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Respekt vor Geschlechtsidentit
Die Geschlechtsidentität eines Menschen zu respektieren, heisst das Geschlecht anzuerkennen, von dem ein Mensch weiss, dass er ihm angehört. Wenn nun also ein Mensch der mit Penis und Hoden geboren wurde weiss ein Mädchen zu sein, dann heisst nun der Respekt vor der Geschlechtsidentität dieses Mädchen als Mädchen anzuerkennen. Interessanterweise ist aber ein Fehler weitverbreitet, den Menschen begehen, die von sich selbst annehmen sie würden die Geschlechtsidentität eines transsexuellen Menschen respektieren, nämlich wenn sie sagen "Ich respektiere es, wenn sich ein Junge wie ein Mädchen fühlt" oder "Ich akzeptiere es, wenn sich ein Mädchen wie ein Junge empfindet".

Einschub 1:

"Früher hat es mehr Männer gegeben, die Frauen werden wollten und inzwischen haben sich die Zahlen in etwa angeglichen. Das heisst, wenn jemand mit so einem Wunsch zu uns kommt muss man natürlich sehr genau prüfen, was bedeutet das im Einzelfall, ist das nur ein Mann der gerne versorgt werden will, oder kann der wirklich als Frau leben - ist das jemand, die ungern Frau ist, oder kann sie diesen Weg wirklich auf Dauer gehen?"



Sophinette Becker, Erstellerin der deutschen Standards of Care (von der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung) zur Behandlung transsexueller Menschen, Anfang 2008 im ZDF

Interessant ist der Denk- und Logikfehler dahinter, der das grundsätzliche Geschlecht eines Menschen auf den Körper bezieht und meint, ein transsexueller Mensch fühle sich irgendwie anders als sein körperliches, gern auch als biologisch bezeichnetes Geschlecht. Ein Junge fühlt sich wie ein Mädchen? Wieso soll es ein Junge sein? Weil es einen Penis hat?

Einschub 2:

"Sie sehen doch das Kind hat einen Penis, also ist es kein Mädchen"



Bernd Meyenburg, Kinderpsychologe und "Experte" für "Geschlechtsidentitätsstörungen", Juni 2008 in einem Telefonat mit Menschenrecht und Transsexualität

Sollte also das Vorhandensein oder das Fehlen eines Penis tatsächlich noch als geschlechtsbestimmend angenommen werden, obwohl es genügend Hinweise dazu gibt, dass dem nicht so ist?

Das Gehirn ist das wichtigste Organ des Menschen - ergo auch das wichtigste Organ für die letzendliche Geschlechtsbestimmung. Alle anderen Merkmale wie das Vorhandensein eines Penis können zwar bei der Mehrheit aller Menschen als deckungsgleich mit dem Geburtsgeschlecht gesehen werden, doch gibt es eben Menschen, bei denen dieser Geschlechtshinweis sich hinterher als falsch herausstellt - eben auch bei transsexuellen Menschen.

Das Gehirn ist quasi der Ort, an dem sich die Psyche befindet - alle psychischen Phänomene sind das Produkt unseres Gehirns. Wenn also nun ein Mensch eine weibliche Geschlechtsidentität besitzt, dann ist anzunehmen, dass es sich um eine Frau handelt - ist sie mit Penis und Hoden geboren worden, eine als "transsexuell" bezeichnete Frau.

Respekt vor der Geschlechtsidentität eines Menschen heisst also das Geburtsgeschlecht eines Menschen zu respektieren.

Wie macht man das?

Sicher nicht, indem man behauptet, eine transsexuelle Frau wäre ein Mann, der sich "fühlt wie" eine Frau. Oder indem man das Gerücht verbreitet, transsexuelle Männer, wären Frauen, die sich "fühlen wie" Männer. Trotzdem wird genau das immer wieder getan. Die Psychoanalyse bezeichnet transsexuelle Menschen so, indem sie ihnen eine "Geschlechtsidentitätsstörung" unterstellen - eine Verletzung des Respektes vor der Geschlechtsidentität transsexueller Menschen. Leider gibt es immer noch Menschen, die dieser Respektsverletzung blind folgen, weil sie denken, dass jemand der einen Prof. im Titel trägt, nicht irren kann. Was, wenn doch? Wer ist so mutig, sich dann für diese Menschen einzusetzen, die unter der geschlechtlichen Fehlzuordnung zu leiden haben? Und wie macht man das am besten? Es ist ganz einfach: Die geschlechtliche Identität eines Menschen respektieren.

Ein transsexuelles Mädchen ist ein Mädchen - auch wenn es mit Penis und Hoden geboren wurde. Ein transsexueller Junge ist ein Junge - auch wenn er mit Vagina und Gebärmutter auf die Welt kam. Transsexuelle Menschen werden nicht das Geschlecht, von dem sie behaupten ihm anzugehören, sie waren es schon immer. Oder glaubt irgendwer tatsächlich noch, dass das Geschlecht eines Menschen sich dann ändert, wenn ein Chirurg Hand anlegt? Penis=Mann, Kein Penis=Frau? Wer genau hinsieht, wird in dem mangelnden Respekt vor transsexuellen Menschen erkennen, wer diese Gleichung noch als gültig annimmt, obwohl sie längst widerlegt wurde.

Hier ein paar Beispiele für die Nichtanerkennung der geschlechtlichen Identität transsexueller Menschen (Es sind Begriffe, bei denen sich lohnt, einmal darüber nachzudenken, warum sie Menschen verwenden):

  • Mann-zu-Frau
  • Frau-zu-Mann
  • Mann, der fühlt wie eine Frau
  • Frau, die fühlt wie ein Mann
  • Geschlechtsumwandlung
  • Geschlechtsidentitätsstörung
Geschlecht lässt sich wandeln

Jeder dieser Begriffe ist ein Ausdruck vor dem mangelnden Respekt vor dem eigentlichen Geschlecht transsexueller Menschen. Das Geschlecht eines Menschen lässt sich nicht ändern, weder durch Chirurgenhand, noch durch einen äusseren Rollenwandel von einem Geschlechterklischee zum anderen. Jeder Mensch ist, was er ist. Dies anzuerkennen ist der wichtigste Schritt für die Anerkennung transsexueller Menschen. Wo anderes zur Grundlage gemacht wird, wie zum Beispiel im Transsexuellengesetz, in welchem die Geschlechtsfremdbestimmung durch Gutachter zum Kern des Verfahrens wurde, wird gegen Menschenrecht verstossen.

Die Geschlechtsidentität transsexueller Menschen anzuerkennen ist anderseits ganz einfach: Man tut es einfach. Dann erkennt man eventuell auch, was transsexuelle Menschen wirklich für Probleme haben. Und man erkennt möglicherweise die Sorgen und Nöte der Menschen, die als Kind bereits wissen, dass ihr Körper an manchen Stellen vom eigentlichen Geburtsgeschlecht abweicht.

Hier ein Beispiel, wie einfach das geht:

Karin Prummer und Dominik Stawski berichteten in Heft 31/2008 des SZ-Magazins über ein transsexuelles Mädchen namens Nina, die mit Penis und Hoden geboren wurde und verwendeten durchgehend das Personalpronomen "sie" - für ein Mädchen auch das richtige. So schreiben sie:

"Nina geht in die 4 b, trägt zu Hause gern Röcke und Ringelstrümpfe und tanzt am liebsten zur Musik von Mark Medlock und Rihanna durch ihr Zimmer – ein hübsches Mädchen. Wäre da nicht ihr Körper."

und weiter...

"Es war abends, kurz vor dem Schlafengehen. Nina stand nackt vor dem Spiegel im Badezimmer. Sie starrte auf ihren Penis. »Mama, ich will den nicht.« Ninas Mutter Beate setzte sich auf den Rand der Badewanne, hob ihr Kind auf den Schoß und erklärte, wie Mütter eben erklären: Das gehört zu dir, weil du ein Junge bist. Die Mama hat das nicht, weil sie ein Mädchen ist. Das ist ganz normal, verstehst du? Nina schüttelte den Kopf, weinte, wurde mit jedem Satz ihrer Mutter wütender. »Ich möchte ihn abschneiden!«, schrie sie."

"Die ersten Schulwochen als Nina sind ein einziger Spießrutenlauf. Geht sie aufs Mädchenklo, schreien alle Mädchen: »Iiih, ein Junge geht aufs Mädchenklo.« Geht sie aufs Jungenklo, schreien alle Jungen: »Iiih, ein Mädchen geht aufs Jungenklo.«"

Vielleicht könnte hier ein wenig Aufklärung für ein wenig Erleichterung sorgen (danke dafür an die Redakteure der SZ)? Wenn Lehrer, Eltern, Psychologen und Medien endlich einmal anerkennen würden, dass ein transsexuelles Mädchen trotzt Vorhandenseins eines Penis niemals Junge war und ein transsexueller Junge trotz angeborener Vagina und Gebärmutter niemals ein Mädchen - aus Respekt vor der Geschlechtsidentität transsexueller Menschen, oder einfach nur, weil es einfach dumm ist, die falsche Gleichung Penis=Mann, Vagina=Frau weiterhin als wahr zu bezeichnen. Es wird Zeit sich vom Schwanzkult unserer Gesellschaft zu verabschieden.

Links:

Mädchen sind willkommen (Jungs nicht), SZ-Magazin Heft 31/2008 Direktlink,
oder Download Kopie

Film: Geschlechtsidentitätsstörungen

 

Wichtiger Hinweis: Der Begriff "Geschlechtsidentität" in älteren Artikeln auf dieser Website meint etwas völlig anderes, als das, was offiziell unter "gender identity" verstanden wird. "Geschlechtsidentität" meint auf mut23 das Wissen um seine eigene Geschlechtszugehörigkeit bzw. einfach nur Geschlecht. Da die Verwechslungsgefahr zu "gender identity" aber gross ist, kommt der Begriff "Geschlechtsidentität" in neueren Artikeln nicht mehr vor. Übrigens: Eine "gender identity" gibt es nicht. Die Vorstellung einer "gender identity" basiert auf Geschlechtsrollen-Klischees, der Vorstellung von Mann-Frau-"Verhaltensweisen" und gehört Geschlechtsstereotypen, die transphobe Gesellschaften dazu missbrauchen, transsexuellen Menschen ihr Recht auf ihr Geschlecht zu verwehren. Der Begriff "gender identity" wurde von John Money erfunden, und dient bis heute als Grundlage für geschlechtliche Zwangszuweisungen wie der Verstümmelung intersexueller Menschen und der Psychiatrisierung transsexueller Menschen.

 


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