Home
Blog
Inhalt
Aktuelles
Suche
Ticker
Buntes
Gesellschaft
Politik
Wissenschaft
Recht
F64.0
Existenzforderung
Archiv
Aktionsmaterial
Download Texte
Freunde
Externe News
Gesetzgebung
Galerie
Filme
Reform-Stimmen
Impressum
Your IP address:
18.224.44.100
  Home
11.01.2010
Es gibt ja immer noch Menschen, die an "Geschlechtsumwandlungen" glauben. Dass diese Menschen damit Genitalverstümmelungen an intersexuellen Menschen genauso unterstützen, wie die Pathologisierung transsexueller Menschen als "geschlechtsidentitätsgestört", scheint sie bislang nicht gestört zu haben.

Hier ein paar Beispiele, für Menschen, die an "Geschlechtsumwandlungen" glauben:

1. Medien

"Zwölfjähriger will Geschlechtsumwandlung - Lehrer unterstützen ihn"
(Shortnews.de, 18. September 2009)

"Erst Geschlechtsumwandlung , dann die große Liebe! Lorielle London ist bis über beide Ohren verliebt."

(Viva, 11. Januar 2010)

"Thomas Beatie wurde als Frau geboren und hatte sich vor gut zehn Jahren zu einer teilweisen Geschlechtsumwandlung entschlossen. "
(DPA-Meldung 2009)

"Das hat das Kölner Oberlandesgericht (OLG) am Freitag im Fall einer Frau 'Brigitte' entschieden, die als Junge 'Bernd zur Welt gekommen war, ihr Geschlecht aber 1997 operativ umwandeln ließ."
(Focus, 11. Dezember 2009)

2. Deutscher Presserat

"Die Umschreibung in der Umgangssprache, dass aus einem Mann eine Frau wird [...] kann kaum anders beschrieben werden."
(Deutscher Presserat in einer Antwort an ATME e.V. vom 6. Januar 2010)

3. Medziner und Institutionen

"Das Buch gibt einen umfassenden Überblick über Langzeitergebnisse nach operativer Geschlechtsumwandlung und analysiert dazu die internationale Fachliteratur aus den letzten dreißig Jahren."
(Friedemann Pfäfflin; Astrid Junge in Geschlechtsumwandlung, Abhandlungen zur Transsexualität 1992 Schattauer Verlag Stuttgart)

"Sie können bis zum Wunsch zu einer gegengeschlechtlichen hormonellen Behandlung und nach einer operativen Geschlechtsumwandlung führen."
(Bernd Meyenburg, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt)

"Nicht selten verlangen Eltern bereits bei Kindern im Grundschulalter – und später die Jugendlichen selbst – möglichst rasch körperverändernde Maßnahmen, d.h. eine hormonelle und/oder operative Geschlechtsumwandlung, vorzunehmen."
(Deutsche Liga für das Kind, Februar 2007)

"Ferner scheinen der Machbarkeitsgedanke, die Vorstellung, dass im Rahmen heutiger medizinischer Möglichkeiten eine Geschlechtsumwandlung problemlos durchgeführt werden kann, sowie die Tendenz, die Wahl des Geschlechts als eine Art 'Grundrecht' anzusehen, für die Zunahme von Umwandlungsbegehren bei Minderjährigen von Bedeutung zu sein."
(Deutsches Ärzteblatt, Goecker und Beier, Charite Berlin 2008)

"Merkblatt zu Transsexualität und Geschlechtsumwandlung [...] Die geschlechtsumwandelnde Operation kann frühestens nach 6 – 9monatiger Hormoneinnahme geplant werden."
(Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Prof. Dr. W. Senf, Rheinische Kliniken Essen)

3. Transsexuelle Menschen

"Hurra, es ist ein Mädchen"
(aus einem Internetforum als "Gratulation" für die genitalverändernde Operation)

"Früher, als ich noch ein Mann war..."
(aus einem Gespräch über eine genitalverändernde Operation)

4. Intersexuelle Menschen

"Diese 'Richtlinien bei Geschlechtsumwandlung ' sind jedoch (wie schon ihr Name sagt) in erster Linie auf Transsexuelle zugeschnitten."
(Pressemitteilung von zwischengenschlecht.org)

"Ich landete dann [...] auf dem OP-Tisch und wurde geschlechtsumgewandelt"
(Aus einem Leidensbericht)

5. Homosexuelle Menschen

"Er hat [...] transsexuellen Frauen das Recht auf Änderung ihres Personenstands und auf Versicherungsschutz für eine operative Geschlechtsumwandlung garantiert"
(Dr. Wolfgang Kreutzberger, Mitglied im LSVD in einem Vortrag in Hannover am 30.10.2008)

Vielleicht sollte mensch noch lauter sagen, dass es keine Geschlechtsumwandlungen gibt, und Menschen, die daran glauben, dass man das Geschlecht eines Menschen ändern könnte z.B. durch eine genitale Operation im geistigen Mittelalter leben und anscheinend nicht begriffen haben, dass das biologische Geschlecht eines Menschen nicht nur aus den Genitalien besteht. Gerade dieser Irrglaube, man könne per chirurgischem oder sonst wie körperlichem Eingriff das Geschlecht eines Menschen "wandeln" ist ja genau der Denkfehler, auf dem sowohl die Pathologisierung z.B. transsexueller Frauen als "geisteskranke Männer" oder aber Genitalverstümmelungen an intersexuellen Menschen basieren. Wer an diesen Praktiken etwas ändern will, sollte sich selbst aufgefordert sehen, einmal seinen beschränkten Horizont zu hinterfragen. Aufklärung darüber, dass das biologische Geschlecht bei keinem Menschen in die Schublade 100-Prozent-Mann oder 100-Prozent-Frau passt, sondern die unterschiedlichsten geschlechtlichen Faktoren eines Menschen (sei es Hormone, Genitalien, innere Organe, Chromosomen) sogar unabhängig voneinander die unterschiedlichsten Werte aufweisen können, wäre nötig um klar zu machen: Egal was körperlich verändert wird, das Geschlecht eines Menschen ändert sich nie. Ein Mensch, der mit uneindeutigen Genitalien geboren wird und sich selbst als Mann, Frau oder Zwitter sieht, wird nach einer Genitalverstümmelung keine Geschlechtsveränderung erlebt haben, sondern ist dann hinterher immer noch Mann, Frau oder Zwitter - der Unterschied zu vorher ist: Hinterher handelt es sich um einen verstümmelten Mann, eine verstümmelte Frau oder einen verstümmelten Zwitter.

Wer um die Unwandelbarkeit von Geschlecht weiss, kommt im übrigen auch zu der Erkenntnis, dass transsexuelle Frauen auch tatsächlich Frauen sind bzw. als Mädchen mit Penis und Hoden geboren sein müssen. Davon zu sprechen, diese Frauen seien einmal "Männer gewesen" und hätten sich ihr Geschlecht umwandeln lassen, dient lediglich einer Ideologie, die annimmt, man könne Geschlecht umwandeln, also auch per chirurgischem Eingriff "anpassen" - fördert also Zwangsoperationen intersexueller Menschen. Wer also behauptet, es gäbe "Geschlechtsumwandlungen", stützt also gleichzeitig menschenverachtende Eingriffe bei intersexuellen Menschen genauso wie die Pathologisierung von transsexuellen Frauen als "geschlechtsidentitätsgestörte Männer" oder von transsexuellen Männern als "geschlechtsidentitätsgestörte Frauen".

Es gibt keine Geschlechtsumwandlungen - ein Mensch ist, was er ist. Jede Zwangszuordnung, die durch Recht und Medizin versucht wird, ist ein Verbrechen. Und jeder, der behauptet, man könne das Geschlecht eines Menschen wandeln, macht sich daran mitschuldig.

Hier noch etwas sinnvolles:

"Als ich mich damit näher beschäftigt habe und entdeckt habe, dass die Biochemie und die Gene die im Fötus für die geschlechtliche Entwicklung zuständig sind sehr komplexe Prozesse darstellen, und mich ernsthaft fragte wie man sich vorstellen kann, dass diese sich nur in zwei Weisen ausbilden können, kam ich zum Schluss, dass das nicht wirklich gut durchdacht ist. Ich denke, die Prozesse der geschlechtlichen Entwicklung bei Menschen sind in etwa genauso komplex wie die Prozesse, die unterschiedliche Fingerabdrücke hervorbringen. Jeder von uns hat eine einzigartige Fingerabdrücke und ich begann zu realisieren, dass die Vorstellung, dass das geht wie bei einem Ein-Aus-Schalter eines Radios nicht die richtige Art und Weise ist, darüber zu denken, es ist eher wie mit einem Bass- oder Höhenregler.

Wenn man sich die Geschlechtsentwicklung ansieht, ist es ein sehr komplizierter, vielschichtiger Prozess an dem viele unterschiedliche Faktoren beteiligt sind – und es ist nicht so dass diese entweder vorhanden oder nicht vorhanden sind, sondern die Art und Weise wie Biologie funktioniert ist, dass du entweder wenig, viel oder irgendwas mittendrin vorfindest – so ist dieser gesamte Prozess genauso wie alle anderen Entwicklungsprozesse beim Menschen. Und wir würden niemals denken, dass es bei Haarfarbe, Fingerlänge, Grösse, Gewicht oder ähnlichem nur zwei Möglichkeiten geben würde wie sich das entwickelt."

(Professor Gerald N. Callahan, Autor des Buches 'Between XX and XY" in CBC Radio, Oktober 2009)
Download

"Die Natur liebt die Vielfalt, die Gesellschaft hasst sie" (Professor Milton Diamond)

Ich hoffe, dass sich das ändern wird, lieber Milton Diamond und Menschen auch die Vielfalt lieben lernen werden - sie zu akzeptieren, heisst einen Menschen wahrnehmen. Und ich glaube, dass es eigentlich der Wunsch eines jeden Menschen ist, als "wahr" genommen zu werden, weil jeder Mensch geliebt werden will.

Zusatz:

Das Märchen von der "Geschlechtsumwandlung" ist bis heute die Grundlage dafür, transsexuellen Frauen abzuerkennen Frauen zu sein (und transsexuellen Männern abzuerkennen Männer zu sein) und ihnen zu unterstellen, sie würden über ihre "Geschlechtszugehörigkeit" lügen. Fast ausnahmslos basieren die Hassverbrechen an transsexuellen Menschen genau auf so einer Unterstellung.

Hier ein Beispiel:

Angie Zapata, eine transsexuelle Frau wurde im Juli 2008 ermordert, da ihr Mörder meinte betrogen worden zu sein. Zapata wurde von ihm gefragt: "Bist du ein Mann oder eine Frau?" woraufhin sie antwortete "Ich bin eine Frau". Er befummelte sie, spürte einen Penis. Später vor Gericht gab er an, ihn hätte das wütend gemacht. Er griff zu einem Feuerlöscher, schlug Zapata damit zu Boden und erklärte den polizelichen Ermittlern später, dass er nun dachte er "hätte es nun getötet".

Die Motive der Hassverbrechen sind immer genau dieselben: Es handelt sich um die "Entrüstung" darüber, angeblich entdeckt zu haben, dass ein Mensch nicht das Geschlecht habe, wie vorher angenommen - mittels Entdeckung der Genitalien. Dass die Genitalien herzlich wenig über das biologische Geschlecht aussagen müssen, hat diesen Mördern  wohl noch niemand erzählt. Wenn dann auch noch Medien, Ärzte und Mediziner, sogenannte Sexologen und sogar betroffene Menschen denselben Fehler begehen und öffentlich von "Geschlechtsumwandlungen" erzählen, dann frage ich mich: Sind sich solche Menschen bewusst, welche Verantwortung sie tragen?
 
< Zurück   Weiter >
 
(C) 2024 Menschenrecht und Transsexualität
Joomla! is Free Software released under the GNU/GPL License.