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12.02.2011
Es ist schon so eine Sache mit der Akzeptanz von Geschlechtervielfalt. Vieles, was da in letzter Zeit das Licht der Welt erblickt, mag oberflächlich betrachtet so tut, als ginge es hier um die echte Akeptanz transsexueller Menschen entpuppt sich bei näherer Betrachtung als transphober Wolf im bunten Schafspelz. Ohne hier gross viel Werbung zu machen - es geht um einen Film, der wieder einmal ein gutes Beispiel darstellt für die Heuchelei im Umgang mit transsexuellen Menschen. Ich werde den Titel des Filmes weglassen, möchte aber ein paar Zitate zum Film hier anführen:

„XXXXX“ erzählt die außergewöhnliche Geschichte von XXXXX (XX), der als Mädchen geboren wurde und dank Testosteron gerade seine männliche Pubertät erlebt. "
(Quelle: Die Autorin des Films)

Der Film wird zur Zeit auf der Berlinale gezeigt und wird auf der Website zum Teddy-Award ausfgeführt. Auf der Seite des Teddy-Awards heisst es:

"XXXXX, gerade zwanzig geworden, steckt mitten in seiner männlichen Pubertät, medizinisch eingeleitet, da er als Mädchen geboren wurde."

(Quelle: Seite des Teddy-Award)

Ein Frage habe ich da: Warum darf eigentlich Transphobie immer als etwas positives verkauft werden? Ich möchte einmal kurz erklären, warum ich Transphobie als ziemlich "hintenrum" erachte und dies wieder einmal bestätigt, dass transsexuelle Menschen offiziell immer noch diskriminiert werden dürfen und sogar Schwule und Lesben hier Beifall klatschen, wenn das Geschlecht eines transsexuellen Menschen für "widernatürlich" erklärt wird.

Kurz etwas vorneweg... Wer würde nicht kurz innehalten, wenn er einen der folgenden Sätze lesen würde:

"Martin ist heterosexuell geboren worden, wünscht sich aber - auf Grund einer Identitätsstörung - homosexuell zu werden."

Völliger Unsinn, was? Nur warum scheint das, was bei Homosexualität ganz klar als "Unsinn" erkennbar ist, bei Transsexualität immer noch nicht eine ähnliche Reaktion auszulösen? Ganz einfach: Weil immer noch geschlechtliche Vielfalt in unserer Gesellschaft abgestritten wird und transsexuelle Menschen als widernatürlich erachtet werden. Nur mal folgender Gedankengang... mal angenommen...

a) ein Mensch glaubt, dass Geschlecht ein soziales Konstrukt ist

Dann bedeutet das, dass ein Mensch niemals sagen könnte, ein Mensch ist "biologisch" so oder so geboren worden. Er könnte, wenn er es ernst meint, nur sagen... ein Mensch wäre dem einen oder dem anderen Geschlecht "zugeordnet"(!) worden. Dieser Fall kann also bei obigem Film (also dem, den es wrklich gibt. Der auch auf der Teddy-Award-Seite aufgeführt ist.) nicht gegeben sein.

also gilt möglicherweise folgendes...

b) ein Mensch glaubt daran, dass Geschlecht in der Biologie nicht nur auf die Genitalien reduziert werden kann

Das müsste aber in der Folge dazu führen, dass ein Filmemacher, der einen Film über Transsexualität macht, so etwas wie "xxx ist als Mann mit weiblichen Körpermerkmalen geboren worden" schreiben. Auch dies ist hier wohl nicht der Fall.

Was bleibt übrig? Zumindest mal so viel, dass ich zu dem Ergebnis komme, die Filmbeschreibung für transphob zu halten (hier wird Transsexualität ja als widernatürlich erachtet), und da es sich um die Beschreibung der Autorin selbst handelt, die Autorin ebenso. Dass der Teddy-Award einen transphoben Film präsentiert und ihn als pro-transgender-Film verkauft... tja, was wollt ihr liebe transsexuelle Menschen? Auf die Strasse gehen wäre eine Alternative. Immerhin besser, als sich weiterhin für doof verkaufen zu lassen.

Edit:


Mir ist gerade eben folgender Text eingefallen. Ich finde er trifft es ganz gut:

Egal ob es an der Sozialisierung oder an der Biologie liegen mag: Transphobie ist weiblich. Transphobie ist die Schwester von Homophobie. Transphobie ist die Fähigkeit einen Menschen anzulächeln und ihm gleichzeitig Gift ins Essen zu kippen. Natürlich nur mit guter Absicht und weil das Opfer sich das in Wirklichkeit ja selbst gewünscht hat. Das gute daran ist, dass dies auch der Schlüssel ist, um aktiv gegen Transphobie vorgehen zu können.

Transphobie lässt sich am Besten an den Details erkennen, da Transphobie immer die Eigenschaft hat, sich zu verkleiden. Transphobie sieht immer schön aus. Transphobie will sich ja nicht selbst gefährden. Wäre Transphobie allzu offensichtlich als solche erkennbar, wäre sie nicht wirksam, da jeder einen Bogen darum machen würde. Tranphobie zu bekämpfen heisst, Transphobie sichtbar zu machen. Für sich selbst.

Der Schlüssel lautet:

"Eine transsexuelle Frau ist ein (biologischer) Mann, der sich wie eine Frau fühlt"
(ist transphob, da eine transsexuelle Frau eben eine Frau ist und kein Mann)
...und...
"Ein transsexueller Mann ist eine (biologische) Frau, die sich wie ein Mann fühlt"
(ist transphob, da ein transsexueller Mann eben ein Mann ist und keine Frau)

Doch dieser Schlüssel ist mit Vorsicht zu verwenden, da Transphobie die Eigenschaft hat, sich äusserlich unterschiedlich zu verpacken. Transphobie erkennst Du deswegen auch besser am Widerspruch zwischen Inhalt und Verpackung. Und Transphobie hat noch eine Eigenschaft: Wer sich von der blossen Verpackung blenden lässt, wird schnell zum Mittäter. Er wird benutzt, ohne es bewusst zu merken. Transphobie nutzt die Angst vor Gesichtsverlust, um seine Macht auszubauen. Wer zu spät merkt, dass er Transphobie unterstützt hat, hängt genauso im Netz, wie das Opfer und hofft, dass Stillhalten ihn vor Schlimmerem bewahren wird.

Doch Transphobie hat niemals die Absicht einem Opfer absichtlich zu schaden. Transphobie ist egoistisch. Und darum kannst Du Transphobie nur mit seinen eigenen Waffen schlagen. Wir sollten damit anfangen, die Fäden zu durchtrennen.

Edit 2:

Hier ein aktueller Kommentar:

"Also ich bin heute zufällig auf diese Seite gestossen (war in eigener Sache unterwegs) und mußte mich erst (einige Stunden!) durchlesen. Es war aber nicht umsonst, da ich mich in meiner Einstellung bestätigt fühle und froh bin über das Engagement des Autors/der Autoren. Leider betrifft solcherlei 'Ignoranz' natürlich auch andere Bereiche im Leben. Was mich zwar nie davon abhielt in meiner Umwelt stets Stellung zu beziehen (arbeite als Multiplikator im Bereich Kinder und Jugend).  Aber es ist oft ein Kampf gegen Windmühlen. Genug Text, wünsche euch viel Erfolg und macht weiter so!"

Lieben Dank für den freundlichen Kommentar :-)
 
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