Antwort des Herrn Breuer:
"Wie TS im ICD klassifiziert wird, obliegt mir nicht, sondern dazu
bestimmten Gremien. Ich kann allerdings nicht erkennen, dass eine Frau
gezwungen wird, sich zum Mann zu erklären, der eine Störung hat. Das
verlangt niemand. Zutreffend ist allerdings, dass beim derzeitigen ICD
gem. F64.0 eine Person mit männlichem Körper und weiblicher Identität
als transsexuelle Person mit einer Geschlechtsidentitätsstörung
betrachtet wird."
Kommentar:
Der DSM-IV ist quasi der Ausgangspunkt für die Formulierung im ICD10 -
hier heisst es: eine Geschlechtsidentitätsstörung zeige sich durch 'Ein
starkes und andauerndes Zugehörigkeitsgefühl zum anderen Geschlecht'.
Wenn ich mich, als Frau, nun meinem eigenen Geschlecht zugehörig fühle,
und lediglich der Körper von meinem angeborenen Geschlecht abweicht,
dann kann ich nun nicht eine Geschlechtsidentitätsstörung haben,
sondern lediglich eine körperliche Abweichung von meinem
Geburtsgeschlecht (nichts anderes sagt der Satz "Ich bin im falschen
Körper geboren"). Einzig und alleine wenn der Körper bzw. die
sichtbaren Geschlechtsmerkmale geschlechtsbestimmend wären, dann könnte
ich mich dem anderen Geschlecht zugehörig empfinden. Nun würde aber
auch dies nun nicht funktionieren, da, wäre der Körper nun
geschlechtsbestimmend, gar nicht wissen (oder offiziell "fühlen")
könnte wie eine Frau.
Damit bliebe nur folgendes:
Wäre der Körper geschlechtsbestimmend, dann funktioniert die Behandlung
nicht, weil ich dann ja lediglich eine psychische Störung hätte, die
aber nichts mit dem Geschlecht zu tun haben könnte, sondern lediglich
von anderer Natur wäre. Ist aber nun davon auszugehen - und ich denke
die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben dies bereits bewiesen -
dass der Körper nun nicht geschlechtsbestimmend ist, dann bin ich in
der Tat eine Frau und kein Mann, und kann mich eben nicht dem
Gegengeschlecht zugehörig fühlen, sondern nur meinem eigenen.
Es wird zeit, dass die Psychologie erkennt, daß sie
hier den selben Logikfehler begeht, wie noch Ende der 60er im
Zusammenhang mit Homosexualität, als diese noch "sexuelle
Orientierungsstörung" genannt wurde und ebenfalls als psychische
Störung im ICD klassifiziert war.
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