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30.06.2010
Schon seltsam. Da dachte ich, dass sich die Auseinandersetzung mit dem Thema Transsexualität bei Menschen dahingehend verändert hat, dass sie sich in letzter Zeit doch stärker Gedanken darüber machen, was es bedeutet, wenn ein transsexueller Mensch sagt "ich bin ein Mädchen" (obwohl da Penis und Hoden vorhanden sind) bzw. "ich bin ein Junge" (obwohl Penis und Hoden fehlen) - mensch könnte ja darauf kommen, dass es sich vielleicht um nicht mehr und nicht weniger handelt als die Wahrheit - so beobachte ich leider auch einen geistigen Rollback. Und was mich wirklich nachdenklich macht ist, warum auch viele trans-Menschen selbst (ob sie sich transgender, transsexuell oder queer nennen), fleissig daran mitarbeiten, die Anerkennung ihrer Identität möglichst gut zu bekämpfen.

Was wäre die Welt schön, wenn wenigstens die Leute, die sich selbst einen Aufkleber mit den Buchstaben "trans" auf die Stirn kleben, darüber nachdenken würden, welche Verantwortung sie auch für das Wohl und Leid anderer Betroffener haben - doch tatsächlich scheint man sich vielerorts damit abgefunden folgende Formeln abzusegnen, anstatt sie zu bekämpfen: "Transsexuelle Frauen, sind Männer, die 'wie Frauen fühlen' - aber eigentlich doch Männer." (oder Transmänner, Frauen, die wie Männer fühlen).

Es wundert zudem, wie konsequent selbst diejenigen, die mittlerweile nicht drumrum kommen, anzuerkennen, dass ein Genital und Chromosomen nichts über das Geburtsgeschlecht eines Menschen aussagen müssen - wie z.B. Hertha Richter Appelt im Juni 2010 auf einer Podiumsdiskussion des Ethikrates - dann doch wieder bei transsexuellen Menschen ihre Erkenntnis über die Vielfältigkeit des biologischen Geschlechts beiseite legen, und ganz schnell vergessen, was sie Sekunden vorher geäussert haben.

Redakteurinnen, die in Zeitungsartikel darüber schreiben, dass die Zweigeschlechterordnung aufgebrochen werden müsse, da es ja noch Menschen "dazwischen" gäbe und ganz vergessen, dass ein "dazwischen", wenn es als "drittes" gemeint ist, ja immer ein binäres Gedankenmodell impliziert, krönen diese Aneinanderreihung der Paradoxien, die das Erkennen von Heuchelei sehr deutlich machen, in denen Menschen erst das eine sagen, aber in Wirklichkeit das andere meinen.

Bevor die Einleitung allzu lang wird, hier eine Aneinanderreihung der Unglaublichkeiten:

"Geboren wurde Gloria mitte der 60er. Als Bub. Bereits mit 5 wünscht er sich eine blonde Langhaarperücke. Mutter Martha und Vater Hans ahnen damals noch nichts von den heimlichen Qualen ihres Sohnes, bis er mit 18 das Elternhaus verlässt. Wenn Gloria heute ihre Eltern besucht, freuen sie sich, dass der verlorene Sohn nach Jahrzehnte langem Bühnenleben endlich zurück in Zwiesel ist."
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(O-Ton: Bayerisches Fernsehen - Juni 2010)

Frage: Der Sohn kehrt zurück?

"Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Transsexualität als eine Störung der Geschlechtsidentität. Sie liegt vor, wenn jemand körperlich eindeutig einem Geschlecht angehört, sich aber als Vertreter des anderen Geschlechts empfindet und den Wunsch hat, das Geschlecht soweit wie möglich auch körperlich zu wechseln. Die meisten transsexuellen Menschen haben bereits in früher Kindheit das Gefühl, anders zu sein als gleichaltrige Jungen und Mädchen.

Christian Vogel arbeitet als niedergelassener Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin in München Schwabing. Er schreibt viele Gutachten für Transsexuelle - zwischen 30 und 50 pro Jahr. In der Medizin gilt Transsexualität heute als Krankheit.

'Transsexualität ist eine Störung der Geschlechtsidentität. Ein Mensch entwickelt relativ früh in seinem Leben das Gefühl dafür: Das bin ich, das ist eine andere Person - das ist ja die Unterscheidung zwischen ich und dem anderen. Und eine der nächsten wesentlichen Unterscheidungen, die ein Mensch in seiner psychischen Entwicklungen lernt ist die zwischen Männlein und Weiblein (wenn man das so sagen darf). Und er trifft für sich selbst unbewusst, oder in dem Lebensalter natürlich noch sehr emotional, die Entscheidung ich gehöre hierzu ich gehöre dazu. Und wenn man beispielsweise transsexuelle Patienten intensiv in anamnestischen Gesprächen befragt, wie das bei ihnen in der Kindheit war, dann schildern sie oftmals Verhaltensmuster, wo schon deutlich wird, dass sie sich bei diesen frühen Verhaltensmustern nicht dem biologisch gegebenen Geschlecht zugeordnet haben, sondern eher dem anderen Geschlecht. Und so entsteht dann die innere Gewissheit, ich gehöre dem anderen Geschlecht an, als dem, das mir biologisch gegeben ist.'

Wer die Geschlechtszugehörigkeit im Pass und in der Geburtsurkunde ändern lassen will, muss sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen. Der Eingriff muss die äusseren Geschlechtsmerkmale so verändern, dass eine deutliche Annäherung an das Erscheinungsbild des anderen Geschlechts erreicht wird. So verlangt es das Transsexuellengesetz ."

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(O-Ton: Nah Dran, Bayern 2, April 2010)

Frage: Das biologische Geschlecht? Ich dachte, dass wir da schon längst weiter wären und längst wüssten, dass weder Genitalien noch Chromosomen eindeutig zur Geschlechtszuordnung taugen (siehe: oben).

Die Reportage des bayerischen Rundfunks, die im April 2010 ausgestrahlt wurde, entstand in Zusammenarbeit mit einer süddeutschen Transsexuellenorganisation.

"Transsexuell, da geht es darum das biologische Geschlecht zu ändern. Zum Beispiel wenn ein Mann, der eindeutige männliche Geschlechtsmerkmale aufweist, eine Frau wird und sich auch umoperieren lässt..."
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(Radio Blau: Tipkin für Netzwerk XX, Februar 2010)

Der O-Ton stammt aus einer Sendung im Freien Radio, deren Macherinnen sich selbst als "queer" bezeichnen und Geschlecht als konstruiert ansehen (Stichwort: transgender).

"Wir sprechen bei Kindern noch nicht von Transsexualität, sondern von Störung der Geschlechtsidentität. Kinder, die in ihrem ganzen Erleben und Verhalten weiblich sind, aber einen Körper haben, der männlich ist. Aber dieser Körper ist völlig unauffällig und wir wissen heute auch noch nicht, wie dieses Phänomen der Transsexualität überhaupt entsteht."

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(Hertha Richter Appelt auf einem Podium des Deutschen Ethikrats am 23. Juni 2010)

Frage: Frau Richter-Appelt, wenn sie selbst wissen, dass weder Genitalien noch Chromosomen eine eindeutige Aussage über das biologische Geschlecht eines Menschen liefern können... warum behaupten sie dann, dass dies bei transsexuellen Menschen möglich wäre, um dann z.B. transsexuellen Mädchen/Frauen zu unterstellen, diese wären Jungs/Männer mit einer Geschlechtsidentitätsstörung?

Übrigens gibt es auch noch transsexuelle Männer.

Ach, und die Boulevard-Medien gibt es ja auch noch:

"Die schöne Aylin ist sexy und eine rassige Erscheinung in 85D. Schade nur für die Männerwelt - denn sie ist eigentlich ein er"
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(BildTV, Juni 2010)

Ich glaube BildTV bringt es damit auf den Punkt. Kurz und knapp lässt sich diesem Satz entnehmen, warum wahrscheinlich immer noch gesagt wird, dass transsexuelle Frauen keine Frauen wären und behauptet wird, sie wären eigentlich Männer (bzw. umgekehrt bei Transmännern). ... warum aber transsexuelle Menschen bei dem grossen Verleugnungs-Schauspiel auch noch selbst mitmachen, das verstehe ich bis heute nicht. Genauso wenig, warum manche Menschen jahrelang immer auf der gleichen Stelle treten, anstatt anzuerkennen, dass transsexuelle Frauen Frauen und transsexuelle Männer Männer sind.

Übrigens wird es am 27. Juli und am 30. Juli zwei Veranstaltungen zum Thema Transphobie in Stuttgart geben (an denen auch obige Transphobien - das Aberkennen des Geschlechtes transsexueller Menschen - thematisiert werden). Mehr dazu gibt es unter: http://atme-ev.de

 
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