Vorschläge zur Neuregelung der rechtlichen und medizinischen Situation im Zusammenhang mit der Behandlung transsexueller Menschen existieren schon länger. Auf dieser Seite befinden sich nun Stimmen zur Reform, wie sie hier auf mut23 aufgeführt ist - die Trennung von rechtlicher Personenstandsanerkennung und medizinischen Zwangsgutachten. Ziel ist die Verbesserung der medizinischen Betreuung und die Existenzanerkennung von Menschen, die mit gegengeschlechtlichen Körpermerkmalen geboren wurden.
Hier gibt es näheres dazu: Drück mich.
Die Stimmen zu den Vorschlägen stammen von der Umfrage, die auf mut23 veröffentlicht ist und wurden von den Umfrageteilnehmern zur Veröffentlichung freigegeben:
Umfrage zur Behandlung transsexueller Menschen
Die Frage war: Warum unterstützt Du die Vorschläge?
"weil es besser werden soll"
j.alexander (Wien)
"Eine Neuregelung würde sicherlich auch bei anderen Alltagsgeschäften Vorteile erwirken. z.B. Bank, Telefonanbieter, Abos etc."
Schindler, Leonie-Claire (Köln)
"Es macht meiner Meinung nach keinen Sinn die Hürde für eine Vornamens- und Personenstandsänderung so hoch zu setzen, wie es momentan der Fall ist. Denn es sind Dinge, die sich ohne einen Schaden anzurichten wieder rückgängig gemacht werden könnten, wenn sich das ganze als Fehler hinterher herausstellt.
Besonders unsinnig erweist sich dies im Vergleich zu den Hormonen (deren Änderungen zumindest bei männlichen Transsexuellen nicht rückgängig zu machen sind), die man bereits mittels einer hinreichenden Indikation erhällt. Aus diesem Grund finde ich die Vorschläge sehr gut."
Lawrence (Niedersachsen)
"Weil es viel zu schwer gemacht wird. Außerdem dauert alles viel zu lange. Bin mir doch schließlich sicher und wem soll ich mehr Gauben als mir selber."
Gadow, Priscilla (Wuppertal)
"1.) Abschaffung des Gutachterverfahrens unter der Voraussetzung, dass die/der Betroffene sich ohnehin in einer Psychotherapie befindet und die/der selbst gewählte Therapeut/in die Transsexualität bescheinigt. 2.) ...besteht der Wunsch nach chirurgischer und/oder hormoneller Behandlung... Nicht alle Transsexuellen sind bereit, das Risiko einer umfangreichen Operation auf sich zu nehmen."
Mathée, Michèle (Mahlow)
E., Sabine (Hamburg)
"Ich empfinde das TSG als reformbedürftig, da man im Zeitraum vor dem Inkrafttreten der Vornamens und Personenstandsänderung in einer problematischen Situation festsitzt. Dies führt zu großen sozialen Problemen im Alltag, die einen transsexuellen Menschen zusätzlich belasten."
H., Paul
Wieland, Anna-Claudia (Chemnitz)
"Die Gesetzeslage für Transsexualität entspricht nicht dem Menschenrecht und die Beschreibungen/Erklärungen passen oft nicht mit der Realität überein. Es wird uns Betroffenen oft viel zu schwer gemacht wird und die allgemeine Aktzeptanz ist noch viel zu gering."
Brückner, Saskia Hermine (Metzingen)
Schwalb, Kathi (Leverkusen)
"Weil ich schon lange gegen den F64.0 Schlüssel bin und die Bezeichnung TS oder alles ähnliche. Ich bin für eine gänzliche Umbenennung F64.0 zu Q89.50 Harry Benjamin Syndrom - HBS “Allgmeine Beschreibung des Syndroms“ Q89.51 Frauen mit XY Chromosomen die äußerlich ein männliches Erscheinungsbild aufweisen . Q89.52 Männer mit XX Chromosomen die äußerlich ein weibliches Erscheinungsbild aufweisen. ....und TS zu HBS"
Jung, Tanja (Waldshut)
"Ich habe „sehr gut“ gewählt, da ich finde das das TSG sehr diskriminierend ist, und gegen das Grundgesetz verstößt. Alle Menschen haben das Recht nicht von Behörden bevormundet zu werden. Was leider nach dem Jetzigen TSG noch mit TS geschieht."
J.M. (Berlin)
"Ich bin selbst als transsexueller Mensch auf die Welt gekommen. Ich
hatte leider nie eine Wahl zu entscheiden. Inzwischen bemühe ich mich
endlich zu werden was ich bin. Ich weiß seit Geburt, dass ich eine Frau
bin. Kein Mann."
...
"Es sollte uns insgesamt einfach leichter gemacht werden, in dieser
Welt anerkannt und akzeptiert zu werden so wie wir sind. Damit wäre uns
sehr geholfen."
Frau aus Bad Säckingen
"Mit dem Begriff ‚Geschlechtsidentitätsstörung' haben die Leute
gleichzeitig eine psychische Störung im Sinn und auch durch die
ICD-Bestimmung wird der Transsexuelle an sich als ‚krank' abgestempelt.
Besonders krank fühle ich mich eigentlich nicht; finde es schlicht
normal, meinem Wunsch nach der für mich passenden Identität nachzugehen
und alles dafür zu tun. Aufgrund vieler Wege, die mich zum Ziel bringen
und viel Bürokratie wird schon sehr viel Energie gebraucht, für die
aber auch schon viele Transsexuelle keine Kraft aufbringen können, nach
jahrelangem Leiden und Grübeln über die Identität. Auch nicht wenige
haben Depressionen oder andere psychische Erkrankungen, aufgrund der
eigenen Unterdrückung ihrer Gefühle und ihrer Rolle. So wird es nicht
unbedingt einfacher gemacht, sich mehr mit seiner Identität und seiner
Rolle zu beschäftigen."
Tom Marlon
"Ich finde das Wort ‚transsexuell' fast ebenso problematisch wie
‚Geschlechtsidentitätsstörung'. Ansonsten denke ich, dass sehr viele
Reformen im Hinblick auf den Umgang mit transidenten Menschen nötig
sind (medizinisch als auch sozial), die Lage ist weltweit beschissen.
Ich habe das am eigenen Leib und an der eigenen Seele erfahren."
ZaraPaz
"Als ich mich meiner Schwester anvertraut habe, und sie es sehr gut
aufnahm, sagte sie bei einem Besuch zu mir: Jetzt endlich sehe ich,
dass du ehrliche Augen hast, du kamst mir immer falsch vor. Nun sehe
ich einem ehrlichen Menschen in die Augen und muß sagen, du bist mir
als Schwester willkommen. So mag und akzeptier ich dich. Und es gab das
erste mal eine Umarmung mit meiner Schwester. Das tat echt gut."
Jasmin Nerlich
"Weil bei diesem Reformvorschlag endlich berücksichtigt wird, dass die Psyche geschlechtsbestimmender ist als der Körper"
Jürgen Zöpf
"A) Ich denke, es sollte verhindert werden, dass sich Menschen ‚aus
einer Laune heraus' oder aufgrund von erhofften sozialen/beruflichen
Vorteilen umtragen lassen. Daher sollte man vor der Umtragung zumindest
ein Gespräch mit einem Psychologen führen, der feststellt, welche
Motivation die Person hat. Selbstverständlich müssten hierzu neue
standardisierte Fragebögen/Tests entwickelt werden, damit die
Beurteilung des Psychologen durch ein objektives Verfahren gestützt
wird. B) Ich bin auf jeden Fall dafür, dass sowohl die Klassifikation
der ‚Geschlechtsidentitätsstörung' bzw. der ‚gender identity disorder'
sowie Transsexualität im ICD-11 und DSM-V nicht mehr vorkommen. Für
mich stellen diese Klassifikationen einen inakzeptablen Ersatz für die
als Störung gestrichene Homosexualität dar."
Jasmin Kizilirmak
"Weil es für die Betroffenen ohnehin schon schwer genug ist, sich selbst einzugestehen das sie transsexuell sind - mit dem Outing leidet der Intersexuelle lange Zeit, was auch von den negativen Erlebnissen seiner Mitmenschen im persönlichen Umfeld zum Grossteil sehr stark geprägt wird. Durch die neue Reform wird es für die intersexuelle Person jedenfalls eine wesentliche Erleichterung darstellen, sich mit seiner Geschlechtszugehörigkeit die dann rechtlich und gesetzlich schneller abgewickelt wird zurecht zu finden! Abschliessend sollte natürlich die operation erfolgen um den Körper an die Psyche anzupassen um in Einklang mit sich selbst und seiner Umwelt Leben zu können."
Nadine, Marquardt (intersexuelle Frau aus Augsburg)
"Jeder Mensch hat ein Recht darauf, in seinem empfundenen Geschlecht anerkannt zu werden. Die Entscheidung über die Geschlechtszugehörigkeit eines Menschen darf nicht an Dritte (=Gutacher) abgegeben werden. Das Gutachterverfahren ist eine Entmündigung des Menschen."
Mann aus Marburg
"Ich bin eine Frau, die z. Zt. das Gutachterverfahren durchläuft und leide unter dem sehr aufwendigen Verfahren. Wem würde es schaden, wenn die VÄ und PÄ ein reiner Verwaltungsakt wäre? Ich glaube Niemanden und für die Betroffenen wäre es eine Hilfe auf ihrem, mit Sicherheit trotz allem, nicht leichten Weg."
Christine Jäschke (Karstädt)
Tina Elste (Wolfen)
"Weil ich bin wie ich bin und die Welt hat mich so zu respektieren, ganz gleich, ob es Otto Biedermeier und Lieschen Borniert nicht schmeckt, dass ich eine Shemale bin. Die Heteronormativität und das binäre Geschlechtsbild der Ewiggestrigen (Vgl. Kommentar vom 25.11.2008) ist menschenrechtsfeindlich und nicht länger duldbar."
Katrina R (Frankfurt am Main)
"ICH bestimme wer und was ich bin. warum soll ich erst beweisen, was ich NICHT bin, um der sein zu dürfen, der ich bin..."
M.T. Schneider (Dortmund)
"Ich finde alle Ideen und Vorschläge sehr gut! Doch leider muss ich dazu sagen, dass ich die Hoffnung (und deshalb manchmal auch meinen Lebensmut) aufgegeben habe, dass sich in der näheren Zukunft in dieser Hinsicht etwas ändern wird. Wenn ich mir ansehe, wieviel Mühe sich Kim seit Ende 2006 gegeben, mit wievielen Personen und Organisationen Sie gesprochen hat und wenn ich dann die Verschleppung, das fehlende Verständnis (oder Verstehenwollen?) und das "Aussitzen" des "Problems" auf der Gegenseite sehe, wird mir jede Zuversicht genommen...Muss sich erst eine Gruppe von Transsexuellen öffentlich und medienwirksam das Leben nehmen, bis etwas gegen die permanente Abqualifizierung als "psychisch gestört" und die seit Jahren andauernde Menschenverachtung und Grundrechtsverletzung unternommen wird?"
Kai Nagel (Heide/Holstein)
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Möchtest Du die Reform auch ohne Teilnahme an der Umfrage unterstützen? Dann schick einfach eine Mail mit deinem Kommentar an: recht(ät)mut23.org.
Weitere Stimmen zum Thema:
"Die Naturgesetze kennen jedoch kein Tabu, und Tatsachen bleiben Tatsachen. Intersexualität besteht im Körper als auch im Geiste."
(Harry Benjamin, 1966 aus: The Transsexual Phenomenon)
"Transsexuelle Menschen haben zwar einen männl./weibl. Körper, aber der komplette Rest an ihnen ist dem anderen, ihrem eigentlichen Geschlecht zugehörig. D.h.: Wenn eine Transsexuelle Frau einen Männerkörper hat, dann ist der Rest an ihr weiblich, fühlt und denkt wie eine Frau und kommt mit dem Männerkörper nicht klar und verachtet alles das, worauf Männer stolz sind. Das heißt, sie ist in Wirklichkeit weiblich!"
"Es stimmt schon, dass es viele Menschen gibt, die F64.0 sind. Ich kenne viele davon. Aber viele eben nicht. Viele (wenn auch die Minderheit) haben nicht das Problem ein Mann zu sein der eine Frau werden will. ... F64.0. Nein, ich bin eine Frau und war das schon immer. Keine Operation der welt macht mich zur Frau. Ich bin eine. Aber ich bin eine entstellte Frau. Und unter diesen Entstellungen leide ich. So wie auch jede andere Frau unter diesen Entstellungen leiden würde."
(Betroffene aus Hamburg)
"Wenn ein (transsexuelles) Kind geboren wird, besitzt es das Gehirn des einen Geschlechts, aber die Genitalien des anderen und deswegen wurde sein Geschlecht zur Geburt falsch bestimmt."
(Lynne Jones, Mitglied des englischen Parliaments)
"Mir ist eines klar: Transsexuelle fühlen sich nicht als Mann/Frau, sondern sie sind Mann oder Frau. ...und der Körper hat das konträre Geschlecht."
(Aus einer Diplomarbeit zum Thema 2006)
"Eine Frau möchte reden, artikulieren, gestikulieren, argumentieren und ihren Gefühlen Ausdruck geben können, ohne sich zu verbiegen. Eine Frau möchte aussehen wie eine Frau aussieht. Eine Frau möchte Sex haben, wie eine Frau Sex hat."
(Betroffene aus Frankfurt)
"Ich bin sicher, dass sich die gesellschaftliche und rechtliche Lage durch den Kampf, den Sie führen, verändern wird; das Recht kommt immer nach der gesellschaftlichen Durchsetzung von Rechtsansprüchen; so war bzw. ist es beim Kampf um Frauenrechte, so beim Kampf um die Rechte von Lesben und Schwulen. Mein Fazit: Besser als mit den Grund- und Menschenrechten können Sie diesen Kampf um Ihre Rechte gar nicht begründen und führen."
(Prof. Dr. Hans Jörg Sandkühler - Leiter der deutschen Abteilung „Wissenskulturen, Transkulturalität, Menschenrechte“ des UNESCO-Lehrstuhls für Philosophie in einer Emailantwort an mut23.org)
"wenn sie meinen gibt es Frauen die mit einem Penis geboren wurden, weil sie im Gehirn anders eingerichtet sind, weil sie nicht-männlich eingerichtet sind... dann sieht es so aus, dass es zumindest einiger solcher Individuen gibt"
(Heino F. L. Meyer-Bahlburg, Professor of Clinical Psychology, amerikanischer Transsexualismusexperte und Mitglied der WPATH in einer Audioantwort an mut23.org)
"Ich stimme ihnen zu: Das Gehirn bestimmt das Geschlecht. Dies ist auch die Grundlage für die Operation (den Körper an die Identität des Gehirns anzupassen)"
(Professor Dr. Dick F. Swaab, Amsterdam, in einer Emailantwort an mut23.org)
"I am a girl"
(4-jähriges Mädchen in einer Dokumentation des Senders ABC im April 2007)
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