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Matroschka

"Matroschkas sind aus Holz gefertigte und bunt bemalte, ineinander schachtelbare, eiförmige russische Puppen." aus: Wikipedia

Wie eine dieser russischen Puppen, so kann man sich vorstellen, wie die Psychologie und Recht im Zusammenhang mit Transsexualität auch im Jahr 2006 noch ineinander verschachtelt sind. Beschränken wir uns nun auf 3 dieser Schachtelstufen, und zualleerst angefangen mit der äusseren, dem Transsexuellengesetz.

Das TSG von 1980 sagt:

"Die Vornamen einer Person, die sich auf Grund ihrer transsexuellen Prägung nicht mehr dem in ihrem Geburtseintrag angegebenen, sondern dem anderen Geschlecht als zugehörig empfindet und seit mindestens drei Jahren unter dem Zwang steht, ihren Vorstellungen entsprechend zu leben, sind auf ihren Antrag vom Gericht zu ändern, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, daß sich ihr Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht nicht mehr ändern wird."

"Auf Antrag einer Person, die sich auf Grund ihrer transsexuellen Prägung nicht mehr dem in ihrem Geburtseintrag angegebenen, sondern dem anderen Geschlecht als zugehörig empfindet und die seit mindestens drei Jahren unter dem Zwang steht, ihren Vorstellungen entsprechend zu leben, ist vom Gericht festzustellen, daß sie als dem anderen Geschlecht zugehörig anzusehen ist, wenn sie sich einem ihre äußeren Geschlechtsmerkmale verändernden operativen Eingriff unterzogen hat, durch den eine deutliche Annäherung an das Erscheinungsbild des anderen Geschlechts erreicht worden ist."

Und als Sprung von der Richter-Ebene, der in unseren Beispiel äusseren auf die mittlere Schachtel:

"Das Gericht darf einem Antrag nach nur stattgeben, nachdem es die Gutachten von zwei Sachverständigen eingeholt hat, die auf Grund ihrer Ausbildung und ihrer beruflichen Erfahrung mit den besonderen Problemen des Transsexualismus ausreichend vertraut sind."

Somit wären wir bei den Gutachtern und den Krankenkassen angelangt und dem ICD-Katalog der Weltgesundheitsorganisation, der besagt, was denn nun als zu behandelnde Krankheit gilt, und was nicht. Transsexualität wäre F64.0, ist im Bereich der psychischen Störungen angesiedelt und nennt sich "Geschlechtsidentitätsstörung".

F64.0 besagt:

"Der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht meist mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen."

Um dann wieder eine Schachtelpuppe weiterzuspringen und noch tiefer zu gehen, verlassen wir nun auch dieser Ebene und bewegen uns zum eigentlichen Kern der Behandlung transsexueller Menschen und den diskriminierenden Ansichtsmethoden nach DSM-IV, dem Manual der psychischen Krankheiten.

Im DSM-IV heisst es:

"Ein starkes und andauerndes Zugehörigkeitsgefühl zum anderen Geschlecht 
 
das heißt
 
* geäußertes Verlangen, dem anderen Geschlecht anzugehören;
* häufiges Auftreten als Angehöriger des anderen Geschlechts;
* der Wunsch, als ein Angehöriger des anderen Geschlechts zu leben und als solcher behandelt zu werden;
* die Überzeugung, die typischen Gefühle und Reaktionsweisen des anderen Geschlechts aufzuweisen.
 
Anhaltendes Unbehagen im Geburtsgeschlecht, oder Gefühl der Person, dass die Geschlechtsrolle des eigenen Geschlechts für sie nicht die richtige ist (z.B. Eingenommensein von Gedanken darüber, die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale loszuwerden, oder der Glaube, im falschen Geschlecht geboren zu sein). "


So, und nun sind wir mitten drin im Kern der Diskriminierung. Warum? Ganz einfach: Hier wird klar, wie die Psychologen sich Transsexualität vorstellen: Als psychische Störung, die Menschen glauben macht, sie wären im falschen Geschlecht geboren.

Doch was verstehen die Psychologen unter Geschlecht? Die Geschlechtsrolle oder etwa den Geschlechtskörper? Gender oder Sex? Oder beides?

Hier an dieser Stelle möchte ich eine Information hinzufügen: Es ist mittlerweile bewiesen, dass sich das Gehirn eines Menschen schon im Embryonalstadium anders geschlechtlich entwickeln kann, als die Genitalien, womit klar sein dürfte, dass das wichtigste geschlechtsbestimmende Organ das Gehirn darstellt, und nicht etwa z.B. der Penis (auuser man denkt mit ihm).

Trotzdem will ich einmal versuchen, die anderen beiden Logiken zu durchdenken...

Logik 1, der Körper bestimmt das Geschlecht (SEX):

Damit würde der DSM-IV-Satz "Ein starkes und andauerndes Zugehörigkeitsgefühl zum anderen Geschlecht" bedeuten, dass ein transsexueller Mensch sich zum anderen Geschlechtskörper zugehörig fühlt. Wie bitte? Und "häufiges Auftreten als Angehöriger des anderen Geschlechtskörpers". ... es lohnt sich wohl kaum hier weiter zu machen, so kann es wohl nicht gemeint sein.

Logik 2, das soziale Umfeld bestimmt das Geschlecht (GENDER):

Dann heissen die Sätze des DSM-IV "Ein starkes und andauerndes Zugehörigkeitsgefühl zum anderen sozialen Geschlecht, das heißt, geäussertes Verlangen, die andere Geschlechtsrolle leben zu können, häufiges Auftreten in der anderen Geschlechtsrolle, der Wunsch als Angehöriger....." u.s.w.

Ja, es wird GENDER gemeint sein, und tarara auf englisch heisst "Geschlechtsidentitätsstörung" schlichtweg nur "Gender Identity Disorder" - Geschlecht wäre also demnach nach "Experten"-Ansicht lediglich eine gesellschaftliche Erfindung, eine äussere Zuordnung. Das Problem das jetzt allerdings entsteht: Wäre dies so, dann bliebe als Unterscheidungskriterium der Menschen am Ende nur eines übrig: Der Körper.

Ok, wird der Experte sagen: Es gibt ja auch biologisch mehr als nur Mann und Frau, sondern auch noch alle möglichen Zwischenstufen - doch halt: Wozwischen sollen die sich denn bewegen? Und schon wieder wären wir beim Körper als Definition angelangt. Auch wenn die Gendertheorie sich davon eigentlich lösen wollte.

Trotzdem will ich einmal den Genderansatz vom Kern der Logik bis zum praktischen rechtlichen Umgang führen, es kann ja nie schaden diese Logik einmal zu durchdenken.

Somit hiesse der weg von der inneren Matroschka bis zur äusseren:

Nach DSM-IV, ICD10 und TSG:

Ein Mensch, der nur Mensch ist fühlt sich dem Gegengeschlecht zugehörig. Ups, wie denn das, wenn der Mensch ja nur Mensch ist und eigentlich kein definiertes Geschlecht hat? Soll das bedeuten, dass ein Mensch sich dem Antimenschen zugehörig fühlt? Ach ja, stimmt... dieser Mensch wurde ja von aussen zugeteilt. Also nochmal...

Ein Mensch, der von aussen als Mann definiert wurde, fühlt sich aber eher wie eine Frau. Nun, wie geht denn das? Wie kann ein Mensch, der lediglich von Aussen einem Geschlecht zugeordnet wurde nun plötzlich andersherum fühlen? Was ist denn da schiefgelaufen? Woher kommt den nun dieses Gefühl? Auch etwa von Aussen? Der Zwang gegen die Geschlechtsrolle zu rebellieren? Aber warum?

Gut, nehmen wir an, dass das wirklich ginge, und vermuten wir nun mal, dass ein Mensch gegen die ihm zugeschriebene Geschlechsrolle, die ja nur von Aussen kommen soll tatsächlich rebielliert und sich nun in der anderen Geschlechtsrolle besser aufgehoben fühlt. Und nehmen wir zusätzlich an, dass dieser Mensch nun nur dann glücklich wird, wenn dieser Mensch das äussere Erscheinungsbild der anderen Geschlechtsrolle erlangen darf. Dann müsste natürlich nach den Ursachen dafür gefragt werden, denn wenn ein Mensch eigentlich kein Geschlecht hat, dann müssen natürlich irgendwelche anderen Faktoren dafür verantwortlich sein. Erziehung? Umwelt? Rollenerwartungen? Oder gibt es sonst irgendein Grund der die Schuld für diese Störung hat, dass ein geschlechtsloser Mensch nicht einfach nur als geschlechtsloser Mensch leben will?

Moment einmal, erinnern wir uns doch mal daran, um was es geht:

Transsexualität hängt vorallem mit körperlichen Veränderungen zusammen.
Transgender hängt vorallem mit dem Brechen von Rollenzuteilungen zusammen.

Körper, Soziale Rolle.... und nun? War es das? Sollen die einzigen geschlechtsbestimmenden Faktoren lediglich lediglich aus GENDER und SEX bestehen? Oder hat die Sache womöglich einen Haken? Jaaa? Es ist ein ganz grosser: Denkt man die Genderüberlegung bis zum Ende, dann kommt man zu Sex. Denkt man ausgehend von Sex, dem biologischen Geschlecht, bis zum Ende, dann kommt man bei Gender heraus. Nur, wenn es nur Sex und Gender gäbe, dann würde man den Menschen nur auf Äusserliches reduzieren. Ein Maschinenmensch ohne Seele, ein Lebewesen, das keines wäre, da es nun kein eigenes Bewusstsein hätte, sondern nur Konstrukt der Umgebungsvariablen. Ich finde, eine ziemlich ignorante Einstellung - und eine, die einen Machtanspruch über andere mit sich bringt.

Ojehmineh... was soll denn dieser Sprung schon wieder? Wenn ein Mensch also davon ausgeht, dass die Welt die ihn umgibt nur wie ein mechanisches Uhrwerk, in Regeln gepresst funktioniert, und dieser Mensch dann glauben wird, es gäbe keine Menschenseelen, so weiss dieser Mesch doch trotzdem, dass er Selbst(!) eine haben muss, sonst wäre er ja kein Individuum, dass sich über diese Zusammenhänge eigene Gedanken machen könnte! Nun lebt dieser Mensch also ganz selbstverständlich ein anderes Prinzip, als das, was er anderen Menschen zugesteht... und das ist dann eben eine ganz simple Machtkonstruktion und ein Sich-Über-Den-Anderen-Menschen-Stellen.

Und sieh an: Genau dies passiert im Zusammenhang mit der Behandlung transsexueller Menschen: Menschen, die sich "Experten" nennen, üben Macht aus über andere Menschen, denen sie ihr Selbst absprechen. Menschen die dieses Selbst zur Störung erklären, wenn es sich äussert. Es ist die selbe zynische Logik, wie die aus der Diktaturen entstanden sind.

Wie gut, dass es Menschen gibt, die nachdenken und kritisch sind.

Transsexualität ist die partielle Abweichung des Körpers vom Geburtsgeschlecht.  

Ach so, zum Schluss vielleicht noch einmal ein Sprung von Innen nach Aussen, von der kleinen Matroschka bis zur grossen:

Im DSM-IV wird das geschlechtliche Selbst des Menschen geleugnet, auf dem DSM basiert der ICD-Punkt F64.0, dieser Schlüssel ist Voraussetzung für eine rechtliche "Anerkennung". Es ist eine "Anerkennung" die so tut, als ob sie eine wäre... in Wahrheit verbirgt sich dahinter der Versuch zu leugnen, dass es Transsexuelle überhaupt gibt - zumindest als das, was ein Transsexueller in Wirklichkeit ist: Ein Mensch mit einem Selbstbewusstsein. Eines, das im bisher noch offiziellen Verfahren als psychische Störung deklariert wird.

Was ich mich nur Frage: Was treibt den "Nicht-Betroffenen" und "Unbeteiligten", oder den, der "nur seinen Job macht", dazu tatenlos die Realität zu ignorieren? Angst? Bequemlichkeit? Es verwundert mich wirklich sehr, denn das, was da zum Prinzip erkoren wurde, betrifft ja letztendlich auch alle Menschen, die ein Geschlecht haben und nicht nur Transsexuelle. Ich nenne das patriarchale Unterdrückungsmechanismen.

Für ein Recht auf Existenz!

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