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20.02.2011
Wieder einmal hat die Bildzeitung geschafft Sachverhalte treffend und vereinfachend zusammenzufassen. So schafft es die Redaktion der Bild, deutlich zu machen, was Transphobie ist. Ich vermute mal, dass dies nicht Absicht war. Aber lest selbst:

"Kim hieß damals noch Tim und war ein Junge. [...] 'Ich wusste schon immer, dass ich ein Mädchen bin', sagt sie."
(Bild, Ich war ein Junge, 20.02.2011)

Besser geht es eigentlich nicht. Damit wird ziemlich gut deutlich, was wir in Deutschland für ein Problem haben: Dass transsexuelle Menschen zwar ein Wissen über ihr Geschlecht haben, offiziell aber darauf nicht Rücksicht genommen wird und sogar das Gegenteil behauptet wird... hier: dass Kim ein Junge war.

Der Artikel, der einen wunderschönen Werbebeitrag für die deutsche Sexologie abgibt, erwähnt natürlich auch wieder den Kinderpsychologen Bernd Meyenburg aus Frankfurt, der Kim Petras ja behandelte. Bernd Meyenburg ist derjenige, der sagt: Ist da ein Penis, dann ist es kein Mädchen. Oder andersherum: Ein Mensch der einen Penis hat, ist ein Junge. Nun könne dieser sich aber (sagt ja auch die deutsche Sologie) so "fühlen wie ein Mädchen". Und man könne ihn dann "umoperieren".

Ich hatte ja schon öfter aufgeführt, dass das biologische Geschlecht eines Menschen nichts mit dem Vorhandensein oder Fehlen eines Penis zu tun hat, aber die deutsche Sexologie glaubt ja immer noch an eine sogenannte "psychosexuelle Entwicklung" und dass Transsexualität eine Abweichung der naturgegebenen, genitalabhängigen sogenannten "Geschlechtsidentität", also eine "gender identity disorder" ist. Interessant ist, wie hartnäckig die John Money-Fraktion sich in Deutschland halten kann.
 
John Money? Nun vielleicht noch einmal ein kleiner Rückblick: In einem Artikel der FAZ ging es 2006 John Money, an den mich der Zeitungsartikel der Bildzeitung über Kim Petras sehr erinnert hatte.

John Money kennt man im Zusammenhang mit dem "Fall Reimer". Reimer war der Junge, dem man - weil sein Penis nach seiner Geburt verletzt war - eine Vagina bastelte, und der als Mädchen aufgezogen wurde. David brachte sich später deswegen um, da er immer spürte, dass er nicht wirklich ein Mädchen war (auch wenn ihm das alle, auf Anraten des Sexologen John Money, erzählten).

"1967 sahen Ron und Janet Reimer dann in einer Fernsehrunde einen Doktor aus den Vereinigten Staaten, der ihnen wieder Hoffnung gab. Es war John Money, ein Psychiater vom Johns-Hopkins-Krankenhaus in Baltimore.

Money behauptete in der Sendung, man könne aus Männern ohne weiteres Frauen machen. Er hatte eine Blondine mitgebracht, die in kurzem Rock und enger Jacke, mit Stöckelschuhen, langen Wimpern, schwarz umrandeten Augen, Lippenstift und Make-up einen betont femininen, ja aufreizenden Eindruck machte: einen Transsexuellen, der sagte, er fühle sich nach seiner operativen Geschlechtsumwandlung vollständig als Frau, 'körperlich und geistig'. Die Eheleute Reimer erblickten darin die Lösung ihrer Probleme. Sie schrieben an Money, nicht ahnend, daß sie umgekehrt auch ihm etwas boten, was er dringend benötigte: die Chance, mit einem Experiment seine radikale Theorie zu beweisen."

(FAZ, „Gender Mainstreaming“ Der kleine Unterschied, 7.9.2006)

Interessant auch, wie der Artikel die Brücke zu den Genitalverstümmelungen an Menschen, die mit uneindeutigen Genitalien geboren werden, schlägt:

"Viele der Kinder, die mit fehlentwickelten Geschlechtsorganen geboren worden sind und denen von Money selbst oder infolge seiner Lehre ein Geschlecht 'zugewiesen' wurde, sind heute erwachsen. Manche haben sich in Selbsthilfegruppen organisiert. Sie beklagen die psychochirurgische Verfügung über ihr Leben."

Vor diesem Hintergrund wirkt der aktuelle Artikel der Bildzeitung wie ein billiger Werbeartikel einer menschenverachtenden sexologischen Ideologie, die heute noch in Deutschland propagiert wird (schöne Grüsse an Herrn Jauch von RTL, der sich dazu ja auch regelmässig hat einspannen lassen):

"Tim besaß, als er vier Jahre alt war, ein Sparschwein, in das er sein Taschengeld steckte. Er sparte nicht auf ein Fahrrad, nicht auf einen Hund wie andere Kinder, er wollte Geld, um ein Mädchen werden zu können."
(Bild, Ich war ein Junge, 20.02.2011)

Damit es ein bisschen deutlicher Wird, stelle ich hier einmal zwei Sätze gegenüber:

Bild: "Ein Mädchen werden" - FAZ: "Man könne aus Männern ohne weiteres Frauen machen".

Und Kim Petras als "Blondine", die hier eine passende Werbefigur für eine menschenverachtende Ideologie darstellt, der bis heute zahlreiche Menschen mit geschlechtlichen Abweichungen zum Opfer gefallen sind: Ob es sich dabei um Opfer von Genitalverstümmelungen handelt, oder um Menschen, denen man regelmässig das Etikett "Geschlechtsidentitätsstörung" auf die Stirn klebt. Die Geschichte der Menschenrechtsverbrechen an Menschen mit Geschlechtsabweichungen ist auch eine Geschichte des Versagens der öffentlichen Medien.

Deswegen wiederhole ich es gerne: Es gibt Menschen mit Geschlechtsabweichungen. Und, da bin ich froh darüber, immer mehr, die sich diese Lügen (siehe oben, Zitat aus der Bildzeitung) nicht mehr gefallen lassen wollen.
 
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