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07.01.2010
Interessant, wie es die deutschen Medien mit den Menschenrechten halten. Im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Transsexualität könnte man, trotz Lippenbekenntnissen Anfang 2009 sagen: So gut wie gar nicht. So antwortet der Deutsche Presserat, der ein Organ der Selbstkontrolle der deutschen Presse sein soll (und hierfür auch Steuergelder erhält), auf mehrere Beschwerden des Vereins Aktion Transsexualität und Menschenrecht, in denen transsexuelle Frauen als Männer dargestellt wurden folgenermassen:

"Hierzu möchte ich Ihnen zu bedenken geben, dass es für Redaktionen einfach schwierig ist, über den Kampf eines Transsexuellen um eine Brust-OP vor Gericht zu schreiben oder über Misswahlen für Transvestiten und transsexuelle Männer und dabei das passende Personalpronomen zu verwenden."

Deutlicher könnte steuerfinanzierte Transphobie kaum sein, und dafür müssten transsexuelle Menschen eigentlich dankbar sein, hier einmal klar Worte zu hören: Die Deutsche Presse hält transsexuelle Frauen für Männer und wenn dann transsexuelle Frauen an Misswahlen teilnehmen sind sie entweder Transvestiten oder transsexuelle Männer. Und obwohl das eigentlich bereits genügen würde, um damit die Missachtung gegenüber der Geschlechtsidentität transsexueller Menschen (vorallem transsexueller Frauen) zum Ausdruck zu bringen, setzt der Presserat noch folgendes dahinter:

"In allen hier vorliegenden Fällen konnte jedoch keine diskriminierende Darstellung erkannt werden."

Wenn der Deutsche Presserat nicht verstehen will und kann, dass die Nichtrespektierung der Geschlechtsidentität eines Menschen ein Verstoss gegen Menschenrechte ist, und dies bereits sowohl auf EU- als auch auf UN-Ebene bereits als Problem erkannt wurde, warum stellt sich der Deutsche Presserat hier dumm? Warum findet der Presserat in seiner Erklärung sogar, man müsse Außenstehende sogar noch extra Fehlinformieren zukommen lassen, wie in folgendem Satz deutlich wird?

"In der Öffentlichkeit werden Begriffe wie Geschlechtsumwandlung, [...] Umoperieren etc. nicht negativ konnotiert, sonder umschreiben jeweils etwas, das für Außenstehende, nicht transsexuelle Menschen, erklärt werden muss."
(Deutscher Presserat, Jan 2010)

Es ist beschämend, welche transphobe Haltung der Deutsche Presserat hier zeigt (Transphobie meint hier im Kern die Nichtrespektierung der Geschlechtsidentität eines Menschen) und selbst zum Ergebnis kommt, das wäre nicht so - frei nach dem Motto: "Wieso soll es diskriminierend sein eine transsexuelle Frau als Mann zu bezeichnen?". Kann man ja mal behaupten, das wäre nicht so und alles wäre in feinster Ordnung... "Nein, nein, wir doch nicht"... wie soll mensch so eine Haltung nennen? Transphobes Gedankengut nicht nur abzusegnen, sondern sogar noch in der Begründung dafür selbst transphobe Ansichten zeigen und dann behaupten, man wäre doch nicht diskriminierend. Kann doch nicht sein, oder? Wie dämlich ist das denn? Ich bin so baff darüber, wie stark das Niveau der Deutschen Presse bereits gesunken ist, und wie Menschen, die sich bereits im Keller befinden, noch meinen können, dort ein Gipfelkreuz aufstellen zu müssen.

Im Augenblick frage ich mich, wohin sich Menschen, die durch den Deutschen Presserat diskriminiert werden, wenden können... mal sehen, zu irgendwas mag der Brief des Presserates noch gut sein.

(Hmmm... vielleicht nur am Rande noch: Aber irgendwie nervt es auch, sowas wie den obigen Text des Deutschen Presserates lesen zu müssen, und sich dann daran zu erinnern, welche Vertreter von Vereinen in Deutschland, die sich angeblich für die Rechte transsexueller Menschen einsetzen, kein Interesse daran hatten, eine gemeinsame Erklärung gegen Transphobie in den Deutschen Medien zu unterstützen. Danke dafür. Wer mit den Folgen leben kann,  wenn transsexuelle Frauen als "Männer" bezeichnet werden... schon erbärmlich, oder nicht?)

Nachtrag:

Hier ein Link zu einem transphoben Artikel des Stern vom 21. November 2009:

Transsexueller nach Sex-Skandal tot aufgefunden

Es ging bei den Beschwerden von ATME e.V. u.a. um diesen Artikel. Kann jemand verstehen, dass mich das oben beschriebene traurig und wütend zugleich macht? Selbst auf Gräber von Menschen spucken sie schon. Und manche deutsche Vereinstransen zucken nur mit den Achseln...
 
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