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28.01.2010
Ach, was war das gestern doch für ein wunderschönes Beispiel dafür, wie Verblendet mit transsexuellen Menschen in Deutschland umgegangen wird. So war Kim Petras wieder einmal zu Gast bei Stern.TV. Dass hier natürlich wieder einmal von "Geschlechtsumwandlungen" gesprochen wurde, nur am Rande, da ich ja schon desöfteren darauf hingewiesen habe, dass die Annahme ein transsexueller Mensch hätte sein Geschlecht gewechselt, der Kern der Transphobie und der medizinischen und rechtlichen Fehlbehandlung transsexueller Menschen ist. Ich hatte mir ürsprünglich erst überlegt, ob ich einen etwas längeren Text zu dem transphoben Meisterstück gestern Abend bei RTL schreiben möchte, um genau aufzuzeigen, wo die Unwahrheiten deutlich zu erkennen waren, die über transsexuelle Menschen erzählt werden, doch ich halte mich kurz.

Der Hinweis darauf, dass Transphobie immer etwas "hintenrum" ist und vordergründig ersteinmal so gar nicht erscheint, genügt mir an dieser Stelle. Dass freundlich wirkende Menschen aber dennoch oft gerade transphobe Ideologien mittragen, gehört ebenso zum Phänomen "Transsexualität in Deutschland", wie etwas, was wohl alle transsexuellen Menschen immer noch (ich hoffe ja immer noch, dass unsere Gesellschaft lernfähig ist und sich das mal ändert) gemeinsam haben:

Sie äussern, wer sie sind (und sagen damit die Wahrheit über sich) - doch zugehört wird ihnen nicht. Damit dienen sie als wunderbare Interpretationsfläche für Märchen, Phantasien, Ideologien und ziehen somit geistig schwache Personen (wie z.B. Psychoanalytiker und sonstige religiöse Fanatiker) nahezu magisch an. Doch ich wolle mich kurz halten... daher hier der Kern der Diskriminierung transsexueller Menschen in Kurzform und zum selber darübernachdenken:

O-Ton 1, Kim Petras im Interview (download: Klick):

Ich wusste einfach von Anfang an, dass ich ein Mädchen war. Also ich hab das schon immer gespürt. Und ich wusste einfach dass ich nicht glücklich sein kann in der Form in der ich war. Also es war ein Teil an mir, der nicht gepasst hat und mit dem Rest war ich ja immer eigentlich zu frieden und ich war ein relativ glückliches Kind nur das hat eben wirklich gefehlt.

O-Ton 3, Off-Text RTL-Beitrag (download: Klick):

Männer, die sich eigentlich wie eine Frau fühlen, oder umgekehrt. Das ist Kim, 17 Jahre alt. Auf den ersten Blick ein ganz normales Mädchen, doch der Eindruck täuscht, denn Kim kam als Junge auf die Welt. Zur Welt kam sie 1992 als Tim. Seine Eltern suchen Hilfe bei Experten. Dass sie kein Junge sein will, das wusste sie schon als kleines Kind. Jetzt ist sie eine Frau.

Beides stammt aus der gestrigen SternTV-Sendung. Diese Paradoxie und Widersprüchlichkeit (erkannt?) kann nur von transsexuellen Menschen selbst beendet werden, insofern sie dazu bereit sind. Den Hinweis auf die Bereitschaft transsexueller Menschen daran etwas zu ändern, bringe ich deswegen an, da auch dies zum "Phänomen Transsexualität" gehört: Eine grosse Naivität der Betroffenen, die glauben, man glaubt Ihnen und so gar nicht merken wollen, wann das Gegenteil der Fall ist. Und wer wird zudem diejenigen kritisieren wollen, die einem zum richtigen Körper verholfen haben? Da drückt der transsexuelle Mensch gerne ein Auge zu, obwohl er gerade damit ja erst Recht seine Seele verkauft.

Kurzzusammenfassung der gestrigen Sendung: Ein Werbebeitrag einer psychoanalytischen Sexologen-Kaste und ein gutes Lehrstück darüber, was Transphobie ist. Schade um Günther Jauch - nun ist's schon wieder einer weniger.

An dieser Stelle vielleicht ganz passend, noch einen Downloadtipp: Der Verein Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. (ATME) hat nun seinen Menschenrechtsbericht 2010 veröffentlicht und liegt in Buchform vor (sieht ganz schick aus). Die digitale Version lässt sich hier herunterladen:

ATME-Menschenrechtsbericht 2010

Ob der Inhalt für die SternTV-Redaktion interessant ist? Ich glaube nicht. Nachdenken und sich mit Themen auseinandersetzen gehört ja in der heutigen Zeit nicht unbedingt mehr zu den redaktionellen Tugenden. Werbebeiträge gehen eben einfacher. Ach so, bevor ich's vergesse: Transsexuelle Frauen sind Frauen (und keine ehemaligen Jungs) und Geschlechtsumwandlungen gibt es nicht.

Edit:

Vielleicht noch der Zusatz, warum bei transsexuellen Frauen von "geborenen Jungs" gesprochen wird - man hält sie in der Deutschen Sexologie (ausgehend vom DSM, dem Buch der psychischen Störungen) für eine Steigerung homosexueller Männer - auch der Grund, warum transsexuelle Kinder heute noch Umpolungstherapien mit dem Therapieziel "Zugehörigkeitsgefühl zum Geburtsgeschlecht" (womit natürlich nur das genitale Geschlecht gemeint ist und nicht das tatsächliche Geburtsgeschlecht) ausgesetzt werden, die auch in Deutschland angewandt werden, z.B. in Frankfurt bei Bernd Meyenburg:

"Anders als früher wird heute die frühe Manifestation der GIS und die sexuelle Orientierung auf Männer als zusammengehörend gesehen. Die früher beschriebene „Asexualität“ einer Untergruppe von MF-TS (Person und Ovesey 1974 a, Bentler 1976) könnte das Ergebnis eines Artefakts sein, etwa dadurch bedingt, dass die Patienten sexuelle Wünsche und Phantasien aus Angst davor verschwiegen, als homosexuell eingestuft zu werden. [...] Dies macht Sinn angesichts der Tatsache, dass die Mehrheit der Jungen mit manifester GIS in der Kindheit später homosexuell und nur eine Minderheit transsexuell wird* (Green 1987 a und b, Money und Russo 1979, Zucker und Bradley 1995). "
(Sophinette Becker, Transsexualität - Geschlechtsidentitätsstörung in: Götz Kockott/Eva-Maria Fahrner (Hrsg) : Sexualstörungen. Thieme Verlag, Stuttgart New York 2004, 153-201)

Mehr zu den Hintergründen findet sich auch in dem oben angeführten ATME-Menschenrechtsbericht.
(Erklärung: *womit Frau Becker transsexuelle Frauen/Mädchen meint)

Noch ein Hinweis: Ich habe gerade bei Stern-Online einen Forumsbeitrag zum Thema erstellt. Mal sehen, wann dieser Beitrag weggelöscht wird. Hier der Link: (klick) ... würde mich aber nicht wundern, wenn er schon bald nicht mehr zu lesen sein wird. Wäre zumindest das übliche Verhalten derer, die keine Auseinandersetzung mit dem Thema wünschen.

Und noch was: Wer einen Drucker hat und 200 Seiten ausdrucken mag... ich habe gerade die bisher über 3 Jahre des Tagebuchs über die F64.0-Paradoxie in ein pdf gebettet (sieht noch nicht so fit aus, der Inhalt dürfte aber verständlich sein):

Download Das F64.0-Paradoxon 2010
 
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