Home
Blog
Inhalt
Aktuelles
Suche
Ticker
Buntes
Gesellschaft
Politik
Wissenschaft
Recht
F64.0
Existenzforderung
Archiv
Aktionsmaterial
Download Texte
Freunde
Externe News
Gesetzgebung
Galerie
Filme
Reform-Stimmen
Impressum
  Home
12.12.2009
Ich hatte mir lange überlegt, ob ich sowas einmal machen werde, oder nicht. Nun habe ich mich dazu entschieden, dass Dinge die ungesagt bleiben, genauso grossen Schaden anrichten können, wie Gesagtes. Und manchmal ist Gesagtes sogar weniger schlimm, da ein Gedanke ausgesprochen wird, und eben nicht verheimlicht. Gut, ich mag beginnen...

Es gibt in Deutschland einen Verein Namens DGTI. Eigentlich ein toller Verein, wenn man sich mal überlegt, dass er lange Zeit den Anspruch erhoben hat, allen trans-Menschen eine Anlaufstelle zu sein, die Probleme mit ihrer Transsexualität haben. In der DGTI-Satzung steht folgendes:

"Die dgti hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz von Transidenten innerhalb der Gesellschaft zu fördern und deren Stigmatisierung entgegenzuwirken."

und weiter:

"Sie tritt für mehr Offenheit der eigenen Identität gegenüber ein und trägt der Vielfalt menschlichen Daseins Rechnung."

Vielfalt Rechnung zu tragen ist manchmal leichter gesagt, als offensiv für Vielfalt zu kämpfen. Dass es bitter nötig ist, auf diese Diskrepanz hinzuweisen, zeigt ein Blick ins Innere des Geschehens. Wie gehen die DGTI-Verantwortlichen mit Vielfalt um? Wie wird gegen diejenigen vorgegangen, die sich offen gegen Vielfalt aussprechen? Und wie behandelt man diejenigen, die zur Achtung mahnen, wenn Menschen sich offen im Umfeld der DGTI gegen Vielfalt aussprechen?

Internetforen sind ja nicht die Realität - doch manchmal bildet sich dort die Realität ziemlich gut ab. Hier zwei Ausschnitte aus einer Forendiskussion:

"Leider darf man seit dem Ausrutscher von vor 70 Jahren in diesem Land niemanden mehr zur Arbeit zwingen, aber damit würde ich anfangen."

Oder weiter:

"Zecken der Gesellschaft gegen die man leider nichts machen darf..."

Sätze, bei dem es einem Angst und Bange werden kann. Vorallem dann, wenn niemand laut sagt, was das Problem mit solchen Ansichten ist. Es gab da mal so eine Aussage, die hiess "wehret den Anfängen", und dazu gehört es nun einmal nicht nur zuzusehen, sondern eben, ganz der Grundidee der DGTI, aktiv für Vielfalt und Akzeptanz in der Gesellschaft einzutreten. Und das heisst auch, Menschen zum Nachdenken zu bringen - vorallem, wenn ein Gesprächsklima aus ähnlichen Satzbausteinen wie den obigen besteht.

Sich mit den Mechanismen von Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung auseinander zu setzen, ist das mindeste was ich von einem Verein wie der DGTI erwarte, der dem Anspruch gerecht werden will, das Sprachrohr für trans-Menschen in Deutschland zu sein. Wenn aber Menschen, die genau diese Auseinandersetzung verlangen, selbst Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung erfahren, dann stimmt da etwas nicht - und genau diese Erfahrung habe ich bei der DGTI machen müssen.

Wenn Menschen aus Diskussionen ausgeschlossen werden (z.B. durch Forensperren), welche auf Ausgrenzungsmechanismen hinweisen, und diese Hinweise dann auch noch als "Provokation" bezeichnet werden, dann frage ich mich:

Wie ernst ist es der DGTI wirklich mit ihrem eigenen Anspruch?

Ich möchte hier einmal einen Text zitieren:

"Die Nazis gaben sich einst in Stuttgart wenig Mühe, ihren Terrorapparat GEHEIM ZU HALTEN. Wenn die Autos vorfuhren und Gefangene ausluden, oft sichtbar misshandelt, schauten Passanten zu.

Abends nach 20 Uhr konnten die Nachbarn schon mal die SCHMERZENSSCHREIE DER GEFOLTERTEN hören. Wenn Gefesselte von der Polizeidirektion in der Büchsenstraße zu den Verhören in die Gestapozentrale geschleppt wurden, gefesselt, erkannten Passanten die Opfer.

Es gab BESCHWERDEN der Umwohner. Aber nur wegen der Lärmbelästigung durch die Schreie, denn man wollte nichts hören. Der Rest war vielen egal: die Haltung von BIEDERMÄNNERN."

(Quelle: shoa.de - Zukunft braucht Erinnerung)

"Ja, die Nazikeule" werden manche vielleicht argumentieren wollen um damit davor abzulenken, dass Ausgrenzungsmechanismen nicht ein Phänomen einer bestimmten Zeit waren, sondern immer wieder aufs neue angesprochen werden müssen. Und die Abläufe von Ausgrenzung und Diskriminierung sind meist sehr ähnlich.

Zu Vorurteilen:

Mit dem Vorurteil macht man die anderen nun zu Sündenböcken. Selbst das, was man als Leistungen anerkennen müßte, zu denen man nicht gleichermaßen fähig wäre, weckt Neid und Feindschaft. Erst in der Abwehr der anderen mithilfe des Vorurteils gewinnen die Eigenschaften der eigenen Gruppe ihren besonderen Wert. Solche Vorurteile gegen vermeintliche Feindgruppen lassen sich nicht einzig durch Aufklärung abbauen

Zudem bieten Vorurteile eine Möglichkeit, Aggressionen, die nicht gegen die tatsächlichen Ursachen von Frustration gerichtet werden können, auf ein wehrloses Objekt zu verschieben. Das ist in der Entstehung der autoritären Persönlichkeit der Fall.


Über Autorität:

Autoritär nannten der Soziologe Theodor W. Adorno und seine Mitarbeiter einen Persönlichkeitstyp, der nur ein schwaches Selbstbewußtsein oder Ich entwickelt hat und deshalb eine Autorität sucht, nach der er sich richten kann, und von der er sich Schutz verspricht. Solange er einem Führer und dessen Gesetzen folgt, sieht er seine eigenen Fehler nicht als Schuld. Er erwartet, daß die Macht, der er sich unterstellt hat, seine eigenen Verfehlungen an anderen straft, die nicht zur gleichen Gefolgschaft gehören. Für seine eigene Unterordnung entschädigt er sich, indem er Macht über Schwächere ausübt. Er folgt also dem »Radfahrer-Prinzip«: nach oben buckeln, nach unten treten. Er will, daß die Autorität, an die er sich gebunden hat, unter allen Umständen unbefragt bleibt. Das Konzept der autoritären Persönlichkeit entstand auf Grund der unmittelbaren Erfahrungen mit dem Faschismus und dem Hitlerregime.
(http://www.psychology48.com)

Und zu Ausgrenzung:

Ausgrenzung ist ein Prozess des Ausschlusses eines Individuums oder einer Gruppe. Zur Ausgrenzung gehören die (Des-)Integration bzw. Vorstellungen von dem, was normal ist, innen und außen, akzeptiert oder nicht akzeptiert. Nebst Merkmalen und Eigenschaften, die zur Ausgrenzung führen, geht es um Zuschreibungen. Wer ausgegrenzt ist, gehört nicht (mehr) dazu, wird stigmatisiert. ... Die Ausgrenzung stützt sich auf Pauschalisierung.
(http://www.socialinfo.ch )

Ich bin nun sehr traurig darüber, dass ich die DGTI als Verein, der offiziell gegen Ausgrenzung von Minderheiten ist, mit Minderheiten selbst ein Problem zu haben scheint und anstatt sich mit den Ausgrenzungsmachanismen, von denen ja eben auch trans-Menschen betroffen sind - sind es doch immer wieder sie selben Mechanismen, auseinander zu setzen, lieber Forenmitglieder ausschliesst, welchen es ein Anliegen ist, genau diese Abläufe näher zu betrachten. Diese Auseinandersetzung ist für mich oberstes Gebot, wenn ich mich für die Rechte von trans-Menschen einsetzen will. Derjenige der sich nicht damit auseinandersetzt und sich z.B. nicht mit Begriffen wie "Autorität" kritisch auseinandersetzt, hat für mich jede Glaubwürdigkeit verspielt, unterstützt er doch dann Ausgrenzungsmechanismen, anstatt sie zu bekämpfen. Er spricht auch nicht meine Sprache - was so viel bedeutet, dass ich mich in meinen Rechten als transsexuelle Frau (vorallem wenn es z.B. auch um konkrete Forderungen in Sachen Transsexuellengesetz oder dem Abbau der Pathologisierung transsexueller Menschen durch Begriffe wie dem der "Geschlechtsidentitätstörung") von so jemandem nicht vertreten sehe.

"Du wurdest auf diesem Board gesperrt."

Wer so etwas schon einmal gelesen hat, sollte seinen Kopf nicht hängen lassen und sich aktiv umsehen - es gibt immer noch Anlaufstellen und Organisationen, die Ausgrenzung nicht dulden.

Zusatz:

Es ist in der Psychologie längst bekannt, dass derjenige, der sich gegen Diskriminierungen und Ausgrenzungen engagiert und Missstände thematisiert, oft selbst Diskriminierungen und Ausgrenzungen ausgesetzt wird. Hier ein Text dazu:

"Mobbing allgemein entsteht, wenn Menschen in Gruppen zusammenkommen und anstehende Probleme nicht angesprochen und angemessen gelöst werden. Anstatt nun die Problematik als solche anzugehen, hält die Gruppe nach einzelnen Mitgliedern Ausschau, an denen diese Problematik fest gemacht werden kann, denn jedem erscheint eine Lösung als zu schwierig wenn nicht gar unmöglich. Außerdem möchte sich kein Gruppenmitglied mit einer eventuell unangenehmen Auseinandersetzung bei den anderen unbeliebt machen und 'in die Nesseln setzen'. Dieser Prozess kann sich über Jahre hinziehen.

Hat sich schließlich ein Gruppenmitglied als vermeintliches Problem herauskristallisiert, wird dieses Gruppenmitglied paradoxerweise nicht nur für das Problem verantwortlich gemacht, sondern zum Problem an sich erklärt!

Anstatt nun zu versuchen, dieses 'problematische' Gruppenmitglied mit seiner 'Eigenart' zu integrieren, wird es zunehmend ausgegrenzt. In der Regel handelt es sich um das engagierteste Mitglied mit den größten sozialen Kompetenzen. Es macht nämlich genau das, was alle anderen vermeiden. Er/Sie legt, meist unbewusst, den Finger auf die Wunde/zeigt auf das Problem und 'setzt sich damit in die Nesseln' und ergo der Kritik aus."

Dieser Text soll all denjenigen Mut machen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Es ist keine Schuld, den Mund aufzumachen!
(http://www.couchtalk.de/expertenbrief/mobbing.html)

Ich möchte hier an dieser Stelle all denjenigen danken, die so mutig sind, Probleme und Missstände offen zu thematisieren. All diese Menschen haben eigentlich einen Preis verdient, und nicht diejenigen, die Aufklärung und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Problemen transsexueller Menschen verhindern. No Gods, No Masters.
 
< Zurück   Weiter >
 
(C) 2024 Menschenrecht und Transsexualität
Joomla! is Free Software released under the GNU/GPL License.