformprozess:

CONTEMPORARY SEXUALITY March 2009 DSM-V process

Interessant ist welche Lager sich hier herausgebildet haben: Die einen, die meinen, ein transsexuelles Mädchen, das sagt "Ich bin ein Mädchen", wäre ein ganz schlimm psychisch gestörter Junge, den man unbedingt therapieren müsse um ihn von einer "Geschlechtsidentitätsstörung" zu heilen (hierzu gehört der Leiter der DSM-Group Kenneth Zucker , der in Kanada immer noch reparative Therapien an transsexuellen Kindern durchführt), und die anderen, die in etwa sagen "ach, was ist daran schlimm, wenn ein Junge ein Mädchen sein will" (ähnlich der Aussagen von Udo Rauchfleisch, der ja in seinen Büchern bislang ähnliches ausgedrückt hat). Dass ein transsexuelles Mädchen, das mit Penis und Hoden geboren wird, tatsächlich Mädchen ist, vertritt, so wie es aussieht, wohl so gut wie keiner der Protagonisten. Der einzige, der hier zu einer objektiven und ideologiefreien Betrachtung fähig zu sein scheint ist dann ausgerechnet Milton Diamond, Professor aus Hawaii, der den Fall Reimer aufgedeckt hat, das Menschenexpertiment des John Money, der David Reimer, dessen Penis nach der Geburt verstümmelt wurde, mittels Bildung einer Vagina zum Mädchen erziehen wollte. Milton Diamond, der hier das Scheitern des "Moneyschen" Experiments beweisen konnte, wird auf einer Tagung der APA (der American Psychiatric Association und der amerikanischen Muttergesellschaft des DSM), die vom 16. bis 21. Mai in San Francisco stattfinden wird, dann konsequenterweise bei seinem Seminar ein besonderes Thema haben:

S10. The Neurobiological Evidence for Transgenderism
B. Transsexuality as an Intersex Condition - Milton Diamond, Ph.D.
http://www.psych.org/Events/AnnualMeeting.aspx

Dass hier trotzdem die meisten anderen "Experten" weiterhin nicht erkennen wollen, was sich hinter der Aussage "ich bin ein Mädchen" eines transsexuellen Mädchens verbirgt - nämlich, dass es nichts weiter ist als eine wahre Aussage - erinnert dann doch an eine Parabel, die eventuell der ein oder andere kennen dürfte: Die von den blinden Weisen und dem Elefanten. Hier einmal, was in Wikipedia dazu geschrieben steht:

"Im Gleichnis Die blinden Männer und der Elefant untersucht eine Gruppe von Blinden - oder Männer in völliger Dunkelheit - einen Elefanten, um zu begreifen, worum es sich bei diesem Tier handelt. Jeder untersucht ein anderes Körperteil (aber jeder nur ein Teil), wie zum Beispiel die Flanke oder einen Stoßzahn. Dann vergleichen sie ihre Erfahrungen untereinander und stellen fest, dass jede individuelle Erfahrung zu ihrer eigenen, vollständig unterschiedlichen Schlussfolgerungen führt.

Im Gleichnis steht die Blindheit (oder das im Dunkeln sein) für nicht in der Lage sein, klar zu erkennen; der Elefant steht für eine Realität (oder eine Wahrheit). Die Geschichte soll aufzeigen, dass die Realität sehr unterschiedlich verstanden werden kann, je nachdem, welche Perspektive man hat oder wählt.

Dieses Gleichnis wird häufig (wie oben beschrieben) auf theologische Streitereien und religiöse Unvereinbarkeiten angewendet. Man kann es aber in gleicher Weise auf sozial- oder naturwissenschaftliche Sichtweisen übertragen: Selbst wenn man einen Elefanten in seiner Gesamtheit sieht, wenn man ihn ausmisst, seine Organe und sein Skelett untersucht hat, wenn man seine DNA sequenziert und verglichen hat und seinen Metabolismus kennt, wird diese Erkenntnis immer nur eine Teilrealität Elefant bleiben, denn (a) weiß man dann zum Beispiel nicht, welche Besonderheiten sein Sozialverhalten hat, wie er kommuniziert und wie er seine Umwelt und sich selber wahrnimmt u.s.w. oder (b) selbst wenn man alle nur denkbaren Daten und Fakten über einen Elefanten erfassen könnte, so wäre kein einzelner Mensch - von seiner intellektuellen Kapazität her - in der Lage, das wahre Gesamtbild Elefant zu begreifen.

Besonders die Quantenphysik gibt dieser alten Geschichte eine moderne Dimension: Der Welle-Teilchen-Dualismus legt dar, wie sich ein Elementarteilchen - je nach Versuchsaufbau - sowohl als Partikel als auch als Welle beschreiben lässt."


Ideologien fangen da an, wo Menschen glauben, besser zu wissen, wer oder was ein anderer Mensch ist, als dieser Mensch selbst. Wer diesen Glauben Wissen nennt, ist Ideologe.

 
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